Nachhaltigkeit in der Ostsee: Fischer fordern höhere Fangquoten
Beifang muss seit Jahresbeginn auf die Fangquote angerechnet werden. Der Deutsche Fischerei-Verband hofft, dass die EU diese Regel aufweicht.
Für den DFV zeigt der Kabeljau: „Fangstopps, wie sie von Umweltverbänden gefordert wurden, sind unnötig.“ Die deutsche Fischwirtschaft erwarte nun, nach Jahren der Beschränkungen, „eine Nachhaltigkeitsdividende“ – zum Beispiel Ausnahmen vom Rückwurfverbot der EU für die meisten Fischarten, das seit Jahresbeginn auf der Ostsee gilt. Demnach dürfen Fischer unbeabsichtigten Beifang von zu kleinen Fischen oder anderen Arten, der sich mit im Netz verheddert hat, nicht über Bord werfen. Damit soll verhindert werden, dass verletzte und sterbende Tiere wieder ins Meer geworfen werden.
Jetzt müssen die Ostseefischer wirklich jeden Fisch an Land bringen und auf ihre Fangquote anrechnen lassen, auch wenn er wegen geringer Größe oder Verletzungen nur zu Tiefstpreisen vor allem an die Tierfutterindustrie verscherbelt werden kann. Das sei nicht praktikabel, sagt DFV-Generalsekretär Peter Breckling, „wir brauchen praxisnahe Ausnahmen“ etwa für überlebensfähige Jungfische.
Was simpel klingt, ist in der Realität komplex. Die Überlebensquote von Nordseeschollen, die zurück ins Meer geworfen wurden, liegt bei „0 bis 100 Prozent“, hat Sarah Kraak vom Rostocker Institut für Ostseefischerei in Tests ermittelt. „Es ist unmöglich, das genauer festzustellen.“ Eine Auskunft, die die Fischer nicht gern hören.
Umkämpft ist auch der Kabeljau in der Ostsee, der dort Dorsch heißt. Eine Reduzierung der Fangquoten für 2015 um bis zu 80 Prozent hatte der Ices empfohlen, für den Fischereiverband unannehmbar. Bislang sei „keine Dorschfischerei in der westlichen Ostsee nach einem der gängigen Nachhaltigkeitsstandards zertifiziert“ worden, rügt der Rat.
Die Dorschfischerei in der Ostsee sei überhaupt nicht nachhaltig, kommentiert Thilo Maack, Fischereiexperte von Greenpeace. Und wenn Breckling prophezeie, die Ostsee werden schon bald „das erste nachhaltig bewirtschaftete Meer der Europäischen Union“ sein, hält Maack das für „einen schlechten Witz“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Auflösung der Ampel-Regierung
Holpriger Versuch endgültig gescheitert
Ampelkoalition zerbricht
Scholz will Vertrauensfrage stellen
Ampelkoalition gescheitert
Endlich!
+++ Ampelkoalition zerbricht +++
Lindner findet sich spitze
Scheitern der Ampelkoalition
Ampel aus die Maus
Trumps Wahlsieg in den USA
Gaga für MAGA