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IrakWann ziehen die britischen Truppen ab?

Gespräche mit schiitischen Milizen über einen sicheren Abzug sollen bereits seit Wochen im Gange sein.

Vielleicht verlassen die Briten den Irak schon im Oktober. Bild: dpa

KAIRO taz Die Regierung in London wirft publizistische Nebelbomben, um den bevorstehenden Abzug der britischen Truppen aus dem Südirak zu decken. Premierminister Gordon Brown hat es bisher abgelehnt, einen genauen Zeitplan dafür zu nennen. Er hat aber eine Entscheidung angekündigt, wenn das Parlament im Oktober aus der Sommerpause zurückkehrt. Laut einem General der irakischen Armee, könnten sich die Briten bereits in den nächsten Tagen aus einem ihrer wichtigsten lokalen Stützpunkte, einem alten Palast Saddam Husseins zurückziehen.

Die britische Tageszeitung Sunday Times zitiert nun Regierungskreise, laut denen sich die Truppen möglicherweise schon im Oktober ganz aus dem Irak zurückziehen könnten. Drei von vier Provinzen wurden bereits offiziell der irakischen Regierung übergeben. Das Gleiche soll vor dem endgültigen Abzug noch mit der Provinz Basra geschehen. Ob diese Übergabe allerdings reibungslos funktioniert, ist mehr als fraglich. Denn in der zweitgrößten irakischen Stadt haben verschiedene schiitische Milizen das Sagen, die sich im Vorfeld des britischen Abzugs heftige Machtkämpfe liefern, vor allem um die in der Provinz reichlich vorhandenen Ölvorkommen. Die tatsächlichen Machtverhältnisse in der Stadt zeigen sich auch daran, wen sich die britische Armee als Verhandlungspartner sucht. Eine hochrangige Militärquelle hat gegenüber der Sunday Times zugegeben, dass mit den verschiedenen schiitischen Milizen Gespräche zur Gewährleistung eines sicheren Abzugs der Briten "bereits seit Wochen im Gange" seien.

Das international renommierte Politberatungsinstitut "International Crisis Group", schlussfolgert in seinem letzten Irakbericht mit dem Titel "Wohin geht der Irak? - die Lektion Basra": "Basras Einwohner sehen den britischen Schritt nicht als geordneten Rückzug, sondern als schmachvolle Niederlage." Heute sei Basra mehr in der Hand der Milizen als je zuvor. Denn, so der niederschmetternde Bericht: Die Briten "sind gescheitert, einen legitimen und funktionierenden Provinzapparat zu schaffen, der fähig ist die Öleinnahmen gerecht zu verteilen, Recht und Ordnung und einen friedlichen Übergang durchzusetzen".

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