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Endlich Musterland!

Pflege-tarif

Den „Stein ins Rollen“ zu bringen hatte Ver.di schon länger vor. Jetzt rollt er und hat gute Chancen, von Niedersachsen aus den Rest der Bundesrepublik zu erreichen: Am Dienstag beginnt in Hannover die vermutlich letzte Verhandlungsrunde zwischen der Dienstleistungsgewerkschaft und Trägern der Altenpflege. Der Landeswirtschaftsminister soll den Tarifvertrag, über den man sich mit Diakonie, Caritas, Paritätischem Wohlfahrtsverband sowie Arbeiterwohlfahrt verständigen wird, als ersten für diese Branche in Deutschland für allgemeinverbindlich erklären.

Etwas anderes hätte auch keinen Sinn. Denn der Organisationsgrad der AltenpflegerInnen ist erbärmlich: Gerade mal 15 Prozent von ihnen sind Gewerkschaftsmitglieder. Bei Müllwerkern liegt die Quote bei 80 Prozent. Durch die Verbindlichkeits-Erklärung aber würde der Vertrag auch diejenigen Arbeitgeber, die sich bislang nicht an den Verhandlungen beteiligen, verpflichten – und nicht bloß Gewerkschaftsmitglieder, sondern alle 105.000 Pflegekräfte des Landes besser stellen.

Dass sich diese neue Entwicklung in Niedersachsen abspielt, hat Gründe: In keinem westdeutschen Bundesland verdienen AltenpflegerInnen schlechter, die Differenz zu Spitzenreiter Bayern beträgt 500 Euro pro Monat. Zudem hatte sich Sozialministerin Cornelia Rundt (SPD) seit 2013 für die Neuregelung eingesetzt. Anfang des Jahres hatten die Beteiligten als Pilotprojekt einen Tarif für Niedersachsens Altenpflege-Azubis ausgehandelt und verbindlich erklären lassen.

Auf seiner Jahresmitgliederversammlung in Berlin hat der Arbeitgeberverband Pflege beschlossen, Niedersachsens Beispiel zu folgen – und Verhandlungen über einen bundesweiten Azubi-Tarif aufzunehmen. bes

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