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Fremdeln mit der Flexiquote

TEILHABEGESETZ 3.500 Unternehmen müssen heute bekannt geben, wie viele Frauen künftig in ihren Spitzengremien sitzen werden. Die Auskunftsfreude ist begrenzt

Deutsche Manager verzweifelt auf Frauensuche Foto: Westend61/imago

aus berlin Simone Schmollack

Die Berliner Wasserbetriebe stehen gut da. Das bundesweit größte städtische Wasserversorgungsunternehmen mit 4.500 MitarbeiterInnen und einem Umsatz von rund 1,3 Milliarden Euro wird von zwei Männern und einer Frau im Vorstand geleitet. Der Aufsichtsrat ist paritätisch besetzt: vier Frauen und vier Männer.

Das ist nicht unerheblich. Denn ab dem heutigen Mittwoch müssen bis zu 3.500 Unternehmen bekannt geben, wie ihre Führungsebene künftig besetzt sein soll: Wie viele Frauen sollen im Aufsichtsrat sein, wie viele im Vorstand? Wie sollen die Leitungsposten unterhalb dieser Spitzengremien besetzt sein? So schreibt es das sogenannte Gesetz für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern an Führungspositionen vor.

Das Gesetz schreibt neben einer festen Quote für rund 101 börsennotierte und vollmitbestimmungspflichtige Unternehmen auch eine sogenannte Flexiquote für etwa 3.500 Firmen in Deutschland vor, die entweder mitbestimmungspflichtig oder börsennotiert sind. Jetzt beginnt es zu greifen. Aber das ist zahlreichen Unternehmen offenbar nicht bewusst.

Nicht einmal jedes vierte der rund 3.500 betroffenen Unternehmen, die sich jetzt eine selbst gewählte Frauenquote geben und diese veröffentlichen müssen, hat das bisher getan. Das zeigt eine Umfrage der Unternehmensberatung khp in Frankfurt am Main. Darüber hinaus fürchtet jedes fünfte Unternehmen, die Frauenquote nicht erfüllen zu können.

Auch die taz wollte von einigen Firmen wissen, wie ernst sie die Flexiquote nehmen. Die Standardantwort: Dazu können wir jetzt nichts sagen.

Mit wenigen Ausnahmen: Die Kölner Verkehrsbetriebe zum Beispiel haben beschlossen, dass der Aufsichtsrat künftig mit 30 Prozent Frauen besetzt sein soll. Das sagte ein Unternehmenssprecher der taz. Aktuell besteht der Aufsichtsrat aus 18 Männern und zwei Frauen. Im vierköpfigen Vorstand soll es künftig eine Frau geben, die ersten beiden Führungsebenen unterhalb des Vorstands sollen demnächst zu 30 Prozent weiblich sein. Das Verkehrsunternehmen beschäftigt rund 3.000 Bus- und StraßenbahnfahrerInnen, TicketverkäuferInnen, Verwaltungsangestellte. Veröffentlicht werden sollen die Quotenziele am Mittwoch allerdings noch nicht.

Jedes fünfte Unternehmen fürchtet, die Frauenquote nicht erfüllen zu können

Andere Unternehmen stehen weniger gut da. So besteht die Führungsebene des Fußballvereins Borussia Dortmund komplett aus Männern: neun im Aufsichtsrat, 14 im Beirat. Die Direktoren: alles Männer. Oder die Kölner Firma Ströer. An ihr kommt man kaum vorbei, will man im öffentlichen Raum wie an Bushaltestellen oder an großen Wänden Werbung platzieren. Ströer bezeichnet sich selbst als „digitales Multi-Chanell-Medienhaus“ mit 2.500 MitarbeiterInnen, darunter viele Frauen. Im Vorstand und im Aufsichtsrat sitzen jedoch keine Frauen, sondern jeweils drei Männer.

„Ich erwarte, dass sich die Unternehmen an das Gesetz halten“, sagte die für die Quote zuständige Frauenministerin Manuela Schwesig (SPD). Daran zweifelt die Opposition. So ­bezeichnete die frauenpolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion, Ulle Schauws, die Flexiquote als „weichgespült“. Und fordert Nachbesserungen.

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