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Doping in FrankreichTour d'Epo

Nun auch Laurent Jalabert: Nach neuesten Enthüllungen soll das französische Radsport-Idol bei der Tour de France 1998 manipuliert haben.

Laurent Jalabert (r), Bjarne Riis (m) und Erik Zabel bei der Tour de France 1998. Bild: dpa

PARIS taz | Nein, nicht auch Laurent Jalabert! Viele französische Radsportfans wollten es zuerst nicht glauben, dass auch ihr Nationalheld des Dopings überführt wurde und jetzt im Nachhinein noch am Pranger steht – wie so manch anderer prominenter Epo-Konsument auch.

Der heute 44-jährige Jalabert ist wie Bernard Hinault eine Ikone der französischen Radsportgeschichte, deren größte Erfolge auf die 90er-Jahre zurückgehen. Eigentlich könnte da in Sachen Mogeln mit unerlaubten Aufputschmitteln die Verjährung beansprucht werden.

Doch gerade die Tour de France steckt noch mitten in ihrer Vergangenheitsbewältigung. Es geht um das Image der berühmtesten Radrundfahrt. Da sollen auch in der Retrospektive keine rufschädigenden Flecken oder Unklarheiten bleiben.

Die neuesten Enthüllungen der Zeitung L’Equipe lassen wenig Raum für Zweifel oder Anlass zur Hoffnung, dass der bisher von vielen bewunderte „Jaja“ ein unfreiwilliges Opfer skrupelloser Scharlatane in seinem einstigen Team gewesen sein könnte.

Der einstige Bergspezialist selbst möchte vorerst nichts dementieren, aber auch nichts gestehen: „Ich kann nicht sagen, das sei unwahr, aber ich kann auch nicht sagen, es sei zutreffend“, erklärte Jalabert ausweichend dem TV-Sender France-2. Er brachte zudem sein Erstaunen darüber zum Ausdruck, dass die Medien jetzt eine solche alte Geschichte aus dem Jahr 1998 ausgraben.

Rückwirkende Kontrolle

Die Tour de France von 1998 war namentlich vom Dopingskandal des Radsportteams Festina überschattet, der das Ende der Karriere eines anderen französischen Idols, Richard Virenque, bedeutete. Jalabert, der seine sportliche Karriere 2002 beendet hat und seither als Medienexperte arbeitet, war weder bei dieser Tour noch früher oder später wegen positiver Dopingkontrollen erwischt worden. Jalabert hatte 1998 die Tour mit seiner Mannschaft Once vorzeitig abgebrochen.

Auch damals wurden wie üblich bei der legendären Radrundfahrt in Frankreich, die in diesem Jahr die hundertste Ausgabe organisiert, diverse Urin- und Blutproben entnommen und konserviert. Bei Jalabert wurde im Übrigen nichts Auffallendes gefunden. Dies war aber (wie für andere gestestete Fahrer) nur auf unzureichend entwickelte Testverfahren zurückzuführen. Erst später (nach 2001) wurden nämlich die Laboruntersuchungen zugelassen, die es erlauben, minimale Spuren von Epo zu finden und so Konkurrenten zu überführen, die mit diesem inzwischen berüchtigten Hormon ihre Leistung steigern wollten.

Natürlich hatte sich Jalabert nicht vorstellen können, dass seine Probe von 1998 sechs Jahre später von der französischen Antidoping-Agentur AFLD mit den neuesten Methoden nochmals unter die Lupe genommen würde. Diese rückwirkenden Kontrollen wurden zwar anonym durchgeführt, doch die Informationen zur Identität sickerten nun mit einiger Verspätung doch durch.

Indirektes Opfer Armstrongs

Der dabei entlarvte Jalabert ist kurioserweise ein indirektes Opfer des Dopingskandals um den Amerikaner Lance Armstrong. Im Zusammenhang mit dessen spätem Geständnis hatte der Senat in Paris eine Kommission gegründet, die prüfen sollte, wie wirksam der Kampf gegen Doping ist. Dazu hat man mit einem größeren Aufklärungswillen auch die Archive durchforstet und wurde fündig.

Jalabert war im Mai auch von dieser Kommission als Zeuge angehört worden. Er hatte versichert, er habe stets den Ärzten seines Teams voll vertraut. Das hörte sich ein wenig zu naiv an, um glaubhaft zu sein: „Wir wurden ja gepflegt und behandelt, aber es war für uns schwer zu wissen, welche Medikamente uns da verabreicht wurden“, sagte er auch dem Rundfunksender RTL. Der Senator Alain Néri beschuldigt unterdessen Jalabert, die Unwahrheit gesagt und damit einen Meineid begangen zu haben.

Laurent Jalabert beklagt sich indes, dass man ihm nicht schon früher gesagt hatte, dass eventuell belastende Laboranalysen gegen ihn vorliegen, und dass man offenbar beschlossen hat, diese jetzt zu veröffentlichen: „Das ist eine mehr als überraschende Entscheidung, von der ich aus der Presse erfahren habe. Ich hatte wirklich nicht damit gerechnet, schon gar nicht jetzt.“

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3 Kommentare

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  • KF
    Kai Friedrich

    Hm.. Ich weiß nicht was ich von den ganzen Medien-Rummel um Lance Armstrong und den anderen halten soll. Nun gut, da hat dieser Lancelot halt "geschmummelt", aber gibt es nicht dringlichere Probleme als "Doping" im Radsport ? Und wie man nun mit dem ganzen umgeht ?

     

    Ich meine es gibt ja nicht nur diesen einen Lance Armstrong.

     

    Es gibt da auch einen anderen Lance Armstrong, der seit 1991 in der Todezelle sitzt, obwohl er immer wieder seine Unschuld beteuert und sogar die einzige Augenzeugin Lance entlastet hat.

     

    Mit vollen namen heißt Lance natürlich Lancelot Armstrong.

    Jedoch nennen alle Freunde ihn Lance.

     

    Ich frage mich also wieso die Medien keine Reaktion auf diesen Lance Armstrong zeigen ?

     

    Bei dem einen Lance geht es doch nur um Doping, bei dem anderen aber geht es um Leben und Tod. Da frage ich mich was wichtiger ist... Doping oder ein Menschen leben ?

     

    Vielleicht müssten die Medien-Macher von TV-Radio und Zeitungen einfach mal den Fokus auf dringlichere Probleme setzen...

     

    Zum Glück hat es mein Mitstreiter heute geschafft es in die WDR/1Live Sendung "Domian" zu schaffen.

     

    Am 30.01.2014 wurde bei "Domian" über das Thema "Gefangen" gesprochen.

     

    Dort rief mein Mitstreiter an und machte unseren Lance und das Thema "Todesstrafe" zum gespräch. Und machte deutlich, das es eben noch einen anderen Lance Armstrong gibt.

     

    Dieses gespräch kann man übrigens auch bei youtube beim Domian youtube Kanal finden.

    Ab 52 Minute und 35 Sekunden.

     

    Wer bei google folgendes eingibt

    "Domian - 30.01.14 Gefangen" findet die Domian Folge mit diesen Thema.

     

    Sorry das ich es hier reinschreibe, aber was versucht man nicht alles um ein Menschenleben zu retten...

     

    Bitte um nachsicht.

     

    Kai Friedrich

  • L
    Lars

    @Sebastian Lakner

     

    Danke erstmal für die Richtigstellung. Ich finde es schon vorstellbar das Virenque später "sauber" war. Denn aus einem Fahrer der um den Tour de France Sieg mitfuhr, wurde ein Fahrer der in den Bergen noch einigermaßen dabei war und auch das Trikot gewann, aber mit der Spitze ansonsten nicht mehr das geringste zu tun hatte. Das könnte auf die fehlenden 10-15% hindeuten. Wissen tut man es natürlich nicht.

  • SL
    Sebastian Lakner

    Die Tour 1998 bedeutete nicht das Ende der Karriere von Richard Virenque, das ist schlichtweg falsch! Virenque war tatsächlich 1998-2000 wegen Dopings vor Gericht und gab 2000 auch die Einnahme von Epo zu. Allerdings kehrte Virenque bereits 1999 in den Rennbetrieb zurück und gewann auf der Tour diverse Etappen sowie einige Male das gepunktete Trikot. Er beendete seine Karriere erst 2004. Der Fall Virenque erscheint besonders interessant, da es schwer vorstellbar ist, dass die Siege nach 1999 ohne Hilfsmittel zu Stande kamen, aber wer weiß das schon. Herr Balmer nimmt sich die Glaubwürdigkeit als Radsport- und Doping-Experte, wenn bei einem so simplen Detail so ein Fehler gemacht wird. Das Portrait über Jalabert ist interessant. Aber Virenque ist einer der bedeutenden Fahrer der späten 1990er Jahre, d.h. wenn ich schon als nicht Sport-Experte hier einen so simplen Fehler erkenne, wie verhält es sich dann bei komplexeren Themen, wo ich mangels Expertise die Fehler nicht erkennen kann? Leute, bitte das nächste Mal besser recherchieren!