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Diskussion um NetzneutralitätGoogles neue Orangenhaut

Ein französischer Mobilfunkprovider wird vom US-Konzern für den Datenverkehr in seinem Netz entschädigt. Das ist eine klarer Verstoß gegen die Netzneutralität.

Google zahlt nun für orangene Kanäle in Frankreich. Bild: froodmat/photocase.com

Die französische Presseagentur afp meldete es – unter anderem abrufbar bei Google – in der vergangenen Woche: der Orange-Geschäftsführer Stephane Richard gab bekannt, dass er Google davon habe überzeugen können, dass die Firma dem Mobilfunkanbieter eine Entschädigung zahlen müsse. Mehr als 50 Prozent des mobilen Datenverkehrs im Orange-Netz sollen von Googlediensten wie YouTube stammen.

Gegenüber dem digitalen Fachportal The Register betonte France Telecom, die Muttergesellschaft des Mobilfunkanbieters, dass dabei Geld fließe – etwas, das Google bislang offiziell immer ausschloss. Seit über einem Jahr soll Google nun, speziell für seine eigenen Dienste, finanziell zur Netzwerkqualität beitragen.

Damit würde sich ein Szenario einstellen, vor dem Verfechter der sogenannten Netzneutralität immer gewarnt haben: statt dass wie bisher beide Seiten für ihren jeweiligen Anschluss ans Netz zahlen und die Provider untereinander die Daten einfach nur bestmöglich weiterreichen, würde nun ein Anbieter für eine bessere Durchleitung seiner Inhalte bezahlen.

Google galt lange Zeit als Profiteur dieser Neutralität der Netze, bei denen kein Unterschied bei der Beförderung von Inhalten nach Absender oder Inhalt gemacht wurde. Doch im Mobilfunkmarkt hatte Google schon frühzeitig erkennen lassen, dass es dort andere Wege gehen könnte: als es in den USA zum ersten Mal zum großen Streit um die Frage kam, wer für die Nutzung bezahlen sollte, hatte Google mit dem US-Mobilfunker Verizon eine separate //netzpolitik.org/2010/der-google-und-verizon-deal-zu-netzneutralitat/:Vereinbarung getroffen.

50 Milliarden US-Dollar Umsatz

Schon lange befürchten Netzneutralitäts-Befürworter, dass Google mittelfristig an einer Abkehr vom neutralen Netz interessiert wäre. Denn Google ist finanziell mächtig, erst gestern meldete die Firma, dass sie im vergangenen Jahr gut 10 Milliarden US-Dollar Gewinn gemacht habe – bei über 50 Milliarden US-Dollar Umsatz.

Google kann sich eine Sonderbehandlung leisten, wenn es darauf ankommt: anders als kleinere oder nicht kommerzielle Anbieter. Schon heute wird kaum ein Google-Inhalt auf dem klassischen Weg durchs Netz transportiert, kaum eine Anfrage erreicht Googles Rechenzentren in den USA. Denn Google hat ein komplexes Netz an Auslieferungsrechnern an die Knotenpunkte der Provider angeschlossen, damit die Inhalte möglichst schnell beim Nutzer landen.

Unklar bleibt allerdings, ob der Orange-Deal direkt mit einem solchen Content Delivery Network (zu Deutsch Inhaltauslieferungsnetz) zusammenhängt. Denn die Orange-Mutter France Telecom will keine weiteren Details verraten – und auch Google selbst hüllt sich in beredtes Schweigen.

Wie so viele andere Schritte des Megakonzerns scheint auch dieser Bruch mit der Netzneutralität vor allem eines zu zeigen: Google agiert stets im eigenen Geschäftsinteresse. Das ist für ein börsennotiertes Wirtschaftsunternehmen keine wirkliche Überraschung. Aber unter den Netzaktivisten hätten viele lange Zeit gerne etwas anderes geglaubt.

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