piwik no script img

Kolumne WortklaubereiSelber schuld, die blöden Weiber

Kolumne
von Josef Winkler

Dummheit kann man nicht verbieten? Von wegen! Wir müssen nur weiter Beweise sammeln, dann wird das schon noch klappen.

Sozial- und/oder Familienministerin, auch so ein typischer Frauenjob. Bild: dpa

Dummheit kann man nicht verbieten“, sagt Philipp Rösler, und als Vorsitzender der FDP weiß er da natürlich genau, wovon er spricht. Hahaha! Haha. Ha. Ja, schon klar, wenn einer wie Philipp Rösler von einer Partei wie der FDP einen Satz wie diesen sagt, ist das natürlich eine Steilvorlage. Aber so richtig Lust sie zu verwandeln hat man gar nicht mehr, gell?

Ein Gefühl der Vergeblichkeit mag einen beschleichen; die FDP bei ihrem Gelaber packen zu wollen hat so was handfest Zielführendes wie einem toten Pferd Globuli gegen Arschweh zu verschreiben. Und dann ist das mit der „Steilvorlage“ auch noch eine Fußballmetapher, wie sie einem ja jetzt spätestens seit den Exzessen von Rösler/Brüderle zu allen Körperöffnungen raushängen (Vorschläglein am Rande: Wenn man schon Dummheit nicht verbieten kann, vielleicht dann wenigstens die Fußballmetapher im politischen Diskurs? Oder dass eine Sprachkommission eine Empfehlung zur Selbstbeschränkung ausspricht? Die der Brüderle dann pompös in den Wind schlagen kann, weil er sich „nicht verbiegen“ lässt. Okay, Vorschläglein zurückgezogen).

Und dann hört man doch immer wieder Sachen, wo kurz die irre Hoffnung aufblitzt: JETZT könnt’s funktionieren. DAS ist der Hebel für den Dummheitsverbotsantrag! Heute früh etwa fiel ich beinahe aus dem Bett, ich zuckte zusammen und fuhr herum, ich bäumte mich auf, raufte mir die Haare, ging die Wand hoch und sank dann kraftlos zurück in die Laken (wie bescheuert das aussah, das muss man sich mal vorstellen!), als im Radio eine gewisse Lencke Wischhusen, 27, Vorsitzende des Verbandes Junger Unternehmer, zitiert wurde mit Anmerkungen zur weiterhin frappanten Ungleichbezahlung von Männern und Frauen. Um in Kontakt mit ihrem Arbeitgeber zu bleiben, sagt Frau Wischhusen, sollten junge Mütter während der Babypause halt arbeiten gehen.

Bild: privat
Josef Winkler

Josef Winkler lebt in München, schreibt unter anderem für das bayrische Magazin „Muh“ und kolumniert für die taz.

Das klingt so einleuchtend, man möchte sich gleich freiwillig das Hirn herausoperieren lassen. Außerdem, sagt Wischhusen, trügen Frauen eine „Mitverantwortung an den Verdienstunterschieden“, denn: „sie wählen oft Berufe, in denen eher niedrige Löhne gezahlt werden.“ Selber schuld, die blöden Weiber, was müssen die auch alle Putze und Altenpflegerin werden! Man nehme sich ein Beispiel an Lencke Wischhusen: Die ist Geschäftsführerin von Papis Verpackungsfirma, und da kommt echt Kohle rum, aber das kapieren diese tranigen Gutmenschentussen mit ihrem lebensunfähigen Klein-Klein ja in hundert Jahren nicht.

Wahrscheinlich gibt’s, wenn Sie das lesen, eh längst den Shitstorm und Lencke Wischhusen wird so bekannt, dass sie in der neuen schwarzgelben Regierung dann Sozial- und/oder Familienministerin werden kann, auch so ein typischer Frauenjob.

Apropos: Man darf natürlich nicht vergessen, dass sich Lencke Wischhusen mit ihren, äh, Einlassungen nur Positionen zu eigen macht, die vor ziemlich genau zwei Jahren bereits – na, hätten Sie’s erraten? - Kristina Schröder formuliert hat. Ich weiß nicht: Wenn wir alle fleißig weiter Beweise sammeln, vielleicht klappt’s irgendwann doch noch mit dem Verbot?

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

14 Kommentare

 / 
  • B
    Balduin

    Die arme Frau hat ein Identitätsproblem, das ist ihre Dummheit. Sie möchte von der Männerwelt gelobt werden. Und wer hatś verursacht: Ihr narzisst. Papa wars.

  • T
    tazitus

    Die Damen Wischhusen und Schröder könnten doch Flopprotation betreiben.

  • K
    Klartext

    „sie wählen oft Berufe, in denen eher niedrige Löhne gezahlt werden.“

     

     

    das kann gar nicht sein. im patiarchat werden frauen nämlich zu niederen, schlecht bezalhten jobs GEZWUNGEN. ebenso zwingt MANN sie dazu, kinder zu bekommen, ihr dasein als hausfrau zu firsten und IHM das klo zu putzen. ENTSCHEIDEN, vielleicht sogar SELBST, ist für eine frau im patriarchat unmöglich.

  • J
    j.e.s

    Was heißt hier "unterbezahlte Frauen"? Nehmen wir mal Kristina Schröder: Tritt als Praktikantin auf und kriegt ein Ministerinnengehalt. Da kann nicht mal Frau Wischhusen mithalten...

  • W
    Wolli

    Haben hier Einige die Interpunktion in der Schule nicht gelernt?

    Bitte, wenn Sie der deuschten Rechtschreibung nicht mächtig sind, dann verfassen Sie keine Kommentare, da sie nicht lesbar sind und ungemein viel Lebenszeit der Leser vernichten.

     

    Der Artikel ist brilliant.

    Gruß

    Wolli

  • AA
    Ada Adler

    Wer seinen Job lediglich durch Papas Firma hat, kann wahrlich schlecht mitreden in Bezug auf die strukturelle finanzielle Benachteiligung von Frauen auf dem Arbeitsamarkt in Deutschland.

     

    Denn die Frau Wischhusen hat ihren Arbeitsplatz in Papas Firma ja quasi durch Geburt erhalten. Eine priviligierte Herkunft verstellt den Blick auf die gesellschaftliche Realität, die von Männern bestimmt wird.

     

    Die wenigen Damen, die durch Geburt üppig vom Patriarchat profitieren, waren schon immer ungeeignt als Kritikerinnen desselben.

     

     

    "Man nehme sich ein Beispiel an Lencke Wischhusen: Die ist Geschäftsführerin von Papis Verpackungsfirma, und da kommt echt Kohle rum"

  • A
    aujau

    "Und ist es Irrsinn auch, so hat es doch Methode". Könnte das bei Dummheit auch so sein?

  • N
    NI*

    Danke für diese pointierte Kolumne!

     

    In den entsprechenden Diskussionen wird ja immer wieder sehr gerne unterkomplex gefragt, wer jetzt eigentlich 'Schuld' an der realiter nicht eingelösten Gleichstellung/Chancengleichheit ist - die fiesen unterdrückenden Männer, die zu soften Frauen, die Hausfrauen, die Mütter, die Väter, BLABLABLA.

     

    Dass die Sache stattdessen mit einem komplexen Verhältnis von Sozialisation und (Aus)Bildung, normativer (und sanktionierender!) Geschlechterrollenerwartung und von institutionalisierten (und eben nicht nur personalisierten) Zugangsbeschränkungen zusammenhängt, ist den meisten dann doch - zu komplex/ zu "allgemein"/ zu blöd, weil "dem Wähler nicht vermittelbar".

  • V
    vic

    Nicht zu fassen, was Papas Töchterchen daher plappert.

    Das zeigt deutlich, Dummheit ist erlaubt, hat Geld und das richtige Familienumfeld.

  • S
    Siegfried

    Wenn man Dummheit effektiv verbieten könnte, gäbe es so Manches nicht. Regierungen. Wähler, Krieg. Kriminalität. Und TAZ wäre überflüssig :)

  • MC
    merci cherie

    Danke Josef. Hat mich zum Schmunzel gebracht, auch wenn's ein bisschen traurig ist. Die Frauen, die dem eigenen Geschlecht immer in den Rücken fallen kotzen mich an. Und ein ganz ein kleines bisschen hast du recht mit der überschrift. Der schlimmste Feind der Frauen ist oft nämlich sie selbst (sich selbst klein machend) oder die anderen Weiber (Neid). Schönes Wochenende!

  • UZ
    und zu

    Das alle Sprache bereits Metapher ist: geschenkt.

    Das der FDP viel daran liegt, dass Dummheit nicht verboten werden kann, auch das: geschenkt.

     

     

    Aber nun im Zusammenhang mit "Wortklauberei" ausgerechnet den Politikern den schwarzen Peter zuzuschieben, da hört's auf.

     

    Oft genug erklären uns "unsere" Politiker, ihnen wäre ein "Quantansprung" gelungen, oder auch gern, auch die Arbeitgeber müssten ihr "Scherflein beitragen". Und das Volk applaudiert nur oder wundert sich, dass die Politik dann doch nicht liefert.

     

    Denn was ist denn ein Scherf? Die kleinste Münzeinheit, ein Scherflein ist sogar der Diminuitiv, also noch weniger.

    Und ein Quantensprung? Dass ist die kleinstmögliche Zustandsänderung in einem physikalischen System.

     

    Und genau so wird es von den Politikern dann auch benutzt, und die Wähler im Allgemeinen sind zu dumm, das zu kapieren.

  • B
    Bigot

    Ach Herr Winkler,

     

    ist Ihnen schon mal aufgefallen, dass IMMER wenn es um Frauen geht, die Sachlage so hingedreht wird, das Frauen die Opfer sind?

    Schön an Ihrem Geschreibsel und diversen KollegInnen der taz zu erkennen.

    Wenn es aber um Benachteiligungen von Jungen in der Schule geht dann haben plötzlich die Frauen die Männer überholt. Ja, da sind die Buben halt einfach nur zu blöd um vermehrt Abi zu machen. Selbst Schuld diese Kerle....

    Wie nennt man diese Vorgehensweise noch.....ich glaub da war was mit dem Unwort des Jahres 2012.....

  • P
    P.Haller

    Na, jetzt hab ichs kapiert ! Danke, Josef Winkler, danke !

    Die F.D.P. soll verboten werden !! Und ich hab immer geglaubt, dass die immer von der N.P.D. reden.

    Nun wird mir auch klar, warum der Rösler so gar nix davon wissen will.

    Aber ich glaube die F.D.P.zu verbieten bringt nix, denn die sind sich ja sowieso gerade am Auflösen.