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Kommentar Union und FlüchtlingeHumanitär Verantwortungslos

Daniel Bax
Kommentar von Daniel Bax

Die Union spricht viel von außenpolitischer Verantwortung – gemeint ist das stets militärisch. Gegenüber Flüchtlingen ist sie dagegen immer zynisch.

Entdeckte erst in Erbil seine christliche Nächstenliebe: Volker Kauder (CDU) mit Flüchtlingen. Bild: dpa

W enn Unionspolitiker wie Volker Kauder in ein Krisengebiet reisen, kann es passieren, dass sie dort ihr Herz für Flüchtlinge entdecken. Der Fraktionschef war kürzlich im kurdischen Erbil. Konfrontiert mit der Not der geflüchteten Jesiden, sprach er sich spontan dafür aus, mehr Flüchtlinge aus dem Irak in Deutschland aufzunehmen. Wieder zurück zu Hause, wollte er das aber nicht mehr ganz so gemeint haben. Plötzlich war er nur noch dafür, weitere Flüchtlinge aufzunehmen, „wenn sie es bis zu uns schaffen“.

Ähnlich zynisch wie Kauder verhält sich jetzt Berlins CDU-Innensenator Frank Henkel. Im Frühjahr hatte der Berliner Senat mit den Flüchtlingen, die auf dem Oranienplatz mitten im Bezirk Kreuzberg monatelang ein Protestlager errichtet hatten, eine Vereinbarung getroffen: Ihre Asylanträge würden in jedem Einzelfall genau geprüft, hieß es, im Gegenzug hatten die Flüchtlinge ihr Protestcamp geräumt.

Nun aber fühlt sich der Innensenator nicht mehr an die Einigung gebunden, weil er sie nicht selbst unterschrieben habe. Das ist ein Affront gegen den Koalitionspartner und Berlins Integrationssenatorin Dilek Kolat (SPD), die die Einigung als ihren Erfolg verkauft hatte. Wirklich im Regen stehen jetzt aber die Flüchtlinge, die sich auf das Wort des Berliner Senats verlassen haben. Ihnen gegenüber ist Henkels Wortbruch schlicht verantwortungslos.

Beide Episoden sind leider typisch für die Haltung der Unionsparteien gegenüber Flüchtlingen. Nach außen tragen sie ihr Bekenntnis zum Christentum schon im Namen wie eine Monstranz vor sich her. Doch die christliche Nächstenliebe endet abrupt, sobald sie ihre Wähler vor Augen hat, die sich vor zu viel Flüchtlingen vor ihrer Haustüre fürchten.

Fragt sich nur, warum die größere außenpolitische Verantwortung, die oft gefordert wird, immer nur militärisch ausbuchstabiert wird und nicht vor allem humanitär. Könnte sie nicht auch darin bestehen, mehr Flüchtlinge aus Krisengebieten aufzunehmen, statt Waffen dorthin zu liefern? Und könnte Deutschland da nicht als ein Vorbild vorangehen?

Doch selbst Grüne trauen sich kaum noch, solche Forderungen zu erheben, aus Angst, als unverbesserliche Gutmenschen dazustehen. Dabei wäre es ein Signal, dass Deutschland aus seiner Geschichte gelernt hat – besser jedenfalls, als Stellvertreterkriege zu befeuern.

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Daniel Bax
Redakteur
Daniel Bax ist Redakteur im Regieressort der taz. Er schreibt über Politik und Popkultur – inbesondere über die deutsche Innen- und Außenpolitik, die Migrations- und Kulturpolitik sowie über Nahost-Debatten und andere Kulturkämpfe, Muslime und andere Minderheiten sowie über die Linkspartei und das neue "Bündnis Sahra Wagenknecht" (BSW). 2015 erschien sein Buch “Angst ums Abendland” über antimuslimischen Rassismus. 2018 folgte das Buch “Die Volksverführer. Warum Rechtspopulisten so erfolgreich sind.”
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9 Kommentare

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  • "..wenn Sie es bis zu uns schaffen."War gestern im EC 86 von Verona nach München unterwegs mit ca 100 "Illegalen" (Polizeichargon) also Flüchtlingen, die meisten aus Syrien.

    In Rosenheim war dann erst mal Endstation. Der ganze Zug wurde angehalten und wir "Normalreisenden"wurden dann wegen eines Polizeieinsatzes aufgefordert in den gegenüberliegenden Zug umzusteigen, wenn wir noch am selben Abend in München ankommen wollten.

    Die Vorgeschichte der Syrer war erschütternd: 13 Tage zusammen mit 469 Mitflüchtlingen auf dem Mittelmeer auf einer ägyptischen"Yacht" unterwegs (zum Schnäppchenpreis von 2000 US-Dollar pro Fahrgast) ohne ausreichende Verpflegung oder Trinkwasser. Ein Syrer zeigte mir den "Seelenverkäufer" auf seinem Handy und die wundersame Rettung durch einen britischen Containerfrachter, der die ganze Ladung dann nach Catania brachte. Die Ahnungslosen machten sich dann auf den Weg ins "gelobte Deutschland", wo man Sie dann mit "offenen Armen" bzw mit Gummihandschuhen empfangen hat. Nette Begrüßung! Beschämend!

  • DER PROTESTCAMP AM ORANIENPLATZ IST EIN SYMBOL FÜR UNSERE GESCHICHTE

     

    Die Flüchtlinge am Oranienplatz sind ein Symbol für die Berliner Geschichte, für die Geschichte Deutschlands. Sie möchten die Residenzpflicht abschaffen. Genau wie unsere Geschwister aus der ehemaligen DDR nach Westen wollten. Es stand aber eine Mauer im Wege.

     

    Diese Flüchtlinge kamen nach Berlin mit den Worten: „DIE WÜRDE DES MENSCHEN IST UNANTASTBAR“. Damit appellierten Sie an unsere Geschichte, als im Jahre 1947, durch die Einführung des Grundgesetzes, unser Land wieder Unabhängigkeit bekam. Diese Worte treffen mitten ins Herz, denn auf diesem Gesetz ist unser Land aufgebaut.

     

    Warum haben die Geflüchteten noch nicht aufgegeben?

     

    Hätten unsere Brüder und Schwestern in der ehemaligen DDR damals aufgegeben, für die Gerechtigkeit und Freiheit zu kämpfen, würde die MAUER immer noch stehen und die WENDE käme nie.

     

    Was gibt den Flüchtlingen Kraft, nicht aufzugeben?

     

    Sie haben das selber gesagt, als sie nach Berlin kamen:

     

    „DIE WÜRDE DES MENSCHEN IST UNANTASTBAR!“

     

    Diese Worte sind mit keinem Geld der Welt zu erkaufen. Diese Worte geben der Bundesrepublik Deutschland ein unverwechselbares Gesicht.

  • Die Beherrschung der vier Grundrechenarten ist auch bei der Bewertung der Flüchtlingsfrage hilfreich: Laut UNHCR gibt es weltweit aktuell über 50 Millionen Flüchtlinge. Eine Aufnahme von z.B. auch von nur 10 Prozent wäre für Deutschland nicht zu stemmen und nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

    Dies zeigt, dass eine sinnvolle und bezahlbare Versorgung von Flüchtlingen nur vor Ort bzw. in Anrainergebieten machbar ist. Dort könnten auch mehr Mittel zur Verfügung gestellt werden - die massenhafte Aufnahme hierzulande dient, ausser social-engineering apologeten, die ihr eigenes süppchen kochen, niemandem.

    • 1G
      164 (Profil gelöscht)
      @Huitzilopochtli:

      Ich glaube ja, wer die vier Grundrechenarten wirklich beherrscht, wird mir zustimmen: 10% Anteil sind nicht bloß ein Tropfen auf dem heißen Stein, sondern eine relevante Größe.

      • @164 (Profil gelöscht):

        und wo wir bei Grundrechenarten sind: ein Flüchtling kostet etwa 1500 pro Monat, bei 5 Millionen wären das also schlappe 90 Mrd Euro pro Jahr oder 30% des gesamten Bundeshaushalts, für immer. Das ist glaube ich eine relevantere Grösse. Wo sollte das Geld denn herkommen?

        • 1G
          164 (Profil gelöscht)
          @Gerald Müller:

          Wo ist denn die Rede von 5 Mio Flüchtlingen die aufgenommen werden sollen? Doch nur bei dem atztekischen Gott der Mengenlehre weiter oben. Unsere Hilfsbereitschaft im Falle Syrien z.B. erschöpft sich doch schon in einigen 1000. Im Libanon, dem Anrainergebiet, wo den Leuten ja so viel besser geholfen werden kann sind es schon über 1 Mio. Wo kommt denn da das Geld her?

  • Gerade wir, Deutschland, müssen mit den Flüchtlingen, aber ganz anders umgehen.

     

    Warum?

     

    - Die DDR Flüchtlinge, unsere Brüder und Schwestern, damals auf der Flücht und auf dem Weg zu uns, als

     

    - die Berliner Mauer noch im Wege stand, bis

     

    - die Wiedervereinigung des Deutschen Volkes, ein Traum von Millionen von Menschen in unserem Land - wahr wurde!

     

    Hätten unsere Brüder und Schwestern damals aufgehört, für die Gerechtigkeit zu kämpfen, wäre Deutschland heute nicht das, was es ist!

     

    DIE WÜRDE DES MENSCHEN IST UNANTASTBAR!

  • Dieser Artikel gehörte auf die Titelseite. Der Schlüsselsatz ist folgender:

     

    "Fragt sich nur, warum die größere außenpolitische Verantwortung, die oft gefordert wird, immer nur militärisch ausbuchstabiert wird und nicht vor allem humanitär.

     

    Hier ist die Antwort:

    http://www.kamus-quantum.com/11.html

  • Genau, deshalb sollten die Grünen am besten in Sachsen mit der CDU koalieren, um diese zu besänftigen und einzubinden.