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Rückschlag für die TabakindustrieTabakmesse in Bali abgesagt

Die von den Dortmunder Westfalenhallen organisierte Tabakmesse in Indonesien findet nicht statt. Nichtraucheraktivisten sind begeistert.

Die Inter-Tabac ist die größte Messe der Tabak- und Zigarettenindustrie. Bild: reuters

Die für diese Woche geplante Tabakmesse Inter-tabac im indonesischen Bali ist kurzfristig abgesagt. Das teilten die Veranstalter mit. Zuvor war sowohl vor Ort als auch in Deutschland starke Kritik an der Messe laut geworden.

Die Messegesellschaft stand bereits seit Ende letzten Jahres in der Kritik – als extra für die Inter-tabac in Dortmund das Nichtraucherschutzgesetz gelockert wurde. Pikant dabei: Die Westfalenhallen als Ausrichter sind eine Tochtergesellschaft der Stadt Dortmund. Der Protest gegen die Ausrichtung auf Bali entzündete sich vor allem gegen zwei Punkten: So kritisierte etwa das Bündnis Dortmund Kills den Standort als besonders ungeeignet, da Indonesien eine der höchsten Anzahl von Kinderrauchern habe. Für Sonja von Eichborn von Unfairtobacco besteht darüber hinaus ein weiteres Problem: die in Indonesien weit verbreitete Kinderarbeit auf Tabakfarmen.

Die Stadt Dortmund hatte sich 2010 mit Unterzeichnung der Magna Charta Ruhr explizit gegen Kinderarbeit ausgesprochen und selbst dazu verpflichtet, keine Produkte mehr zu verwenden, die unter Kinderarbeit entstanden sind. Auch in der Stadtpolitik gibt es daher Kritik an der Haltung der Westfalenhallen. Die Fraktion der Grünen hatte vor zwei Wochen im Rat einen Eilantrag vorgebracht, um auch Tochterunternehmen der Stadt Dortmund zu verpflichten, sich an die Magna Charta zu halten und somit Kinderarbeit zu bannen.

Die Westfalenhalle wollte die inter-tabac nicht offiziell absagen, sondern sprach lediglich von einer Verschiebung des Termins. Nachfragen der taz zu einem neuen Zeitpunkt oder Ort beantwortete die Messe jedoch nicht.

Für Johannes Spatz vom „Forum Rauchfrei“ ist es dennoch ein großer Erfolg. Er meint: „Durch Proteste in Bali selbst wie auch internationale Kritik hat sich die Meinung der Regierung auf Bali zu dem Thema geändert.“ Den Standort Bali hatte die Messe seiner Meinung nach ganz bewusst ausgewählt. „Indonesien ist einer der vielversprechendsten Märkte für die Tabakindustrie.“ Sollte der neue Antrag der Grünen im Stadtrat im April Erfolg haben, werden die Westfalenhallen wohl als Veranstalter der inter-tabac Asia wegfallen.

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3 Kommentare

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  • LG
    Laura Graen / Dortmund Kills

    Nicht zu vergessen die über 12.000 Unterzeichner_innen der Online-Petition auf Change.org!

    https://www.change.org/dortmundkills

     

    Ohne diese Unterstützer_innen hätten wir die Messe nicht stoppen können.

  • In der Tat. Sehr gut.

    Mensch denke an die Landarbeiterfamilien, die in Malawi Tabak anbauen müssen - wie sich ihre Gesundheit und der Boden dadurch ruinieren.

    • G
      gast
      @nzuli sana:

      aber denkt auch an die Menschen, die durch den Dreck in den Zigaretten der süchtig macht und sie von der Sucht nicht mehr loskommen können.

       

      Jede andere Sucht wird als Krankheit anerkannt, nur nicht die Tabaksucht. All die Hersteller der Zigarettenfirmen sollen verpflichtet werden, die Entwöhnung der Menschen die sie abhängig gemacht haben die Entziehung bis zum Erfolg zu bezahlen.

       

      Dann muss sich Frau Merkel und Co eine andere Steuerquelle suchen. Es werden die Raucher verdammt, verachtet, ausgelutscht vom Staat, aber die Entwöhnung von der Sucht, diese Art der Sucht nicht als Krankheit anerkennen, damit wollen sie dann nichts zu tun haben.

       

      Leser gingen hier so weit zu sagen, wer raucht, der darf dann auch kein Ersatzorgan bekommen wenn die Lunge krank geworden ist. Wer machte uns abhängig, die Eltern starke Raucher, im Berufsleben starke Raucher, man will als junger Mensch in sein und schon ist man abhängig. Wenn man auch kurzzeitig sich dazu zwingt nicht zu rauchen, kommt sehr schnell Gewichtszunahme hinzu, da raucht man eben weiter, beruhigt halt.