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Die WerbepauseErkenntnisruf des ewigen Deppen

„Keine Sau braucht die FDP“, das steht auf den Wahlplakaten der FDP in Brandenburg. Das wussten wir schon, aber wer hat's denen gesteckt?

Im Gespräch bleiben um jeden Preis? Manchmal ist Zurückhaltung die bessere Wahl Bild: dpa

Tja, was sagt man dazu? Eine Partei, die seit dem letzten Herbst an der Grenze zur Unsichtbarkeit agiert, spricht eine entsprechend winzige Wahrheit gelassen aus. „Keine Sau braucht die FDP“ steht blau auf quietschgelbem Grund auf jenen Plakatwänden, die dieser Tage im Brandenburgischen aufgetaucht sind. Dort wird am 14. September ein neuer Landtag gewählt.

Will man mal beim Landesverband nachfragen, was das soll – ob die Minipartei jetzt per Plakat den Wählerinnen und Wählern ihre Selbstauflösung bekannt zu geben beabsichtigt –, stößt man auf der FDP-Website auf … na huch!: Gelb-Blau, „Keine Sau …“ usw. Auch telefonisch ist niemand erreichbar. Mit Mailboxansagen werden die Medien jedoch für den Donnerstag zu einer Pressekonferenz eingeladen.

„Haha!“ möchte man wie Nelson Muntz von den Simpsons nun ausrufen. Es ist der Erkenntnisruf des ewigen Deppen. Denn eins ist klar: Bei der Sau-Kampagne handelt es sich um den verzweifelten Hilferuf einer Kleinstpartei, die um jeden Preis ins Gespräch kommen will. Und sei es mit Selbstbezichtigungen in Form von Negative Campaigning, wie sie aktuell auf den Straßen und Plätzen Brandenburgs zu besichtigen sind.

Die Plakate atmen jene alte Überheblichkeit der FDP, wie wir sie sechseinhalb Jahrzehnte erlebt haben: Scheiß auf die Inhalte! Ihr wisst doch, wer wir sind. ;) Zwinkerzwinker.

Haha! Leider nein.

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12 Kommentare

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  • heißen die nicht .pdf oder verwechsel' ich da was?

  • Jetzt warten wir doch mal ab was die Auflösung ist bevor wir weiterdiskutieren ob das politischer Selbstmord oder genial ist. Ich gehöre nicht zu den Insidern, die die Auflösung schon wissen, aber ich hab schon eine Vermutung. Morgen nach der Pressekonferenz wissen wir's. :-)

  • Im Deutschen wird so viel verdreht,

    so ist nicht klar, was vorne steht;

    denn Sau kann Subjekt/Objekt sein.

    Was immer bleibt, sind Schweinerein

    von allen deutschen Volkspartein

    (die einen groß, die andren klein).

  • 6G
    688 (Profil gelöscht)

    "Bei der Sau-Kampagne handelt es sich um den verzweifelten Hilferuf einer Kleinstpartei, die um jeden Preis ins Gespräch kommen will."

     

    Haha, da kennt man sich bei der taz eben auch ganz genau aus - Konfusion, Schuld- und Sündenbocksuche in Überproduktion von Kommunikationsmüll für die gebildete Suppenkaspermentalität!? :-)

  • Ha ha, endlich hat mal eine Partei einen Wahlslogen gefunden, der nicht austauschbar ist und genauso gut bei den anderen passen würde.

  • "…Ihr wisst doch, wer wir sind. ;) Zwinkerzwinker.

     

    Haha! Leider nein."

     

    doch doch - wissen wir:

     

    Steigbügelhalter

    für jeden asozialen Scheiß -

     

    wenn wir sie denn lassen.

  • Keine Sau braucht die FDP. Soweit so ok.

    Kann man von den andern beiden Parteien auf dem Artikelfoto allerdings auch sagen.

     

    Da kann man sogar auf Mensch erweitern.

     

    Was Deutschland mMn braucht ist eine wirkliche liberale Partei.

  • "Keine Sau braucht die FDP" - stimmt!

     

    Mögen sie die Konsequenen daraus ziehen...

  • Ich hätte nie geglaubt, dass ich die FDP mal bewundere. Parteien lügen immer wie gedruckt. Dass eine Partei mal so entwaffnend ehrlich ist, ringt mir Respekt ab. ( Zumal die FDP in Brandenburg in Umfragen bei 3% gehandelt wird)

  • Die FDP fordert Steuererleichterungen für Reiche und vor allem Superreiche. Das ist wirklich das zentrale Problem in Brandenburg: Die Millionäre, Milliardäre, die dort leben, zahlen zu viel Steuern. Insofern plakatieren sie dann mal die Wahrheit - keine Sau braucht die FDP ...

  • Tja was hätte aus der FDP werden können. Dass sie sich selbst hingerichtet hat, kann man nicht verneinen. Aber was haben wir davon? Jetzt ist die einzige "liberale" Kraft im Land die Grünen. Da lach' ICH mich tot, Miss Maier-Birkenstock. Und DAS finde ich überheblich, wenn die Links-Spießer sich als liberale Kraft verkaufen möchten.

     

    Ich hatte ja kurze Zeit Hoffnung, die AfD könnte sich zu einer liberalen Partei entwickeln. Aber auch da riecht es schon jetzt nach Wirtschaftsklüngelei; außerdem ist sie modrig-konservativ, was dann wieder an die Grünen erinnert.

     

    Ja, was wählt man denn da?

  • Interessant: Die Linkspartei Brandenburg hat anscheinend die selbe Werbeagentur engagiert wie die FDP in Sachsen. Dort plakatiert die FDP "Sachsen ist nicht Berlin!".