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Studie über Gentechnik und ArtenvielfaltKollateralschaden auf dem Acker

Naturschutzämter aus drei Ländern warnen: Beim Anbau giftresistenter Pflanzen steigt der Pestizideinsatz. Das gefährdet die Biodiversität.

Trend zu Monokulturen und mehr Pestizide: Landwirtschaft in Zeiten von Gentechnik. Bild: dpa

BERLIN taz | Die am meisten angebauten Gentechnik-Pflanzen bedrohen laut Behörden aus Deutschland, Österreich und der Schweiz die Artenvielfalt. „Aus Naturschutzsicht sind Pflanzen, die gegen Unkrautvernichtungsmittel resistent sind, keine Option für eine nachhaltige Landwirtschaft, die sich auch auf den Schutz der Biodiversität konzentriert“, heißt es in einer neuen Überblicksstudie des deutschen Bundesamts für Naturschutz sowie des Schweizer und des österreichischen Umweltbundesamts. Sie wenden sich damit zum Beispiel gegen Sojabohnen, die gentechnisch so verändert wurden, dass sie Duschen mit dem Pestizid RoundUp des US-Herstellers Monsanto überstehen.

Die Behörden begründen ihre Einschätzung vor allem damit, dass die Landwirte mehr Ackergifte einsetzten, wenn sie herbizidresistente Pflanzen anbauten. Eine intensive Landbewirtschaftung und starker Einsatz von Pflanzenschutzmitteln seien Hauptursachen für den Verlust von Biodiversität.

Nach Statistiken des US-Agrarministeriums „wurde schon 2004 mehr Unkrautvernichtungsmittel bei herbizidresistenten als bei konventionellen Pflanzen angewandt“, heißt es in der Studie. Von 1996 bis 2011 seien in den USA 239 Millionen Kilogramm der Chemikalien zusätzlich verbraucht worden.

Denn Gentech-Landwirte spritzen Unkraut lieber tot, statt es herauszureißen. Gleichzeitig fördern viele Bauern in Gentech-Regionen weniger die Artenvielfalt: Sie bauen laut Studie weniger Pflanzenarten an und setzen weniger auf Fruchtfolgen. „Es gibt einen klaren Trend zur Monokultur von herbizidresistenten Pflanzen, was den Krankheits- und Schädlingsdruck erhöht.“ Die Bauern spritzen auch mehr Pestizid, weil immer mehr Unkräuter widerstandsfähig gegen Glyphosat – den häufigsten Herbizidwirkstoff – werden. Mittlerweile seien 24 resistente Arten gefunden worden.

Unkraut wird effizienter vernichtet

Der hohe Einsatz von Pestiziden mit Glyphosat schädige jedoch Säugetiere, einige Wirbellose, im Wasser lebende Arten und Bodenmikroorganismen. Zudem werde Unkraut effizienter vernichtet, wenn Landwirte giftresistente Gentech-Pflanzen säen. Deshalb gehe die Zahl der Tier- und Pflanzenarten sowie der jeweiligen Population auf Ackerland zurück.

Das wirke sich auch indirekt aus: Unkräuter werden von Tieren gefressen, die wiederum Beute für andere Arten sind. Im Mittleren Westen der USA sei der Gentech-Anbau in Verbindung gebracht worden mit dem starken Rückgang von Populationen des Monarchfalters: Auf den Gen-Feldern wüchsen weniger Seidenpflanzen, von denen die Larve des Schmetterlings lebt.

2012 waren weltweit laut Studie rund 85 Prozent aller angebauten Gentech-Pflanzen so manipuliert, dass sie Gifte gegen Unkräuter tolerierten. Etwa 15 Prozent waren verändert, um sie gegen schädliche Insekten zu schützen. Die Pflanzen wuchsen in 28 Ländern, zum Beispiel den USA, Argentinien und Brasilien. In Deutschland werden derzeit keine Gentech-Pflanzen angebaut.

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9 Kommentare

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  • Die größten Verbraucher von dem Zeug ( Round Up) sind Kleingartenbesitzer.

     

    Das der Boden nach einer Anwendung ausgetauscht werden muß da dort sonst nix anderes mehr wächst, ist spielen mit Ängsten (Fragen Sie doch mal einen der Täter, einen Kleingartenbesitzer).

     

    Das selbe gilt für die Bienensterblichkeit.

  • Die größten Verbraucher von dem Zeug ( Round Up) sind Kleingartenbesitzer.

     

    Das der Boden nach einer Anwendung ausgetauscht werden muß da dort sonst nix anderes mehr wächst, ist spielen mit Ängsten (Fragen Sie doch mal einen der Täter, einen Kleingartenbesitzer).

     

    Das selbe gilt für die Bienensterblichkeit.

  • "Ackergifte" vergiften, d.h. töten ab. Das ist Tatsache, keine Abqualifizierung. Kennen Sie, @BIMHADI, bspw. Roundup? Da wachsen nach der Anwendung nur noch Monsantos resistente Pflanzen, wenn der Boden nicht ausgetauscht wird. Da gibt es nicht zu verdrehen. Das ist schlicht und ergreifend - "ernsthaft und gerecht" eine Tatsache. Das bedeutet Abhängigkeit und Monokultur. Beides geht nicht lange gut.

     

    Und wenn wir - fußend auf dieser Erfahrung - auch noch sehenden Auges nicht nur die Vielfalt unserer Arten dezimieren, sondern damit der Schwächung und dem allmählichen Bienensterben Vorschub leisten, ohne so rasch es geht dem Einhalt zu gebieten, werden wir über kurz oder lang eine üble Rechnung präsentiert bekommen. Nur von Windbestäubung abhängig kippt die Sicherung der Ernährung.

    • @noevil:

      Um das noch hinzuzufügen.

      Welche Ausbildung, die dich zum Diskutieren über ein solches Thema qualifiziert, hast du denn genossen?

      Die meisten Menschen haben doch garkeine Ahnung wie in der Züchtung heute gearbeitet wird. Sie haben doch in der Schule schon nichts von Biologie, Genen, Resistenzen oder auch nur von Pflanzen verstanden. Schon damals hatten die meisten bei den Worten Chemie, Biologie oder Physik sofort die Hosen voll. Das scheint bis ins Erwachsenenalter angehalten zu haben.

    • @noevil:

      @Noevil: Hallo erstmal. Ja ich kenne Roundup, ich promoviere gerade selbst in der Pflanzenzüchtung und kann daher bei diesem Thema mitreden.

       

      Als erstes fällt mir schon wieder auf, dass die Behauptung, dass der Boden nach dem Einsatz von Roundup ausgetauscht werden müsste, eine ungeheuer wahnwitzige Lüge ist. Dabei liegt die Betonung aber auf Witzig!!! Wenn es nämlich so wäre müsste im Grund genommen nahezu alle Ackerflächen "ausgetauscht" werden.

      Auch die Behauptung, dass das Bienensterben mit der sogenannten "Monokultur" (dieses Wort verstehen nämlich schonmal die wenigsten) zusammenhängt, konnte meines Wissens nach bislang nicht nachgewiesen werden. Statt dessen wird sogar noch die Forderung nach der Abschaffung der Massentierhaltung bei Bienen laut! :-D

  • der schlechteste Artikel aller Zeiten! Ohne jeglichen wissenschaftlichen Hintergrund. Und wenn mal so getan wird als hätte man eine Quelle, wird diese so verdreht und gebogen, dass es sich möglichst böse anhört! Ich sage dazu z.B. nur "Ackergifte"....was ein unqualifiziertes Wort!!!

    Zwei Fragen hätte ich doch gerne von den Gentechnik-Gegner beantwortet: Gibt es denn irgendeine repräsentative, objektive Studie, die eure Meinung bestärkt? Und, warum seid ihr nicht in der Lage ernsthaft und gerecht über ein Thema zu diskutieren, ohne alles zu verdrehen?

  • Über die rote Gentechnik beschwert sich kein Mensch.... ist doch inkonsequent!?

  • Die nächste Frage ist ja auch, wie gesund Gen-Nahrung für den Menschen ist. In Amerika läuft ja seit Jahren ein "Langzeitexperiment", da viele verarbeitete Lebensmittel Zutaten aus Gen-Anbau (Soja, Mais) enthalten.

     

    Filmemacher Jeffrey Smith belegt in seiner Dokumentation „Der Gen-Food Wahnsinn“ wie groß der Einfluss der Gen-Lobby auf die US-Politik ist. Zudem soll es Zusammenhänge zwischen Gen-Nahrung und Krankheiten geben. Mehr zur Dokumentation in meinem Blog unter http://www.brehl-backt.de/gentechnik-lebensmittel-mit-nebenwirkung/

  • 3G
    3618 (Profil gelöscht)

    Und trotzdem sitzen in der EFSA hauptsächlich Lobbyisten der Agro- und Gentech-Industrie.

    http://www.spiegel.de/wirtschaft/report-viele-lobbyisten-in-der-europaeischen-lebensmittelbehoerde-efsa-a-929376.html

    Da müssen Umweltschutz und Lebensmittelsicherheit eng zusammen arbeiten.

    Aber das ist ja wohl eine Illusion undim Blick auf TTIP und CETA wird da nichts gegen diese skrupellosen Konzerne gemacht.

    Die meinen wohl immer noch, irgendwann kann man das einfach alles wieder herstellen.

    In den USA gehen aber schon ganze Landstriche für den Ackerbau verloren, weil sich resistente Superunkräuter ausbreiten, mal abgesehen von den verschwindenden Tieren.

    Es ist zum Verzweifeln.