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Kolumne Press-SchlagFrauenmangel im Frauenfußball

Jens Uthoff
Kolumne
von Jens Uthoff

Die Fifa stellt fest, dass bei den Kickerinnen zu viele Männer abseits des Platzes unterwegs sind – und reagiert. Her mit der Quote!

Frauen wie Katja Kraus, Ex-Managerin des HSV, sind im Fußballgeschäft die Ausnahme. Bild: dpa

D ie Frauenquote kommt. Und zwar im Frauenfußball. Da mag sich nun zu Recht der ein oder andere fragen, ob nicht, wie der Name es nahelegt, im Frauenfußball die Frauenquote naturgemäß ziemlich hoch sei, ergo: keine künstliche geschaffen werden muss. Ja, doch. Aber auch: nein.

Denn die Rede ist von den Trainern und dem Betreuerstab der Teams, beides eben nicht selbstverständlich Bereiche, die frauendominiert sind. Im Gegenteil, da ist kürzlich aufgefallen, dass nur acht von 24 Teams bei der Frauenfußball-Weltmeisterschaft im Sommer in Kanada von Frauen trainiert werden. Tendenz: fallend. Die Fifa will nun reagieren.

Und zwar, indem sie bei der U17-WM der Frauen in Jordanien im Folgejahr für jedes Team mindestens eine Trainerin und eine Medizinerin pro antretender Nation vorschreibt. Moya Dodd, Mitglied des Fifa-Exekutivkomitees, sprach gegenüber dem britischen Guardian davon, dieses Turnier sei erst der Anfang. Die Vorgabe für die U17-WM dürfte in der Tat nur ein Tropfen auf dem heißen jordanischen Wüstenstein sein.

Die Diskussion um den Frauenmangel bei den Frauen zeigt: Fußball ist und bleibt Männersache; alle bisherigen Versuche, daran etwas zu ändern, sind Makulatur, Beschönigung, warme Worte. Die Chefs sind auch im Frauenfußball Männer. Dass sich etwa mit Kanada, England und Australien in jüngster Zeit wichtige Frauenfußballnationen dazu entschlossen haben, Männer zu Coaches zu machen, weist darauf hin, dass der Trend in die falsche Richtung geht.

Trainerinnen!

Aber die Diskussion berührt auch das Milliardengeschäft Männerfußball. „Es gibt viele hochqualifizierte Trainerinnen“, sagte Dodd, die Vizepräsidentin der Asiatischen Fußball-Konföderation ist, „sie sind überdurchschnittlich erfolgreich, wenn man ihnen Topjobs gibt, aber der Großteil des Jobmarkts ist ihnen verschlossen, weil nicht in Betracht gezogen wird, dass sie Männerteams trainieren.“

Und damit partizipieren Frauen auch nicht an spannenden Jobs in einer wachsenden Branche– zumindest nicht in den Entscheider-Positionen. Karten verkaufen, Fanshop betreuen okay, aber bitte nicht die Fuß(ball)- volk-Ebene verlassen. Der börsennotierte Bundesligist Borussia Dortmund bleibt übrigens nach derzeitigem Stand von der gesetzlich beschlossenen Frauenquote verschont (derzeit im Aufsichtsrat: neun Männer).

Der französische Zweitligist Clermont Foot, der den Trainerposten im vergangenen Jahr mit Corinne Diacre besetzte, bleibt eine riesengroße Ausnahme. Hierzulande gab es noch keine Frauen, die in der Ersten oder Zweiten Liga der Männer trainiert hätten. Figuren wie Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus oder Katja Kraus, Exmanagerin des HSV, bleiben Exotinnen. Und in der Ersten Frauenfußball-Bundesliga? Sind elf von zwölf Cheftrainern Männer. Das genau zeigt sich, wenn man sich die Frauen-Nationalteams anschaut. Hier fährt der DFB eine vorbildliche Verbandspolitik – alle Juniorinnenteams sowie das A-Team werden von Frauen trainiert.

Wenn es nicht anders geht: Quote!

Und sicher, Quoten sind nicht immer die Lösung. Der DFB etwa, in dessen Präsidium immerhin die Aber-wir-haben-doch-eine-Vorzeigefrau Hannelore Ratzeburg sitzt, wird sich nicht durch Quoten ändern, sondern dadurch, dass es selbstverständlich wird, dass Frauen – von der Basis an – Verantwortung übernehmen (eine Jugendquote im DFB-Präsidium wäre dagegen schön – bei einem kurzen Blick durch die Reihen ermitteltes Durchschnittsalter: 67,3).

Aber wenn sich in manchen Bereichen herausstellt, dass es nicht anders geht als über eine Quote: her damit. Genug qualifizierte Trainerinnen sind da. Dann aber bitte nicht nur bei den U17-Meisterschaften in Jordanien.

Vielleicht aber reicht es ja auch aus, wenn Fifa-Oberfeminist Sepp Blatter sich der Sache annimmt. Okay, der hat mal diesen nicht ganz so zuträglichen Vorschlag gemacht, die Kickerinnen sollten sich doch etwas sexyer kleiden, dann werde alles gut, aber eigentlich ist der Mann doch ein Freund der Frauen. Seit Mitte der Neunziger predigt er: „Die Zukunft des Fußballs ist weiblich!“ Na denn.

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Jens Uthoff
Redakteur
ist Redakteur im Ressort wochentaz. Er schreibt vor allem über Musik, Literatur und Gesellschaftsthemen.
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4 Kommentare

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  • Schon wieder ein Gender Gap. Eigentlich sollte der Sport die ideale Umgebung für Gender Gleichstand sein. Nur die Leistung zählt. Aber gerade hier: keine Frauen. Warum holt sich der HSV für 13 Millionen einen Herrn Tuchel, wenn er dafür wahrscheinlich die beste weibliche Trainerin ever bekäme ... Fragen über Fragen.

  • Es spielen deutlich mehr Männer Fussball - deshalb ist das Niveau bei den Männern auch höher. Trainer sind häufig ehemalige Spitzenspieler. Frauenfussball nimmt an Bedeutung zu - die Trainerinnen müssten sich aber aus ehemaligen Spitzenspielerinnen rekrutieren - und da gibt es in Deutschland ein paar - im Ausland aber weniger.

    Da stellt sich die Frage, was wichtiger ist - erstklassiges Training um den Frauenfussball voranzubringen oder bestmögliche Förderung von Trainerinnen auf Kosten des Frauenfussballs.

    Eine Quote kann gesellschaftliche Änderungen bewirken, in dem schlechtere Frauen gegenüber besseren Männern bevorzugt werden. Eine Quote führt aber sicher nicht dazu, dass die eingestellten Frauen besser als die nun nicht mehr eingestellten Männern wären! Die Zeiten in denen Personalchefs Frauen per se diskriminierten sind vorbei. Inzwischen sind die meisten Personalchefs weiblich und stellen auch schon ohne Quote eher Frauen ein, sofern sie genügend qualifizierte Frauen finden. Die Quote soll nun Nachteile der Frauen durch andere Ausbildungswahl, Babypause oder andere Work-Life Balance ausgleichen. Neu eingestellte Professorinnen haben im Schnitt nur 2/3 der Veröffentlichungen ihrer männlichen Kollegen - auch ohne Quote. Der akademische Werdegang ist einfach so entbehrungsreich, dass viele Frauen vorher das Handtuch werfen.

    • @Velofisch:

      "Inzwischen sind die meisten Personalchefs weiblich und stellen auch schon ohne Quote eher Frauen ein, sofern sie genügend qualifizierte Frauen finden."

       

      Das stimmt nicht mal. Denn weibliche Personalchefs stehen genau wie ihre männlichen Kollegen vor der Entscheidung, ob sie einer Frau eine Chance geben wollen, die sich im gebährgfähigen Alter befindet und somit ein erhebliches Ausfallrisiko darstellt, oder lieber einem Mann, bei dem das eher nicht der Fall ist. Diese Entscheidung fällen sie dann auch genau so gerne zugunsten der sicheren Einsetzbarkeit des neuen Arbeitnehmers. Denn sie haben ihre Stelle als weibliche Führungskraft schon und wollen die auch zum Vorteil des Unternehmens ausfüllen.

       

      Es wird immer so getan, als seien die Geschlechter verschworene Gemeinschaften oder Eigenbrötler, die nur untereinander können, aber das ist weitgehend Blödsinn. Letztlich geht es um Prioritätensetzung und die Tatsache, dass hergebrachte Rollenbilder eben im echten Leben noch weit verbreiteter - und sehr gerne - gelebt werden, als das den Gleichstellungsideologen lieb ist.

       

      So sollten die Fußballverbäünde vielleicht auch erst einmal nachschauen, wie denn das Geschlechterverhältnis bei den Absolventen der Trainerakademien aussieht, bevor sie auch mit (ihrerseits diskriminierenden) Quoten herumfuchteln.

  • "Genug qualifizierte Trainerinnen sind da."

     

    Dann stellt sich die Frage, warum ausgerechnet das Aushängeschild des Frauenfußballs - die A-Nationalmannschaft - künftig von einer Trainerin ohne nennenswerte Erfahrung in diesem Bereich trainiert werden soll.