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Niedriglöhne in der TextilbrancheAugen zu und an Ausbeutung denken

Die Niedriglöhne in der Textilindustrie sind Teil des Systems: Sie machen die Arbeiter erpressbar. Daran etwas zu ändern, zerstörte die Branche.

Atmosphäre des Grauens: Neuer Primark-Laden in Berlin. Bild: reuters

Als das Rana Plaza 2012 einstürzte, hatte der Warenprüfer von Primark Glück. Er war für den späten Vormittag in der Fabrik New Age Bottoms im zweiten Stock angekündigt, wenige Stunden nachdem das Fabrikgebäude in sich zusammenfiel und mehr als 3.000 Menschen unter sich begrub. Er hatte das Glück der späten Ankunft.

Der Warenprüfer sollte kommen, weil in den Tagen darauf eine Ladung für den inzwischen berüchtigten Billigklamottenanbieter verschickt werden sollte. Auch in zwei anderen Fabriken arbeitete man an diesen Tagen, so hart man konnte, um eine Lieferung für die Modemarke Mango fertig zu produzieren. Diese Umstände waren es, die mehr als 1.000 Männer und Frauen das Leben kosteten.

Am Tag zuvor waren die ersten Anzeichen für den Einsturz aufgetreten: Risse in den tragenden Säulen des Gebäudes. Das Hochhaus wurde evakuiert, die ArbeiterInnen nach Hause geschickt und Ingenieure einbestellt, die dann konstatierten, dass es kein Problem gebe. Am nächsten Tag blieb der Markt auf den unteren Etagen des Rana Plaza geschlossen, und auch die NäherInnen wollten ihre Arbeitsplätze in den oberen Stockwerken aus Angst nicht einnehmen. Doch am Ende siegten die Beschimpfungen ihrer Vorarbeiter, die mit Lohnkürzung drohten, um sie doch dazu zu nötigen. Die Fabriken konnten sich keinen Tag Verspätung leisten.

Gerade herrscht große Aufregung, weil Primark-Kunden in Irland und Wales in ihrer Kleidung eingenähte Hilferufe entdeckt haben. Seither wird darüber diskutiert, ob sie echt sind. Nur: Dass die NäherInnen europäischer Modefirmen unter „degrading sweatshop conditions“, also erniedrigenden Bedingungen eines Ausbeuterbetriebs arbeiten, wie es dort heißt, ist eigentlich bekannt.

taz.am wochenende

Was passiert, wenn die Flüchtlinge aus dem Fernsehen plötzlich am eigenen Gartentor sitzen? Die Geschichte einer besonderen Nachbarschaft in Berlin-Kreuzberg lesen Sie in der taz.am wochenende vom 5./6. Juli 2014. Außerdem: Nach dem Psychiatrie-Skandal steht Gustl Mollath wieder vor Gericht. Angeklagt sind diesmal die anderen. Und: Was genau machen diese Winke-Katzen in den Schaufenstern? Am Kiosk, eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo.

Es gibt viele Schuldige am Einsturz des Rana Plaza, doch die große Zahl der Opfer ist wohl im System fast fashion begründet: kurzfristige Bestellungen, strenge Lieferbedingungen, große Mengen, kleine Gewinnmargen und kurze Lieferzeiten. Wären nicht die Lieferungen an Primark und Mango fällig gewesen, wären die Gewinne und Lieferzeiten nicht so knapp berechnet gewesen, wären die ArbeiterInnen nicht so sehr auf ihre niedrigen Löhne angewiesen, hätten sie sich vielleicht nicht in das einstürzende Gebäude zwingen lassen. Und würden noch leben.

Komplizen der eigenen Ausbeutung

Die Erpressbarkeit der NäherInnen hält das System zusammen. Nur wenn sie jederzeit verfügbar sind, können es die neuesten Kollektionen innerhalb von Wochen einmal um den Globus schaffen: von den Tischen der Designer in die Fabriken Bangladeschs und zurück in die Klamottenläden des Westens. Und damit das System überlebt, werden die Löhne der NäherInnen absehbar nicht steigen.

Dabei wurden die Löhne erst im vergangenen Jahr unter dem Eindruck des Einsturzes erhöht. Von rund 30 Euro im Monat stieg der Grundlohn auf 50 Euro, wer Überstunden macht, verdient mehr. Auf den ersten Blick war es ein eindrucksvolles Verhandlungsergebnis: eine Steigerung von 66 Prozent. Aber die Inflation ist hoch, manchmal zweistellig, und die Preise für Dinge des täglichen Bedarfs steigen noch schneller. Am Ende bleibt ein Lohn, dessen Kaufkraft gesunken ist.

Woran liegt es, dass die Reallöhne in dieser boomenden Industrie nie steigen? Am schlechten Verhandlungsgeschick der NäherInnen? An der schwachen Position der Gewerkschaften in Bangladesch? Sie scheinen immer wieder an derselben Stelle zu verharren: knapp am Existenzminimum. Ein Traum für Ausbeuter. Sie haben die ArbeiterInnen unter ihrer Kontrolle und geben ihnen doch den Anschein, dass sie Freiheiten haben. Ihr wollt euren Lohn aufbessern? Macht doch Überstunden!

Am Ende können die FabrikbesitzerInnen darauf verweisen, dass sie ihre Untergebenen nicht zu Überstunden zwingen. Im Gegenteil: Die ArbeiterInnen fordern sie ein und werden zu Komplizen ihrer eigenen Ausbeutung.

Textilfabriken brennen fabelhaft

Auf die einfachsten Ansprüche reagieren FabrikbesitzerInnen und VorarbeiterInnen dagegen sehr sensibel. Auf Krankentage, Urlaubsforderungen oder die Verweigerung von Überstunden folgen Lohnkürzungen und Kündigungen. Am Ende steht eine hörige Arbeiterschaft, die bereit ist, auch die heftigsten Überstunden unter harten Bedingungen zu machen. Sie sind aus Sicht ihrer Chefs kaum mehr als die Maschinen, an denen sie nähen: Sie dürfen nicht krank werden, keinen Urlaub brauchen oder ihre Familie für wichtiger als ihre Arbeit halten. Tun sie nicht, was man verlangt, werden sie ausgetauscht.

Diese Logik funktioniert aber nur, solange die Löhne tatsächlich zu hoch zum Sterben sind und die NäherInnen etwas – noch so Geringes – zu verlieren haben. In regelmäßigen Abständen sinkt ihre Kaufkraft so sehr, dass sich die Arbeit in den Fabriken nicht mehr lohnt. An solchen Tagen zeigt sich, wie fragil das Gleichgewicht der Modeproduktion ist. Als 2010 die Kaufkraft des alten Mindestlohns so spürbar erodiert war, dass für die ArbeiterInnen das Überleben auf dem Spiel stand, gingen sie auf die Straße. Sie wussten, wie sie die Fabrikbesitzer am härtesten treffen konnten, und zündeten ihre Arbeitsstätten an. Textilfabriken brennen fabelhaft.

Besonders unsystematisch sind deshalb Kampagnen, die sich ausschließlich auf die Hungerlöhne der Branche konzentrieren. Manche suggerieren sogar, man könne etwas verändern, wenn man die Kleidung wenige Cent teurer macht. „Würden die Lohnkosten pro produziertem T-Shirt – beispielsweise in Indien – um 27 Cent angehoben, könnten die NäherInnen ein menschenwürdiges Leben führen“, heißt es zum Beispiel von der Clean Clothes Kampagne in Österreich. In dem sensibel austarierten System wollen sie eine Schraube etwas anziehen und hoffen, dass alles andere weiterläuft wie bisher: Die Kleidung bleibt billig, sie ist in wenigen Wochen verfügbar, internationale Modefirmen und FabrikbesitzerInnen verdienen Geld – und die ArbeiterInnen verdienen etwas mehr.

Abgesehen von den naheliegenden pragmatischen Fragen – wie würde das Geld die richtigen NäherInnen erreichen, wer würde die Aufsicht haben? – gibt es noch das Problem, dass durch eine solche Kampagne nichts so bleiben würde, wie es ist. Mehr Lohn, auch nur etwas mehr Lohn, würde das Ende der Industrie in ihrer jetzigen Form bedeuten.

Denn niemand weiß besser als die NäherInnen selbst, wie schlimm ihre Arbeitsbedingungen sind. Sie arbeiten lange, oft bis zu 14 Stunden am Tag, und haben wenige freie Tage; sie werden gemobbt, beschimpft und von Vorarbeitern geschlagen; ihre Löhne werden falsch berechnet oder ohne Begründung zurückgehalten. Schon jetzt steigen die Abwesenheitszahlen, kurz nachdem Löhne oder Feiertagsboni ausgezahlt werden. In manchen Fabriken fehlt dann ein Fünftel der Belegschaft.

Ein Zehner aus Bangladesch

Würden sie tatsächlich einen Existenzlohn bekommen, bekämen die NäherInnen dadurch Handlungsspielraum zurück. Warum Überstunden machen, wenn man nicht auf sie angewiesen ist? Die verspäteten Lieferungen wären das Problem anderer, die hohen Strafzahlungen, die Modeketten ihren Lieferanten aufdrücken, auch. Möglicherweise würden die ArbeiterInnen sogar noch mehr einfordern: kürzere Arbeitszeiten, Urlaub oder gar Zusatzleistungen wie Krankenversicherung. Und sie wären eher in der Lage, die Forderungen auch durchzusetzen – weil sie unabhängiger wären.

Dadurch würden die Produktionskosten enorm steigen. Die Kleidung würde nicht nur um wenige Cent, sondern um ganze Euros teurer werden. Die Modefirmen würden in andere Länder abwandern – oder die ganze Industrie müsste sich verändern.

Ist es nicht bequemer, alles zu lassen, wie es ist? Die Branche boomt, erst diese Woche hat Primark eine neue Filiale aufgemacht, mitten in Berlin. Und das nächste Mal beim Klamottenkauf, bei Primark oder KiK, H & M oder C & A, Benetton oder Mango: an der Kasse kurz die Augen schließen und daran denken, dass irgendwo in Bangladesch eine Näherin einen Zehner dazulegt.

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26 Kommentare

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  • Sehr interessanter Artikel. In Stuttgart, früher eine textile Hochburg von großer Bedeutung, heute überwiegend leider nur noch dem "Autowahnsinn" verfallen, gibt es eine kleine zauberhafte standhafte Initiative von einer sehr talentieren Schneiderin und um Sie 10-15 arbeitslosen Frauen, gefördert von der Caritas, die Kleider "recyclen". Ich war vor kurzem an einer Modeschau eingeladen davon. Absolut atemberaubend, was man machen kann. Kleider, die nach zig-hunderten Euro Einkauf aussehen! PS: das Projekt heißt Pra(g)a. In Anlehnung an Pragstrasse, wo es ist, und an na?

  • "Ich kann nicht ausschließlich FairTrade-Klamotten kaufen, also lasse ich es ganz"

    "Ich weiß nicht, wo ich in der Nähe FairTrade-Klamotten kaufen kann. Ich bin dazu verdammt, Sweatshop-Ware zu kaufen."

    "Ich mag es nicht, mich mit dem Klamottenkauf zu beschäftigen. Deswegen ist es ok, wenn meine Kleidung unter menschenunwürdigen Bedingungen hergestellt wird."

     

    Es muss sich sehr dringend etwas ändern.

    Es sieht nicht so aus, als ob sich in absehbarer Zeit von selber etwas ändern würde.

    Bleiben für das empathische Individuum zwei Möglichkeiten:

    1) Beten.

    2) (Irgend-)was machen.

    Es stimmt: oft hat man wenig Alternativen zu den moralisch verwerflichen Produkten, die man aufwandslos vorgesetzt bekommt. Viel öfter aber eben doch. Es gibt mittlerweile in jeder größeren Stadt Läden mit vernünftig produzierter Ware, es gibt durchaus größere, verfügbare Marken, die wesentlich besser produzieren als andere, und nur wenn man noch keine Gütesiegel bei H&M gesehen hat, sagt das vielleicht eher etwas über die Mängel der Produkte eines H&M aus als über die Mängel des Siegels aus. Natürlich ist es anstrengend solche Gedanken immer mit sich herumzutragen, oder eine kleine Recherche nach akzeptablen Läden oder Marken anzustellen, aber ist das wirklich ein starkes Argument?

     

    Ein erster Schritt ist vielleicht das Aufweichen des Schwarz/Weißen Ganz-Oder-Garnicht-Denkens. Zumindest mal "FairTrade + Kleidung + *Stadtname*" zu googlen, die Möglichkeiten zumindest zu kennen bevor man sie abschreibt, und das Problem wenigstens nicht einfach auszublenden, das wäre doch schon mal mehr als nichts. Nicht jeder kann sich leisten, immer nur fair produzierte Kleidung zu kaufen, aber für den Großteil sollte das doch zumindest ab und zu drin sein.

     

    Man kann nicht über Nacht die Macht der Multinationalen Konzerne brechen. Aber sie bei gegebener Möglichkeit ein bisschen zu ärgern, am Besten noch mit ihren eigenen Mitteln, das muss doch drin sein.

    • @Schorsch:

      Ich habe das Gefühl, dass dies auch eine Antwort auf meine Beiträge ist, daher meine Antwort dazu.

       

      Wenn ich "FairTrade + Kleidung + *Stadtname*" suche (übrigens nicht google, wenn wir schon beim Aufbrechen der Macht multinationaler Konzerne sind) finde ich exakt: Nichts. Klar, ein paar Weltläden und ähnliches, aber dort werden keine Klamotten verkauft.

       

      Ich weiß, in Berlin und anderen Großstädten gibt es sicherlich irgendwo reine Fairtrade-Klamottenläden. Aber die Wahrheit ist nun mal, dass die meisten Deutschen nicht in Großstädten leben.

       

      Ständig wird mir gesagt, was ich als Konsument besser machen kann und es wird gesagt, dass es "größere, verfügbare Marken, die wesentlich besser produzieren als andere" gibt - Aber immer wenn ich nachfrage, was das denn konkret für Marken sind, kann mir niemand darauf antworten. Wenn mir jemand nachweist, dass Marke X fairtrade und sozial faire Bedingungen hat, würde ich da gerne einkaufen.

       

      Ich finde es einfach unfair, hier alles dem verbraucher aufzulasten. Wenn ich bio Lebensmittel kaufen möchte oder fairtrade Kaffee, dann finde ich das ganz einfach und ohne großen Aufwand und wenn mir da jemand sagt, er kann es nicht finden, dann empfinde ich es auch als Ausrede. Aber bei Klamotten trifft es eben nicht zu, da man fair produzierte Kleidung mit der Lupe suchen muss.

       

      Und ich habe übrigens auch nie gesagt, dass es ok wäre. Im Gegenteil finde ich es ja nicht in Ordnung und deshalb macht es mich so wütend, dass ich meiner Meinung nach keine andere Möglichkeit zum handeln habe.

      Und zu meiner Ehrenrettung sei auch noch mal gesagt: Mein gesamter Klamottenbestand (inklusive Wintersachen) passt in 2 Reisetaschen. Wenn ich die Klamottenberge sehe, die die meisten Menschen anhäufen, dann muss ich sagen das sich mich mit meinem schlichten Konsumverzicht moralisch ganz in Ordnung finde.

      • @Dubiosos:

        Im Internet geht einiges z.B Hessnatur. Da kostet ein T-Shirt 30 €, hält aber sehr lang, auch die Farbe. Bei Ladengeschäften fällt mir erstmal auch nichts ein. Paar Lichtblicke gibts bei Ernesting´s f.

  • "Die Niedriglöhne in der Textilindustrie sind Teil des Systems: Sie machen die Arbeiter erpressbar"

     

    Das gilt für alle Industrien mit Niedriglöhnen, die dazu führen, dass der Steuerzahler in Form von H4-Aufstockungen dafür subventionieren darf. Vom Mach-das-mal-für-200-Euro-Grafiker bis zum Pfleger. Dafür muss man nicht mal nach Bangladesch schauen, denn - im Vergleich Lohn und Grundkosten - gilt das bei uns auch. Daran wird auch der Mindestlohn nichts ändern. Werden die Kosten für unternehmerische Gesellschaftsverweigerer zu hoch, werden sie einfach (z.B. digital) ausgelagert. Anschließend können sich auch hier immer mehr Leute nichts anderes als Bangladesch-Shirts leisten und der Kreis schliesst sich. Dös is nix Neues und läuft schon seit Ewigkeiten so. Drollig ist dieses Volkstheater, immer so zu tun, als ob das alles janz janz weit weg wäre.

  • Die Näherinnen der Komplizenschaft ( Mittäterschaft) zu bezichtigen, ist voll zynisch, wenn diese Arbeit ihre einzige Chance auf Einkommen ist.

    Bei dieser Wortwahl gehe ich normalerweise von Schuld aus. Komplizen, also mitschuldig sind die Konsumenten hierzulande, die mittlerweise mitgekriegt haben sollten, welche Schweinereien da ablaufen.

     

    Komplizen ? Also neee !

    • @lions:

      Leibe NANMOLIE , ... was der (tolle !) Artikel rein durch D a r s t e l l u n g

      'w a s i s t' (e x e m p l a r i s c h !) auf den Punkt bringt ist , dass w i r a l l e "Komplizen" des Bestehens und täglichen Fortbestehens des absolut pervers gewordenen kapitalistischen Gesellschaftssystems sind . Denn es ist ja so : Das System ist uns nicht von Aliens auferlegt , nicht "im Himmel" oder in den Genen festgeschrieben , sondern seit dem 15. , 16. Jht Stück für Stück ,ohne Masterplan , von Menschen "gemacht" worden , ... und könnte/sollte wieder abgeschafft werden , wenn es die Menschheit ins Verderben führt .

      • @APOKALYPTIKER:

        Oh je , ANAMOLIE , Pardon , ... wenn man einmal vergisst , Korrektur zu lesen !

  • Komischer Artikel - man hätte ja wenigstens in einem Nebensatz erwähnen können, dass es so etwas wie eine Gegenbewegung gibt, siehe http://www.global-standard.org/

  • Äh, krass, taz erklärt sweatshops für unvermeidliches Übel. Wow, wieder keinen Abbonenten dazugewonnen. Das ist der anbiedernde, obrigkeitstreue deutsche Journalismus, den wir brauchen!

     

    Dass die H&M Klamotten vielleicht minderwertiger Mist sind, der nach wenigen Wochen kaputt ist, genau wie die Markenschuhe der großen Hersteller und dass das System der konstanten Zirkulation zu Horden schlecht angezogener Normalos führt und ein Ausbeutungssystem erhält, an dem eine Minderheit massiv verdient, während alle anderen (Kunden wie Produzenten) leiden, dafür reicht die eh schon schwache Systemkritik hier nicht mehr?

     

    Es liesse sich problemlos zu ordentlichen Arbeitsbedingungen und fairen Preisen für die Verbraucher nachaltig(e) Kleidung herstellen, sogar in Deutschland, so einen neoliberalen Qwark habe ich lange nicht mehr gelesen, wenn das Zynismus sein soll, braucht der Artikel einen Beipackzettel.

    • @Rockzipfelklette:

      Ich kaufe durchaus regelmäßig bei H&M und hatte da jetzt noch keine Probleme, dass die Klamotten nicht halten würden. Ja, T-Shirts muss ich dann nach so 5 bis 7 Jahren vielleicht mal wegwerfen, aber ist das jetzt ein schlechter Wert?!

       

      Ein Grund übrigens, warum ich bei den großen Ketten meine Klamotten einkaufe, ist das es unkompliziert ist. Ich hasse Klamottenshoppen und wenn ich meinen halbjährlichen Klamottenkauf in 10 Minuten durchziehen kann, bin ich glücklich. Ich habe keine Lust, den ganzen tag durch Konsumtempel zu rennen, nur um dann irgendwo eine Ököjeans zu finden.

       

      Wenn mir irgendjemand mal verraten könnte, wo ich denn fair produzierte Kleidung finden kann, dann wäre ich wirklich glücklich. Aber ehrlich, mich stundenlang durch irgendwelche Klamottenflohmärkte zu kämpfen, darauf habe ich einfach keine Lust.

      • @Dubiosos:

        Es ist eine Frage der Kultur. Du isst bestimmt auch bei McDoof, das ist auch einfach. Gute Kleidung ist wie gut essen. Braucht Zeit. Macht Mühe. Lohnt sich? Vielleicht. Hier haben die Menschen große Autos und große Wohnungen und große Reisen, aber schlechte Kleider.

    • @Rockzipfelklette:

      "Äh, krass, taz erklärt sweatshops für unvermeidliches Übel. Wow, wieder keinen Abbonenten dazugewonnen. Das ist der anbiedernde, obrigkeitstreue deutsche Journalismus, den wir brauchen!"

       

      Krass , äh , ist nur , wie offensichtlich viel zu schwer oder anstrengend es für Sie ist , etwas zu lesen und dann auch noch zu verstehen , was drin steht .

      "Beipackzettel" speziell für Hirnschwachmaten - das hätte noch gefehlt !

      • @APOKALYPTIKER:

        Danke für die wie immer massvolle und fundierte Kritik, lieber Apokalyptiker. Sie haben natürlich vollkommen recht und alle anderen Leser unrecht, wie fast immer eigentlich. Die wahrhaft revolutionäre Idee, dass sich an den Umständen nichts ändern läßt aber trotzdem alle dran schuld sind, war mir als Deutschen bisher ganz und gar fremd - hat mich allerdings sofort überzeugt und ich bin dank ihrer sensiblen Überzeugungsarbeit nun ganz ihrer Ansicht. Weiter so! Nieder mit den Hirnschwachmaten!

  • Das ist Kapitalismus. Da wo Geiz (der Konsumenten) und die Gier (der Produzenten/Händler) die grundlegenden Spielregeln darstellen. Und wir lassen uns doch auch erpressen. Gab es doch Argumente, dass unsere Industrie sich andere Produktionsorte suchen wird, wenn Energiekosten für energieintensive Unternehmen steigen oder ein faier Mindestlohn gezahlt werden muss. Haben wir doch eine selbst produzierte hohe Arbeitslosenquote, damit unsere Herren stets auf neues Personal zurückgreifen kann, das mit Opferbereitschaft ihren Arbeitsplatz verteidigt. Haben unsere Ahnen nich in blutigen Arbeitskämpfen sich Rechte errungen, die man heute nun schon fast freiwillig wieder aufgibt, um in den Augen unser Feudalherren und deren Helfer glänzen zu können. Werdet wach und steht auf, denn wir sind Teil dieses perversen Systems.

    • @Christian Marquardt:

      Es ist nicht nur der Kapitalismus. Es sind auch ganz konkrete handfeste Entscheidungen der letzten Jahre der Banken gewesen. Solange wir uns ein Bank(un)wesen leisten, in dem die Geldverwendung nicht an echten Zins sondern an Beziehungen gebunden ist, werden wir unsere Wirtschaft nicht mehr zügeln können. Es gibt deutsche Bio- und Fairhersteller von Textilien, aber es werden immer weniger, wenn die Kunden nichts mehr kaufen. Kredit bei Banken bekommen solche schon lange nicht mehr. Und die Textilfirmen, die in den letzten Jahren noch mit und nach den Umweltgesetzten hier sauber produziert haben, werden als dumm hingestellt. So muß eine Jeans nämlich 60 Euro kosten, liebe Mitkommentatoren. Es ist wie beim Wein, was glaubt Ihr was in einem Wein für 2,95 drin ist? Chateau Petrusse? Es ist die Aldi Mentalität, die alles zerstört.

  • "sie werden gemobbt, beschimpft und von Vorarbeitern geschlagen"

     

    Eine provokante, rein hypothetische Frage sei gestattet: Warum werden nicht die Menschen gemobbt und beschimpft, die hierzulande bei o.g. 'Marken' wöchentlich die Kaufhäuser stürmen?

    • @friedjoch:

      Da es wohl unmöglich ist, nur Mode zu tragen, die eben nicht unter solchen Bedingungen produziert wurde. Wenn ich nicht nackt rumlaufen möchte, bleibt mir leider nur die Möglichkeit, bei solchen Anbieter zu kaufen - Denn selbst hochpreisige Ware schützt ja nicht vor solche Produktionsbedingungen (siehe Benetton als Produzent in Rana Plaza).

       

      Ihre Kritik zielt ja vielleicht auch auf das "wöchentlich" ab: Da bin ich zwar voll bei Ihnen und kann auch gar nicht verstehen, wie Menschen freiwillig gerne Klamotten shoppen gehen, aber wenn man Menschen für Konsum "beschmipft", müsste man es natürlich auch für diejenigen tun, die es nur selten machen.

       

      Generell finde ich es auch schwierig, immer alle Verantwortung beim Konsumenten zu lassen. Ja, man sollte nicht blind konsumieren. Aber seien wir ehrlich, wer hat die Zeit und Möglichkeiten dazu, jeden Einkauf vorher moralisch abzusichern? Daher ist es meiner Ansicht nach auch staatliche Aufgabe dafür zu sorgen, dass nur Produkte bei uns vertrieben werden, die aktuellen Menschenrechtsstandards entsprechen.

      • @Dubiosos:

        "Wenn ich nicht nackt rumlaufen möchte, bleibt mir leider nur die Möglichkeit, bei solchen Anbieter zu kaufen"

         

        Es stimmt ja eben gerade nicht, dass man als Konsument keine Wahl hat, wo man seine Klamotten einkauft.

         

        Es gibt ja durchaus einige Anbieter von fair produzierten und gehandelten Kleidungsstücken.

         

        Und es gibt entsprechende Labels (Siegel), Initiativen und Kampagnen (bspw. Clean Clothes Campaign, Kampagne für Saubere Kleidung, Fair Wair Foundation, etc.), die es dem Konsumenten ermöglichen sich darüber zu informieren.

         

        Letztendlich gehört es um Wesen einer Marktwirtschaft, dass jeder Verbraucher die Freiheit (und auch die Verantwortung) hat, selbst zu entscheiden wo man einkauft oder eben nicht einkauft.