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Bürgerkrieg in KolumbienNoch ein Jahr für Frieden

Die kolumbianische Armee tötet 20 Farc-Guerilleros. Präsident Santos setzt der Guerilla die Frist für Verhandlungen bis November 2013.

Jesus Santrich, Mitglied der Farc-Delegation, in Havanna Mitte November. Bild: reuters

BUENOS AIRES taz | Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos hat den Verhandlungen mit der Farc-Guerilla eine Frist gesetzt. Bis „allerspätestens November 2013“ können die Gespräche geführt werden, sagte der Präsident am Sonntag. Sollte die Farc den Frieden wollen, sei seine Regierung dazu bereit, sollte sie jedoch „eine Revolution per Dekret wollen, dann gibt es keinen Frieden“, sagte Santos. Fügte jedoch hinzu, dass jetzt Geduld gefragt sei und niemand vorschnelle Ergebnisse verlangen dürfe.

Regierung und Farc („Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens“) hatten Mitte November zum ersten Mal seit zehn Jahren wieder Friedensgespräche aufgenommen. Vergangenen Freitag ging die erste Verhandlungsrunde zu Ende. Ziel ist, den seit fast 50 Jahren andauernden Bürgerkrieg zwischen Guerilla, Armee und rechtsextremen Paramilitärs zu beenden. Außer der Tatsache, dass versucht werden soll, die Zivilgesellschaft indirekt in die Verhandlungen mit einzubinden, wurde nichts Konkretes bekannt. Die nächste Runde beginnt am 5. Dezember ebenfalls in Havanna.

Auch am Wochenende setzte die Armee ihre Angriffe auf Stellungen der Farc fort. Bei der Bombardierung eines Guerilla-Lagers bei Los Arrayanes in der Provinz Nariño an der Grenze zum Nachbarland Ecuador wurden nach Angaben der Armee 20 Rebellen getötet. Zum Auftakt der Friedensgespräche hatten die Aufständischen eine einseitige Waffenruhe für zwei Monate ausgerufen, der sich die Regierung aber nicht anschloss.

Inzwischen hat die Farc eingeräumt, noch immer Gefangene in ihrer Gewalt zu haben. „Ja, wir haben Kriegsgefangene, und wir werden sie übergeben“, sagte Farc-Verhandlerin Sandra Ramírez in einen Interview mit der kubanischen Zeitung Juventud Rebelde am Sonntag. Noch vergangenen September hatte die Farc erklärt, keine Personen mehr in ihrer Gewalt zu haben.

Nach ihrer Auffassung handelt es sich bei den Gefangenen jedoch um Kriegsgefangene. „In den Gefechten nehmen wir Polizisten und Soldaten gefangen. Das ist etwas anderes: es sind Kriegsgefangene, weil sie während der Gefechte gefangen genommen wurden. Wir respektieren ihre physische Integrität, ihre Vorstellungen und ihre Menschenrechte“, so Sandra Ramírez. Sie könnten im Austausch gegen gefangene Guerilleros übergeben werden. Ramírez sagte nicht, wie viele Menschen die Farc gefangen hält. Die Zahl der inhaftierten Rebellen schätzt sie auf 700 Personen.

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2 Kommentare

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  • JZ
    jan z.

    Wer Gabriel Garcia Marquez gelesen und verstanden hat - erhaehlt eine Ahnung, Kolumbien ist eben andersartig. Deshalb kann man keine Illusionen haben. Jedoch der geopolitische Wille aller Nachbarn - Venezuela, Brasilien, Ecuador, Panama - foerdert eine Loesung. Vor einigen Monaten war Juan Manuel Santos, der Praesident Kolumbiens hoechstpersoenlich in Havanna und hat sich mit Raul Castro getroffen. Also etwas scheint unterwegs... Wie andersartig Kolumbien ist zeigt die Tatsache das die national-marxistische FARC sich nie mit der mit Kuba verbundenen ELN vereinigt hat. Die Familie der Santos Oligarchen bestimmen in der Regierung in Kolumbien seit hundert Jahren. Es heisst, ihre Klasse haette sich jetzt ausgerechnet - das eine Befriedigung und gewisse soziale Reformen eigentlich auch fuer ihre Klasse vorteilig wird. Soweit scheint das Problem in den Sektoren welche von Befriedigung und sozialen Reformen keine Vorteil fuer sich erkennen: Also die Paramilitares (So wie die SA der Nazis), das Berufsmilitaer, und die extreme Rechte mit dem vorherigen Praesidenten Urbide und seine geopolitischen Freunde in der USA Exil-Kubaner-Mafia.

  • EN
    Ein name

    Da sieht man, dass die kolumbianische Diktatur kein Interesse an Frieden hat... Eher bringen sie Guerillieros und Gewerkschafter einfach um.