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Kommentar SchultrojanerLizenz zum Ausspähen

Kommentar von Christian Füller

Die Plagiatssoftware wird unkontrolliert Buchkopien, Mails und Notenspiegel ausspähen. Sie wird die Privatheit der Schulen zerstören und ihre Freiheit. Bit für Bit.

K ürzlich empörten sich Piraten und Justizministerin über den Schultrojaner. Das ist eine Kontrollsoftware, die Schulcomputer auf verbotene Kopien von Lehrwerken durchforstet. Leider ist die Öffentlichkeit kaum auf die Debatte angesprungen. Das sollte sie nachholen.

Denn die Erlaubnis der Schulminister für Private, eine Plagiatssoftware zu schreiben, muss zurückgenommen werden: Sie ist nichts anderes als eine Lizenz zum Ausspionieren von Lehrern und Schülern.

Ja, es stimmt. In dem Vertrag zwischen Bildungsministern und Schulbuchverlagen werden wichtige Fragen verhandelt. Und die sind viel komplexer, als es sich mancher Blogger in der rosaroten Zukunft frei verfügbarer Lehrmaterialien ("open educational ressources") erträumt.

taz
CHRISTIAN FÜLLER

ist Bildungsredakteur der taz.

Nur lösen die Kultusminister das Problem ihrerseits ziemlich schlicht, genauer: mit bürgerrechtsfeindlicher Chuzpe: Sie überlassen es einem privatwirtschaftlichen Kartell, die Kontrollsoftware zu programmieren. Aber wer, bitte schön, soll kontrollieren, was die Kontrollsoftware alles "kontrolliert"?

Ist der Plagiatswurm erst im Apfel drin, verschlingt er, was ihm schmeckt - Buchkopien, Mails von Lehrern, womöglich deren Personalblätter und die Notenspiegel der Abiklassen gleich mit. Der kleine Bruder frisst die Privatheit der Schulen auf. Die Freiheit stirbt Bit für Bit.

Den Schulbuchverlagen muss man nicht gram sein. Sie sind nicht fürs Gemeinwohl zuständig, sondern haben das Quasimonopol über eine halbe Milliarde Euro zu verteidigen. Ihr Job ist es, die erodierenden Märkte des (Schul-)Buchdrucks zu konservieren - solange wie möglich.

Denn dass der Online-Tsunami ihre alten Industrien durcheinanderwirbeln wird, steht außer Frage. Aber die Kultusminister, die haben ihren Amtseid auf die Akkumulation des Wissens der Schüler und auf das Vertrauen zu den Lehrern geschworen. Den brechen sie, zum wiederholten Male. Wie lange dürfen die sich das eigentlich noch erlauben?

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2 Kommentare

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  • U
    ulschmitz

    Danke, Herr Füller, Danke!!

     

    Das hier Kommentierte bedenkend, ist es beruhigend, wenn die allein entscheidenden - justiziablen - Daten über Noten etc. auf Papier ausschließlich in der Schule unter Verschluss sind - damit kann jede evtl. ausspionierte Notenliste als "Irrtum" bezeichnet werden.

     

    Was fehlt? Bund, Länder und zuständige Gemeinden sollten endlich die Verlage dazu zwingen, Pauschalabgeltungen / Pauschaltantiemen usw. zu akzeptieren, einschl. des unbeschränkten Rechts auf Kopien - solange diese ausschließlich im Schulgebäude angefertigt werden. Es kann nicht angehen, dass aus Geldmangel komplette Lerngruppen ohne Bücher dastehen und LehrerInnen, wenn sie den Gruppen relevantes Material kopieren, vor dem Kadi landen könnten.

     

    Ganz seltsam wird es dann, wenn Schulen für schweres Geld smartboards und derlei Gimmicks anschaffen - und dann die LehrerInnen nur im eingeschränktesten Sinne Inhalte, Texte, Bilder, Schemata usw. auf diesen smartboards zeigen dürfen.

     

    Andere Lösung: Sobald eine Schule Klassensätze von Schulbüchern kauft, bekommen die entsprechenden Fachschaften das Recht, sämtlich updates, die. im KAufvertrag inklusiv gestellt, über Internet zugeschickt werden, an ihre SchülerInnen weiterzugeben - in welcher Form auch immer; das wäre vor allem für sog. "schnellebige" Fächer (Erdkunde, Wirtschaft/Politik, Geschichte... z.B.) ein wahrer Segen.

  • V
    vic

    Zum Glück haben wir nun mit Baron C&P Guttenberg einen Experten in Sachen Plagiate in der EU.

    Der wird das regeln, ich bin sicher.