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DER CRASHKURS ZU FUSSBALLVorschul-Aufklärung

Der DFB gibt Tipps zur Homosexualität für Spieler und für Vereine

Im Fußball fremdelt man, wenn es um Schwule und Lesben geht. Das gibt der Deutsche Fußball-Bund offenherzig zu, und deshalb hat er eine Broschüre herausgegeben mit Tipps für Spieler und Vereine. Sie soll helfen, ein Coming-out zu managen. Der DFB traut dabei seinen Mitgliedern jede Schlechtigkeit zu, dass sie Homosexualität mit Pädophilie gleichsetzen könnten etwa, oder dass sie nichts anderes im Kopf haben als sich den notgeilen Übergriff eines schwulen Spielers auf einen Kollegen beim gemeinsamen Duschen nach dem Spiel vorzustellen.

Der Verband hält seine Fußballer anscheinend auch für blöd. Er klärt auf Vorschulniveau so verschämt auf, dass nicht einmal ein bayerischer Kultusminister daran Anstoß nehmen könnte. Beispiel gefällig? „Schwul – Bezeichnung für die homosexuelle Orientierung von Männern.“ Wie wäre es mit einem Crashkurs in Sachen Homosexualität für die Funktionärsriege des DFB? 1. Zeitung lesen, Nachrichtenportale studieren. Vielleicht stellen sie dann ja fest, dass Schwule und Lesben gar nichts so Fremdes sind, wie es die Broschüre vorgibt. 2. Die Fans ernst nehmen: Da gibt es längst Gruppen, die weiter sind als der DFB, und Regenbogenfarben sind längst keine Seltenheit mehr in deutschen Stadien. Vielleicht sollte man mit den Anhängern einfach mal reden, statt sie als Dummbeutel regelrecht zu verhöhnen. 3. Eine echte Anlaufstelle für interessierte Spieler einrichten.

In der Broschüre steht die Telefonnummer der Zentrale des DFB. „Herzlich Willkommen beim Deutschen Fußball-Bund in Frankfurt!“ Was folgt, ist die Warteschleife.

ANDREAS RÜTTENAUER

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