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Gespannte Ruhe an den Barrikaden

ÄGYPTEN Trotz Ablauf des Ultimatums hat die Regierung die Räumung der Mursi-Camps zunächst verschoben. Man wolle Blutvergießen vermeiden, heißt es. Mursis Anhänger sind vorbereitet

KAIRO ap/afp | Die ägyptische Regierung hat die Räumung der beiden Protestlager von Anhängern des gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi verschoben. Man wolle Blutvergießen vermeiden, erklärte ein Mitarbeiter der ägyptischen Sicherheitskräfte am Montag. Die Anhänger Mohammed Mursis halten seit dessen Entmachtung vor einem Monat mit ihren Frauen und Kindern den Rabaa-al-Adawija-Platz und den Nahda-Platz nahe der Universität Kairo besetzt.

Am Sonntagabend hatten die Behörden Mursis Anhängern ein 24-stündiges Ultimatum gestellt, ihre Stellungen freiwillig aufzugeben. Da Mursis Anhänger dies ablehnen, war für Montag ein großer Polizeieinsatz erwartet worden.

Die Sicherheitskräfte bereiteten sich auf Zusammenstöße mit den Islamisten vor. Nach Mursis Sturz am 3. Juli dieses Jahres hatten die Demonstranten mitgeteilt, so lange in ihren Lagern zu bleiben, bis Mursi wieder als Präsident des Landes eingesetzt sei.

Inzwischen haben die Demonstranten massive Befestigungsanlagen um ihre Stellungen errichtet. Hüfthohe Barrieren aus Zement und Holz sollen Panzerfahrzeuge daran hindern, die Camps niederzuwalzen.

Straßenhändler berichteten, sie hätten Hunderte Gasmasken, Schwimmbrillen und Handschuhe an die Demonstranten verkauft, die sich für den Einsatz von Tränengas durch die Polizei rüsten wollten. Vor der Moschee Rabaa al-Adawija bezogen nach dem Morgengebet am Montag Dutzende vermummte Islamisten Stellung auf einem Wall aus Ziegeln und Sandsäcken.

Hinter den Barrikaden hatten sie Steine als Wurfgeschosse gehortet.

Beobachter rechnen damit, dass die Sicherheitskräfte die Lager in den kommenden Tagen auflösen werden. Am Montagmorgen war vor der Moschee keine Polizeipräsenz erkennbar.

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