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Banker über Hoeneß-Prozess„Da steht man staunend davor“

Der Investmentbanker Matthias Kröner über ungelöste Fragen im Steuerprozess gegen Uli Hoeneß. Und die fragwürdige Rolle des Zürcher Geldinstituts Vontobel.

Da staunte auch Hoeneß, beim Spiel der Bayern gegen Hoffenheim am Samstag Bild: ap
Interview von Johannes Kopp

taz: Herr Kröner, schon kurz nach dem Prozess haben Sie in Ihrem Blog festgestellt, der Hoeneß-Prozess werfe mehr Fragen auf, als dass er Antworten gebe. Das Schweizer Magazin Bilanz hat neue Zweifel an der Version von Hoeneß gesät. Fühlen Sie sich bestätigt?

Matthias Kröner: Der Fall Hoeneß ist unvergleichbar. Da steht man staunend davor. Die jüngste Schweizer Veröffentlichung hat mich in vielen meiner Fragen bestätigt. Wobei mich in meinem Blog die Frage der Moral weniger interessiert. Mir geht es um die Rolle der Bank und die Kundenbetreuung. Mich interessiert, was man als Kunde einer Bank aus diesem „Musterfall“ lernen kann.

Das Guthaben, über das Hoeneß verfügt haben soll, so das Magazin Bilanz, muss weit höher gewesen sein, als zugegeben. Der Whistleblower des Stern spricht gar von zeitweise 400 Millionen Euro.

Nun, die Münchner Staatsanwaltschaft hat ja wenige Tage nach Prozessende erklärt, dass die Herkunft des Geldes geklärt sei. Man hat also in einem beeindruckenden Tempo die 70.000 Seiten analysiert, die erst wenige Tage vor Prozessbeginn geliefert wurden, weil die Erstellung der Unterlagen angeblich ein Jahr gedauert hat. Während der öffentliche Dienst streikt, arbeiten die Münchner Beamten eben sehr effizient und mit vollem Einsatz. Dass damit aber nicht alles geklärt ist, zeigen schon die vielen Verschwörungstheorien im Netz.

Was sagen Sie dazu?

Alle Fragen, die eigentlich interessant sind, kann ich nicht beantworten. Woher kommt das Geld? Wo ist es geblieben? Der Beitrag im Magazin Bilanz war da auch noch einmal sehr beeindruckend. Auch der Whistleblower spricht von anderen Nummernkonten.

Müsste man der Behauptung nicht nachgehen?

Ich finde es erstaunlich, dass relativ wenig auf den Artikel hin passiert ist. Irgendwie ist das Thema medial weg, keiner kümmert sich mehr und die Staatsanwaltschaft ist weiterhin mit allem zufrieden.

Im Interview: Matthias Kröner

Der 48-Jährige ist Blogger und Bankenspezialist. In den 90er Jahren war er Vorsitzender der Direkt Anlage Bank (DAB), heute ist er bei der Fidor Bank AG. Kröner ist Quereinsteiger und hat eine Lehre im Kempinski Hotel Vier Jahreszeiten in München gemacht.

Es gibt weitere Merkwürdigkeiten. Die Vontobel-Bank soll über ein Jahr gebraucht haben, um für das Gericht die Transaktionsgeschäfte von Hoeneß zusammenzustellen.

Das kann eigentlich nicht sein. Das wirft rein bankentechnologisch extreme Fragezeichen auf. Daraus resultiert aber eine andere Frage: Warum lässt sich eine Bank wie Vontobel ein derartiges Image in der Öffentlichkeit überhaupt aufzwingen?

Ja, warum?

Die Causa

Das Urteil: Uli Hoeneß wurde Mitte März vom Münchner Landgericht wegen Steuerhinterziehung zu einem Gefängnisaufenthalt von dreieinhalb Jahren verurteilt. Der ehemalige Präsident des FC Bayern München und Vorstandsvorsitzende der angeschlossenen Aktiengesellschaft wird wohl ab April in der Justizvollzugsanstalt Landsberg am Lech einsitzen.

Das Spiel: Am Samstag schaute Uli Hoeneß sich das Spiel des FC Bayern gegen Hoffenheim an. Außergewöhnlich war nicht sein Erscheinen im VIP-Bereich, sondern das von den Kraichgauern ertrotzte 3:3-Unentschieden. Mit ein bisschen Glück hätten die Gäste sogar gewinnen können. Nach dem Spiel schrieb Uli Hoeneß fleißig Autogramme.

Die Schuld: Hoeneß hat wohl noch mehr als die bislang bekannten 28,5 Millionen Euro an Steuern hinterzogen. Wie der Focus berichtet, hat die Steuerfahndung Rosenheim, die die Unterlagen des Hoeneß-Kontos bei der Vontobel-Bank durcharbeitet, bereits eine hinterzogene Summe von mehr als 30 Millionen Euro errechnet. Es könnte noch mehr werden.

Ich weiß es nicht. Vielleicht ist die Wahrheit noch dramatischer als der öffentliche Kenntnisstand. Aber das ist mir alles zu spekulativ. Mich interessiert viel mehr, wie die Bank Uli Hoeneß besser hätte schützen können.

Wie denn?

Hoeneß hat ja in einer grundsätzlich falschen Struktur gearbeitet und die Bank Vontobel hat ihm das nicht gesagt. Wenn er in der Schweiz, Liechtenstein oder Luxemburg einen Spezialfonds aufgelegt hätte, wären die Tradingerlöse in dem Spezialfonds steuerfrei gewesen. Er hätte nur im Falle der Veräußerung des Spezialfondsanteils Steuern zahlen müssen. Letztlich hätte er gar keine Probleme gehabt.

Die Bank hat für die etwa 50.000 Transaktionen von Hoeneß ja reichlich Gebühren kassiert.

Klar! Genau deswegen schlagen zwei Herzen in der Brust: Stoppe ich den Kunden, wenn es mal nicht so gut läuft, dann verzichte ich aber auch auf Erlöse. Eigentlich hätte Vontobel einschreiten müssen, als es mit der Talfahrt begann. Für einen Bankchef ist das ja auch ein Risiko. Am Ende besteht die Gefahr, dass der Kunde die Bank für die Verluste verantwortlich macht und sagt, ihr habt mich über das Risiko nicht richtig aufgeklärt. Vor allen Dingen bei einer derart exponierten Persönlichkeit besteht ein enormes reputatives Risiko – wie man ja sehen kann. Wir wissen aber nicht, was da an Kommunikation zwischen Hoeneß und Vontobel gelaufen ist. Auch das wäre jetzt spannend zu erfahren.

Was wüssten Sie noch gerne in diesem Fall?

Der Kunde Hoeneß hatte offensichtlich keine Strategie bei seinem Wertpapiergeschäften. Er ist ein wahnwitziges Risiko eingegangen, ohne sich selbst Grenzen und Regeln zu setzen. Auch hier stellt sich die Frage: Stand die Bank ihm da nicht beratend zur Seite?

Vor Gericht hat Hoeneß behauptet, dass er seinem Berater voll vertraut hat.

Vontobel ist in einem Dilemma. Ein berühmter Kunde der Bank muss ins Gefängnis. Sie können nicht noch auf diesen Kunden einprügeln, indem sie die Wahrheit veröffentlichen. Lieber kassieren sie scheinbar die Prügel und halten still. Eine Frage aber bleibt komplett offen: Wie konnte Hoeneß verpfiffen werden? Da hat ja ein wirklicher Bank-Insider ausgepackt. Das dürfte für die Bank das eigentliche Bedrohungsszenario sein.

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11 Kommentare

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  • Die Staatsanwaltschaft behauptet, die Herkunft der Gelder sei geklärt. Veröffentlicht wurde dazu nach meiner Kenntnis aber nix Konkretes. Gut möglich, dass der Uli da auch für die Union mitgezockt hat. Die hatte ja traditionell schon immer ausgezeichnete Kontakte zu Schweizer Großbanken. Ein Helmut Kohl war seinerzeit sogar im Aufsichtsrat der Credit Suisse und hat wohl so manchen Geldkoffer selbst über die Grenze gebracht. Bis heute ist das alles immer noch völlig ungeklärt - Rechtsstaat nennt man das dann.

    • @Rainer B.:

      Einfach mal § 30 AO lesen. Darin steht sehr detailliert, warum weder aus einem Steuerverfahren, noch aus einem Steuerstrafverfahren Einzelheiten der Öffentlichkeit preisgegeben werden dürfen.

      • @Cerberus:

        Die Abgabenordnung ist eine Norm, durch die die Finanzverwaltung zur Wahrung des Steuergeheimnisses gebunden ist. Sobald ein Betroffener vorsätzlich falsche Angaben macht, kann die Finanzverwaltung relevante Steuerdaten gegenüber den Strafverfolgungsbehörden offenlegen. Sonst wäre eine Strafverfolgung von Steuerhinterziehern praktisch gar nicht möglich.

        Strafverfahren sind in einem Rechtsstaat aber grundsätzlich öffentlich, insbesondere dann, wenn ein "öffentliches Interesse" vorliegt. Da Steuerhinterzieher die Allgemeinheit schädigen, besteht hier regelmäßig auch ein Anspruch der Allgemeinheit auf Öffentlichkeit. Steuerdaten, die den Bereich der Finanzverwaltung rechtmäßig (s.o.) verlassen haben, unterliegen nicht mehr der AO. Im übrigen kann der Sinn von Normen nicht darin bestehen, Rechtsbrecher umfassend zu schützen. Dieser Aspekt wird von vielen Anwälten und Beratern aus nachvollziehbaren Gründen gern ausgeblendet, gerade wenn es um das Steuergeheimnis geht. Es heißt aber Steuergeheimnis und nicht Steuerhinterziehungsgeheimnis.

  • PH
    Peter Haller

    @84CK80N3

    Meinst du nicht, dass der gute Uli nur einer von Tausenden in diesem Land ist ?

    Sich an dem jetzt abzuarbeiten ist nur Ablenkung vom eigentlichen Problem - der unersättlichen Gier "unserer" Elite. Und wie von "unserem" Staat schützend die Hand drüber gehalten wird.

    • @Peter Haller:

      @Peter: Das ist sicherlich richtig, dass es von seiner Sorte noch viel mehr gibt. Aber soll man es deswegen gutheißen? Wohl nicht!

      Vielmehr solte man endlich damit anfangen, solche Bürger an den Pranger zu stellen und sie nicht auch noch beklatschen. Schumacher, Vettel & Co inklusive. Denen hat der Staat nämlich erst das ermöglicht was sie heute sind. Und sich dann bei Erfolg mit Millionen und Abermillionen "aus dem Staub" machen, finde ich geradezu widerwärtig.

      Der Staat verteilt auch noch fleißig Respekt und die Fans verlangen nach Bundesverdienstkreuze. Verkehrte Welt!

  • Nach den Informationen aus diesem Interview muss Hoeneß eigentlich ein großer spielsüchtige Trottel gewesen sein, wenn er sich auf diese Konditionen der Bank eingelassen hat. Gleichzeitig hat er aber einen Fußballverein geführt und den zu einem Riesenerfolg gebracht. Irgendwas stimmt nicht mehr mit der wirtschaftlichen Logik hier oder ich brauche mal irgendwelche neuen volkswirtschaftlichen Theorien, wie das zusammenpassen kann.

     

    Auf der anderen Seite:

    Ich habe selber mal Bankkaufmann gelernt. Wenn ich da irgendeinen Aufsteiger habe wie eben einen von finanziellen Vorgängen ziemlich unbefleckten Menschen, der durch Fußball zu Massen an Geld gekommen ist, ist es nicht undenkbar, dass ich dann meinen würde, dass ich an den schwachsinnigsten Transaktionen von dem bei meiner Bank ja auch noch verdiene. In den Summen lohnt sich noch selbst nach althergebrachter Bankentradition, in der ich noch vor fast 30 Jahren gelernt habe, selbst die Courtage, wenn ich sonst nix einstreiche dabei.

    Die Menschen, die Geld haben, können nicht unbedingt damit umgehen. Auch Ärzte werden oft abgezogen mit völlig unsinnigen Immobilienfonds meiner Erfahrung nach.

    • @Åge Krüger:

      @Age:

      Zitat: Wenn ich da irgendeinen Aufsteiger habe....

       

      Ist Ihnen klar, dass dieser Mann seit mindestens 40 Jahren nur am Aufsteigen ist? Da von "irgendeinen" (dahergelaufenen) zu sprechen, finde ich doch etwas respektlos. Egal was er gemacht hat: Ehre wem Ehre gebührt!

       

      Zitat 2: von finanziellen Vorgängen ziemlich unbefleckten Menschen...

       

      Der Mann hat als Fussballer nicht wenig verdient, ein Wurst-Imperium aufgebaut, und macht, laut seiner eigenen Aussage vor Jahren, mit dem FC Bayern am Tag 1 Mio Gewinn. Hätten Sie in Ihrer Lehrer solche Sprüche geklopft, hätten Sie von dem Tag an die Kundentoiletten putzen dürfen.

      • @Der_Kevin:

        Ja, was denn jetzt? Weiter oben verlangen Sie, die Menschen an den Pranger zu stellen und hier heißt es: "Ehre, wem Ehre gebührt"!

         

        Da kann auch jemand 40 Jahre lang aufsteigen: Ein Fußballer bleibt ein Zocker.

         

        Und wenn es sie beruhigt:

        Ich habe nach der Ausbildung, weil ich eben diese Praktiken kennengelernt habe, so viel "Ehre" gehabt (widerlicher Begriff) und niemals mehr in einer Bank gearbeitet, sondern lieber in Heimen mit geistig behinderten Menschen und dabei auch oft Toiletten putzen müssen.

        • @Åge Krüger:

          PS, und vor Ihrer Ehre verbeuge ich mich. Hut ab!

        • @Åge Krüger:

          Man muss seine Leistungen und sein Vergehen strikt trennen. Viele machen das ja nicht und heben ihn deshalb in den Himmel. Ich guck mir auch nihct DSDS an weil dieser Bohlen, nett ausgedrückt, ein absoluter Unsympath ist, trotzdem hat er Millionen von Platten verkauft und somit vielen Menschen ne schöne Zeit beschert. Muss man halt trennen.

  • Jetzt gibts auch noch Tipps wie der Mann es hätte besser machen können.

    Wann wird er endlich heilig gesprochen?

    Wann macht der Papst seinen Stuhl frei?

    Ist Euch eigentlich klar, was der Mann angerichtet hat? Und ist Euch bewusst, dass der durchweg alle verarscht hat? Der lacht sich doch still und heimlich ins Fäustchen, und bedient sich nach den 3 Monaten offenen Vollzug seiner Konten in der Karibik, oder sonstwo.