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Kein Zeltlager vor der Kirche

FLUCHT 80 libysche Flüchtlinge übernachten weiter in der St. Pauli-Kirche. Der Senat will sie abschieben

„Wir werden diese humanitäre Hilfe nach Kräften unterstützen“

BICHÖFIN KIRSTEN FEHRS

Das Tauziehen um die 300 libyschen Flüchtlinge geht weiter: Ein Teil von ihnen kann weiterhin in der Kirche der St. Pauli Gemeinde in der Heidritterstraße übernachten. Pastor Sieghard Wilm musste indes vom Plan abrücken, rund um die Kirche vom Johanniter-Hilfsdienst ein Zeltlager errichten zu lassen. „Mir ist gesagt worden, dass das Gelände für ein Zeltlager ungeeignet ist“, sagte Wilm. „Es gab vor allem feuertechnische Bedenken.“

Es sei jedoch eine Lösung gefunden worden, die Kirche sowohl für den Gottesdienst als auch als Unterkunft zu nutzen. Am Dienstag sollten Sanitär-Container aufgestellt und ein großes Zelt errichtet werden, das als diplomatische „Botschaft der Hoffnung“ fungieren soll. In der Nacht zum Dienstag hatten rund 80 Flüchtlinge in der Kirche geschlafen. „Damit ist die Kapazität ausgelastet“, sagt Wilm. Er hoffe darauf, dass weitere Kirchen dem Beispiel folgten. Zu diesem Zweck war am Abend ein Treffen in der Bischofskanzlei mit Bischöfin Kirsten Fehrs geplant. „Die Nordkirche ist dankbar für die spontane und zugewandte Art, mit der die Kirchengemeinde St. Pauli so vielen afrikanischen Flüchtlingen ein Dach über dem Kopf ermöglicht“, erklärte Fehrs. „Wir werden diese humanitäre Hilfe, die dringend geboten ist, nach Kräften unterstützen.“

Der SPD-Senat um Bürgermeister Olaf Scholz bekräftigte noch einmal, dass an der Abschiebung der Flüchtlinge nach Italien festgehalten wird. „Für die Flüchtlinge gibt es in Hamburg keine Perspektive“, sagte Senatssprecher Christoph Holstein. „Eine Aufnahme durch ein Drittland ist nicht möglich.“

Rechtsanwälte weisen indes darauf hin, dass Verwaltungsgerichte in nahezu 250 Fällen eine Rückführung nach Italien wegen der menschenunwürdigen Bedingungen für rechtswidrig erklärt haben.  KVA/MAC

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