Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
Das Tragikomische an der AfD, wie die Grünen einst Kohls Klemmjunta entblößten und Klopps Wort zum Sonntag.
taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der vergangenen Woche?
Friedrich Küppersbusch: Auf seinem Tourplakat sieht Mark Knopfler aus wie Heiner Geißler.
Und was wird besser in dieser?
Heiner Geißler sieht cool aus, ungefähr so wie Mark Knopfler.
Sie waren letzte Woche in Helsinki. Haben Sie ein paar „Wahre Finnen“ getroffen?
Es war sehr hell, winters soll es dort eher sinki sein. Bei den „Wahren Finnen“ fängt die Fremdenfeindlichkeit ja bereits beim Groll gegen die Schweden an, die dummerweise das heutige Finnland und vor allem Helsinki gegründet haben. Deshalb ist die Stadt zweisprachig beschriftet und weltoffen, während die rechtspopulistischen „Wahren Finnen“ im Grunde also so finnisch sind, dass sie auch stark was gegen Finnland haben.
Luís Figo hat seine Kandidatur für das Fifa-Präsidium zurückgezogen. Wie lange müssen wir Sepp Blatter eigentlich noch ertragen?
Man wartet auf den vierten Offiziellen, der an der Seitenlinie die Leuchttafel hochhebt: „Nachspielzeit: Bis er tot umfällt“. Doch Gemach: Blatter als Fußballfunktionär war auch eine Erfindung des deutschen Adidas-Konzerns, und Korruptionsvorwürfe kontert er gern mit gegrinsten Sottisen über die WM-Vergabe an Deutschland 2006. Vielleicht sollte man ihn zur Wiederwahl umbenennen in „das verdeckte Foul“. Da sich die Europäer am meisten an ihm stören, hätte der holländische Gegenkandidat durchhalten, oder sagen wir mal ein Bierhoff antreten müssen. Halt jemand, der nicht mehr möchte, dass ein Konzern Verein spielt.
Eine Kommission hat herausgefunden, dass die Berliner Grünen pädophile Täter unter sich duldeten. Reiner Zufall oder war Pädophilie in der Gründungsphase in der Ideologie der Grünen angelegt?
Und wenn? Bis dahin wurde in Deutschland „vor dem Einschlafen eine Einheitsübung vollführt, wobei der Mann meist eine fahrlässige Penetration durchführt“. Okay, die Sprache ist auch nicht so tobend sexy, doch – nach dieser Rede Waltraud Schoppes im Bundestag 1983 saß das Establishment der alten Bundesrepublik entblößt: Kohls Bundesregierung als zeternde zischelnde Klemmjunta. „Hexe“ – „wäre früher verbrannt worden“ geiferte der bürgerliche Wohlanstand der mutigen Grünen entgegen, die den Kanzler aufforderte, „die Menschen darauf hin[zu]weisen, dass es Formen des Liebesspiels gibt, die lustvoll sind und bei denen man nicht schwanger wird“. So wurden – vor Lesben, Schwulen, BDSMlern und allerhand anderen Neigungsgruppen – die ganz normalen Pflicht- und ZwangsrammlerInnen aller Klassen und Geschlechter befreit.
Das bis dahin obwaltende Tabu schützte sexuelle Gewalt gegen Kinder zuverlässig mit. Solange man „darüber“ nicht redete, konnte sich der Pädophile so unterdrückt fühlen wie der Schwule – und sich die Rechenschaft sparen. Nach damaligem Recht saßen die grünen Knabenschänder in der Nachbarzelle der „175er“, der nach bewahrtem Nazirecht strafbaren Schwulen. Diese Befreiung hat neues, unverzeihliches Unrecht mitgebracht, und zur Ideologie der Grünen gehört, sich ordentlich zu schämen, aufzuklären, und soweit möglich zu entschädigen.
Die AfD zerfällt und spaltet sich weiter und weiter. War das nicht eigentlich eine Spezialität der Linken?
Es ist so tragikomisch, wie alle, die „gegen die Altparteien“ antreten, bald öffentlich vorführen, dass sie deren Job nicht können: Lucke möchte eine Luckepartei, doch wie das geht, wissen vielleicht Merkel, Kohl, Schröder – er hat’s nicht drauf.
Syrische Aktivisten haben E-Mails an die Öffentlichkeit gebracht, in denen Jürgen Todenhöfer 2011 Baschar al-Assads PR-Frau umwarb. 2012 dann bekam er eine Audienz beim syrischen Despoten. Ist es nicht schön, wenn Journalisten die Sache über ihren eigenen Ruf stellen?
Der Spiegel brachte 2014 ein Assad-Interview, tief kundig und mit nanometerfest betonierten Positionen der fragenden Journalisten. Trotzdem mag es Assad als publizistischen Erfolg empfinden, seitenlang im angesehenen deutschen Blatt rumharmlosen zu dürfen. Kurz: Man darf vermuten, dass er Interviews auch ohne jede Schleimerei gewährt, wenn es seiner Agenda frommt. Oder andersherum: Todenhöfer ist Aktivist, kein Journalist. Das muss nicht schlimm sein.
Und was machen die Borussen?
Klopps aufgezeichnetes Wort zum Sonntag, mit dem er vom Westfalenstadion Abschied nahm, wirft schon die Frage auf: Warum dürfen sich Minderheitsreligionen den dafür geeigneten Sendeplatz in der ARD teilen?
FRAGEN: MEIKE LAAFF
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