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Polizeigewalt in den USASchwarzer Rollstuhlfahrer getötet

Polizisten in Delaware haben einen schwarzen Mann im Rollstuhl erschossen. Er soll angeblich bewaffnet gewesen sein. Seine Mutter bestreitet das.

Gerade erst wurde ein Schwarzer in der Nähe von Wilmington, Delaware, erschossen. Foto: ap

Washington afp | In den USA sorgt ein neuer Fall von tödlicher Polizeigewalt gegen einen Schwarzen für Empörung: In Wilmington im US-Bundesstaat Delaware erschossen Polizisten am helllichten Tag einen schwarzen Rollstuhlfahrer, weil dieser angeblich bewaffnet war. Ein Video von dem Vorfall vom Mittwoch wurde im Internet veröffentlicht. Darin ist der 28-jährige Jeremy McDole in einem Rollstuhl hinter einem am Straßenrand parkenden Auto zu sehen. Es ist nicht zu erkennen, ob der junge Mann eine Waffe bei sich trägt.

Das Video zeigt einen Polizisten, der McDole anschreit, er solle seine Hände erheben. Anschließend ist ein einzelner Schuss zu hören, woraufhin der Beamte seine Aufforderung wiederholt und hinzufügt, McDole solle seine Waffe ablegen. Mehrere weitere Polizisten tauchen auf und rufen „Hände hoch, nimm deine Hände hoch!“. Der Rollstuhlfahrer kommt der Aufforderung nicht nach. Dann fallen mehrere Schüsse. Der Mann kippt um und fällt aus dem Rollstuhl. Er wurde auf der Stelle für tot erklärt.

Nach Angaben der Polizei war dem Vorfall ein Anruf vorausgegangen. Darin wurde auf einen bewaffneten Mann in einem Rollstuhl hingewiesen, der sich möglicherweise selbst eine Schusswunde zugefügt habe. Laut Medienberichten sagte der Polizeichef von Wilmington, Bobby Cummings, McDole sei der Aufforderung der Polizisten nicht nachgekommen, seine Hände zu erheben. Er habe auch seine Waffe nicht auf dem Boden ablegen wollen. McDole sei getötet worden, als er seine Waffe habe ziehen wollen.

Die Mutter des Opfers, Phyllis McDole, bestreitet die Angaben. „Das Video zeigt, dass er keine Waffe zog. Er hatte seine Hände auf dem Schoss, als sie auf ihn schossen.“ Der Gouverneur von Delaware, Jack Markell, nannte den Vorfall laut Medienberichten „zutiefst verstörend“.

Die Organisation NAACP, die sich für die Rechte schwarzer Bürger einsetzt, forderte die Einsetzung eines Sonderermittlers. Fälle von Polizeigewalt gegen Schwarze in den USA haben in den vergangenen Monaten immer wieder für Schlagzeilen gesorgt. Einige Vorfälle, wie die Tötung des 18-jährigen Michael Brown in Ferguson im Bundesstaat Missouri im Sommer 2014, lösten schwere Unruhen aus.

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5 Kommentare

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  • Dann äußern Sie mal shcön Ihre Betroffenheit, wenn es Ihnen ein Bedürfnis ist.

     

    Für mich ist das erstaml ein ganz üblicher Fall, der Geschädigte gehört nämlich zu meinem "Kundenkreis"; jednefalls wenn er in Deutschland so zu Tode kommt.

     

    Und um Ihre Frage zu beantworten:

     

    Das war als Hinweis darauf gedacht das der Geschädigte durchaus die Lebenslust verloren hat, nachdem er bis zur teilweisen Immobilisation verletzt worden war. Diesen Umstand habe ich dem Geschädigten nicht zum Vorwurf gemacht. Der Verweis dient lediglich dazu das Handeln hinsichtlich der Motivlage zu erklären.

     

    Ob die Maßnahme überhaupt rechtmäßig und nicht überzogen war ist aus dem Bildmaterial so nicht direckt ableitbar. Wenn keine Gefahr für Dritte gegeben war, der Verdächtige dazu recht immobil war m.E. ein SWG an sich unzweckmäßig.

    Und ein Hinweis aus der Praxis: die "less lethal" Zwangsmittel sind garnicht so harmlos wie gern angepriesen. Außerdem hier auch eher unzweckmäßig, da Taser mit Drähten bei Rollis mit Metallanteil nicht unbedingt wirken und "Gummigeschosse" erstmal verfügbar sein müssten, und dann auch noch (in der Lage) den Oberkörper treffen sollten.

     

    Daher erscheint es durchaus statthaft hier bei statischer Lage ein massiv gebautes Fahrzeug anzufordern und sich in dessen Deckung die letzten Meter anzunähern....

  • Widerstand bleibt Widerstand, unabhängig von Hautfarbe oder Bewegungseinschränkungen.

     

    Der Geschädigte saß schon wegen eines Schussdefektes im Rollstuhl.

     

    Kernproblem: Nicht ablegen einer Waffe, wobei sich da durchaus ein "suicide by cop" nicht ausschließen läßt. Solange die Waffe zugriffsbereit ist, bleibt eine Gefahrenlage bestehen.

    • @KarlM:

      "Der Geschädigte saß schon wegen eines Schussdefektes im Rollstuhl." Was soll mir dieser Satz sagen? Dass es um ihn nicht schade sei?

       

      Der "Geschädigte" war ein Mensch und der "Defekt" eine Verletzung, die er sich übrigens nicht selbst beigebracht hatte.

       

      Ich habe keine Ahnung, was genau passierte, tatsächlich gibt es widersprüchliche Aussagen dazu.

       

      Aber ich finde es schlimm, dass keine harmloseren Methoden gewählt wurden, um den Mann, falls er eine Waffe hatte, zu entwaffnen. Wie die Schwester schon sagte: warum keinen Taser? Warum keine Gummigeschosse?

  • Rollstuhl als Waffe

     

    Weisse Polizisten konnten beweisen, dass Rollstühle gefährliche Waffen sind. Schäuble sollte die USA lieber nicht mehr besuchen.

    • @Helmut Janschke:

      Schäuble ist weiß. Rollstühle sind nur gefährlich, wenn Schwarze sie haben. Das hat sicher mit dem Kontrast zu tun.