: Angst vor den Rückkehrern
Reaktionen Russischer Kampfflieger gerät auf türkisches Gebiet. Die Militäraktion in Syrien diene der Sicherheit Russlands vor dem IS-Terror
Laut der russischen Nachrichtenagentur RIA sind mehrere tausend Kämpfer des IS, der Al-Nusra-Front und anderer Gruppen vor den russischen Luftangriffen nach Jordanien geflohen. Moskau unterscheidet nicht zwischen dem IS und den anderen Gruppierungen, die ebenfalls Baschar al-Assad bekämpfen. Dass diese Formationen nicht dem IS angehören oder ihn sogar bekämpfen, verschweigt Moskau. Darunter sind auch solche, die in Tschetschenien im Kampf mit der russischen Armee Erfahrung sammeln konnten. Nach offizieller russischer Darstellung erscheint jeder, der sich in Syrien gegen Assad erhebt, als Terrorist – so wie sich daheim jeder Gegenspieler Präsident Wladimir Putins dem Generalverdacht des Extremismus aussetzt. Russland sehe seine Sicherheit gefährdet, sagte der Präsidialamts-Chef Sergei Iwanow zur Begründung der Intervention in Syrien. Rückkehrer aus den Reihen des IS könnten den Terror zu Hause wieder anheizen.
Seit den Olympischen Spielen 2014 in Sotschi ist es in Russland ruhiger geworden. Nach Schätzungen des Onlineportals Kawkaski Usel (Kaukasischer Knoten) wurden bei Terroranschlägen 2013 noch 1.149 Personen getötet oder verletzt. 2014 sank die Opferzahl auf 525. Dieses Jahr dürften es noch weniger werden.
Seit dem Bürgerkrieg in Syrien haben die Aktivitäten des kaukasischen Untergrunds merklich abgenommen. Vor den Olympischen Spielen ging der Kreml mit äußerster Härte gegen Islamisten vor und zerstörte lebenswichtige Strukturen des Kaukasischen Emirats (KE). Das Terrornetzwerk war seit 2007 für die meisten Anschläge in Russland verantwortlich. Der Terror hat sich unterdessen nur nach Syrien verlagert. Seine sozialen und gesellschaftlichen Ursachen wurden im Nordkaukasus nicht beseitigt. Korruption, Rechtlosigkeit und mangelnde Aufstiegschancen bestimmen weiterhin den Alltag und radikalisieren die Jugend. Inzwischen wächst der Zuspruch zum IS. Klaus-Helge Donath
Mehr zum Thema Russland und der IS unter www.taz.de
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen