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Erneut Hinweise auf Einsatz von Chemiewaffen

SYRIEN Ein Journalist und NGOs berichten über einen Angriff mit Giftgas in der Provinz Aleppo

Die medizinischen Einrichtungen können den Bedarf nicht abdecken

BEIRUT/BERLIN afp/taz | In Syrien gibt es erneut Hinweise auf den Einsatz von Chemiewaffen. Der Aktivist und Journalist Mamun al-Chatib sagte am Dienstag, mehr als 50 Artilleriegeschosse seien im Zentrum der Rebellenhochburg Marea in der nördlichen Provinz Aleppo eingeschlagen und hätten einen „furchtbaren Gestank“ verbreitet. Er machte die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) verantwortlich, die seit Monaten versucht, die Stadt einzunehmen. Mehrere Hilfsorganisationen berichteten ebenfalls von einem Angriff mit Chemiewaffen.

Al-Chatib, der die oppositionelle Nachrichtenagentur Sabha leitet, sagte, Ärzte eines Krankenhauses hätten von Fällen von Erstickung, Husten, Haut- und Augenirritationen berichtet. Insgesamt seien 25 Menschen betroffen, vier Schwerverletzte seien zur Behandlung in die Türkei gebracht worden.

Ärzte ohne Grenzen (MSF) teilte mit, ihre Mitarbeiter hätten eine vierköpfige Familie behandelt, die in Marea offenbar einem chemischen Kampfstoff ausgesetzt gewesen seien. Die Stadt sei die ganze Woche über Ziel schwerer Angriffe gewesen.

Die Syrian American Medical Society (Sams) erklärte, ihre Ärzte hätten den Stoff als Senfgas identifiziert. In ihrem Feldlazarett in Marea seien 50 Patienten mit Symptomen von chemischen Kampfstoffen behandelt worden. Rund 30 Zivilisten hätten Blasen auf der Haut gehabt. Es seien Proben genommen worden, um diese näher zu untersuchen.

Nach Angaben von MSF hat sich humanitäre Situation in der Provinz Aleppo in der vergangenen Zeit immer weiter verschlechtert. Bei anderen Angriffen wurden während der vergangenen Monate mindestens elf medizinische Einrichtungen mit Fassbomben angegriffen. Die wenigen medizinischen Einrichtungen, die noch funktionieren, sind nicht im Stande, den massiven Bedarf an Hilfe abzudecken.

Zuletzt hatte es Ende Juni Berichte über den Einsatz von chemischen Giftstoffen gegeben. Wie die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) angaben, hätten IS-Kämpfer Artilleriegeschosse in der Stadt Hassake und Umgebung eingesetzt, die mit chemischen Substanzen gefüllt gewesen seien. B.S.

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