piwik no script img

Gewalt gegen Geflüchtete in SachsenDer ganz alltägliche Rassismus

Rund 30 Menschen haben in Jahnsdorf einen Bus mit Geflüchteten angegriffen. Sie warfen Gegenstände, zündeten Böller und verletzten den Busfahrer.

Flughafen Chemnitz-Jahnsdorf: Vielleicht sollte man Geflüchtete besser einfliegen, um sie vor rassistischen Angriffen zu schützen Foto: dpa

Leipzig afp/dpa | Im sächsischen Jahnsdorf haben rund 30 Menschen die Zufahrt zu einer Asylunterkunft blockiert und einen Bus mit Flüchtlingen angegriffen. Aus der Gruppe heraus seien am Donnerstagabend Gegenstände in Richtung des Busses geworfen und Böller gezündet worden, wie das für extremistische Straftaten zuständige Operative Abwehrzentrum der sächsischen Polizei (OAZ) am Freitag in Leipzig mitteilte.

Der Busfahrer wurde durch einen Böller leicht am Fuß verletzt. Auch eine Fensterscheibe des Busses ging zu Bruch. Die Asylbewerber, die als erste in die Unterkunft in der Erzgebirgsgemeinde einziehen sollten, wurden nach Polizeiangaben zunächst anderweitig untergebracht. Gegen die Blockierer wird wegen Landfriedensbruch ermittelt.

Auch an anderen Orten in Sachsen waren in den vergangenen Monaten wiederholt Zufahrten zu Flüchtlingsunterkünften blockiert sowie Asylbewerberheime und Flüchtlinge angegriffen worden.

Bereits im August fanden im sächsischen Heidenau rassistische Krawalle statt: Rechte hatten versucht, den Einzug von Flüchtlingen in einen früheren Baumarkt in der sächsischen Kleinstadt zu verhindern. Dabei waren mehr als 30 Polizisten verletzt worden. Später wurde Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bei einem Besuch der Unterkunft auf übelste Weise beschimpft. Die Vorfälle brachten die Stadt Heidenau in der Nähe von Dresden international in die Schlagzeilen.

Auch im sächsischen Freital hatte es wiederholt Anschläge auf Flüchtlingsunterkünfte gegeben. Ende Juli war dort auch ein Anschlag auf das Auto des Freitaler Linken-Stadtrats Michael Richter verübt worden. In Freital machen Rechtsextreme und selbsternannte „Bürgerwehren“ schon seit Monaten in aggressiver Weise Stimmung gegen Flüchtlinge.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

5 Kommentare

 / 
  • "Alltäglicher Rassismus" ?

    Ist auch erklärbar als historisch ererbte Angstkultur!

    Angst vor dem Fremden, dem Unbekannten..

    Und zeugt m.E. einerseits von Bildungsferne..

    und zum anderen von Angst, die eigene Soziale Existenz als bedroht zu

    empfinden..

  • Wie wäre es denn mit einem antifaschistischem Schutzwall II?

    Dann könnten die besorgten Bürger mit Feuerzeug und Baseballschläger in ihrem Freigehege schön unter sich bleiben.

    Natürlich dürfte da dann nichts fremdländisches hinein wie Kartoffeln und Tomaten (stammen aus Südamerika), Elektrizität (hat ein US-Amerikaner entdeckt), Lateinische Buchstaben und arabische Ziffern, etc.

    Dann könntn se ändlisch fernünftisch unter sisch in ihren Zelten und Höhlen wohnen ohne dieses ganse undoitsche ausländische Zoigs, nöt woa.

  • 7G
    74450 (Profil gelöscht)

    Ich rufe zum Boykott von Produkten aus dem Erzgebirge auf!

     

    Meiden Sie Weihnachtsmärkte und alle Orte, an denen Sie mit Produkten aus dieser Parallelwelt in Kontakt kommen könnten!

  • ...und wieviele Straftäter wurden verhaftet? welche Anzeigen wurden gestellt? Und warum bitte bringt man Geflüchtete Menschen in Gefahr, indem man sie an Orte schickt, wo der Staat offensichtlich die Kontrolle über Recht und Ordnung verloren hat? Wäre es nicht angebracht erstmal die staatliche Ordnung in Freital und andernorts wieder herzustellen, z.b. mit nächtlichen Ausgangssperren und Meldeauflagen für stadtbekannte Straftäter?

  • 1G
    1714 (Profil gelöscht)

    Staatsversagen. Sächsisches Staatsversagen. Nichts weniger!!