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Die WahrheitWas das kostet!

Der brachliegende Hauptstadtflughafen BER sollte dringend sparen. Potenzial dafür wäre ausreichend vorhanden.

Wie in einen unruhigen Albtraumschlaf gefallen liegt der Pannenflughafen in der Schwärze Schönefelds. Bild: dpa

Was der stillliegende Flughafen BER monatlich kostet, weiß keiner so genau. Es könnten 15 Millionen sein, vielleicht auch 20 Millionen, mutmaßt der Tagesspiegel. Die AFP macht es billiger: „Pannenflughafen kostet über 400.000 im Monat“. Davon entfallen 270.000 Euro auf die Instandhaltung und auf die Reinigung 162.000. Die Reinigungsarbeiten kosten beim Tagesspiegel nur 150.000 Euro, bei der Welt dafür immerhin 160.000.

Dazu kommen noch erstaunliche Reinigungssonderkosten. Die schlagen für jeden Politikerbesuch mit mindestens 40.000 Euro zu Buche (Märkische Allgemeine). Würde man von den besuchenden Schmutzträgern verlangen, im blitzsauberen BER die Schuhe auszuziehen, würde man etwa 10.000 Euro einsparen.

Wenn die Besucher auf ihrem Besuchsweg durch die still daliegende Perle des Flughafenbaus selbst nachfeudeln würden, sparte das noch einmal etwa 5.000 Euro. Noch sauberer würden Nacktbesuche verlaufen (Einsparung etwa 3.000 Euro), zudem würde die Besuchernachfrage sinken (circa 30.000 Euro Einsparung).

Die normale „Unterhaltsreinigung“ kostet laut Tagesspiegel für 50 Fachkräfte 150.000 Euro im Monat. Ordentlich bezahlt, putzen die Fachkräfte Böden, Treppenhäuser und die Toiletten. Wenn die Reinigungskräfte und die Besucher nur eine Toilette benutzen würden, könnte man weitere 10.000 Euro sparen – würde man ein Dixi-Klo aufstellen, würde das weitere 5.000 Euro weniger kosten.

Bislang wird die Gepäckbeförderungsanlage zweimal pro Woche angestellt „damit sich die Kugellager nicht einseitig abnutzen“ (Tagesspiegel). So nutzen sich diese zwar beidseitig ab, aber dafür eben auch doppelt so schnell. Damit die Lager zur Flughafeneröffnung nicht völlig abgenutzt sind, sollte man nach Expertenmeinung die Kugellager herausnehmen und in den Treppenhäusern bis zur Flughafeneröffnung einlagern. So entfiele zusätzlich die teuere Treppenhausreinigung, da keine Besucher mehr dort herumlaufen würden (Einsparungsvolumen 65.000 Euro).

Leider brennt das Licht am BER „aus Sicherheitsgründen“ rund um die Uhr. Denn es wird auf der Baustelle „viel geklaut“, wie der Tagesspiegel beklagt. Da man aber an und für sich einen Dieb im Dunkeln besser wahrnimmt, weil dieser ja zum Stehlen seine Taschenlampe einschalten muss, damit er sieht, was er stiehlt, schalten wir das Licht besser aus und sparen 88.000 Euro pro Nacht. Tagsüber schalten wir das Licht auch aus, weil es ja ohnehin hell ist, und weitere 88.000 sind gespart!

Teuer kommt auch das Gießen der frisch eingepflanzten Linden im Flanierbereich des Flughafens. Das könnten reihum Wowereit, Platzeck und Mehdorn machen und so wieder 5.000 Euro sparen. Den kostenlosen Besuch des Info-Towers könnte man durch die Forderung von Eintritt aufwerten. Bei 3 Euro pro Person könnten schon wieder 3.000 im Monat eingespielt werden. Teuer ist es auch, dass die Bahn Leerzüge durch den BER-Geisterbahnhof rollen lässt, damit „sich kein Schimmel bildet“ (Tagesspiegel).

Mit den Deko-Elementen aus der Geisterbahn im Treptower Park ließe hier sich doch ein zugkräftiger Eventbereich einrichten, der tagsüber als Geisterbahn und nachts als trendige Unterkunft für Rucksacktouristen genutzt werden könnte. (Einnahmen mindestens 72.000 Euro). Durch alle diese erwähnten kleinen und größeren Sparmaßnahmen würden sich die Kosten am BER um satte 384.000 Euro pro Tag verringern. Das heißt mit anderen Worten, die BER-Betreiber können sich bis zur Eröffnung viel mehr Zeit lassen.

Und eins sollte man bei all diesen Überlegungen nicht vergessen: Jeder Tag, den unser Flughafen später eröffnet wird, spart bares Geld. Allein eine halbe Milliarde Anwaltskosten von Einflugschneisengegnern und Lärmschutzquerulanten schätzen Experten – und auch: SPARFUCHS KRIKI

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1 Kommentar

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  • NK
    nix kommt nix

    Diese Wahrheits-Verkündung ist diesmal verdammt gut. Vielleicht sollte der Autor mal in der Controlling-Abteilung anheuern. Muss nur aufpassen, dass er dann nicht zum nächsten Flughafenchef befördert wird...