: Angeklagt nach 33 Jahren
Die Bundesanwaltschaft hat 33 Jahre nach der Ermordung des Generalbundesanwaltes Siegfried Buback jetzt Anklage gegen das ehemalige RAF-Mitglied Verena Becker erhoben. Der heute 57-jährigen wird eine Mittäterschaft bei der Erschießung Bubacks und seiner beiden Begleiter am 7. April 1977 in Karlsruhe vorgeworfen. Damit stellt sich die Anklagebehörde gegen den Bundesgerichtshof, der im Dezember einen Haftbefehl gegen Becker mit der ausdrücklichen Begründung aufgehoben hat, der Beschuldigten sei allenfalls eine Beihilfe vorzuwerfen. Selbst im Falle einer Verurteilung erwartet der Bundesgerichtshof nur eine niedrige Strafe.
Eine wichtige Rolle im anstehenden Verfahren dürften die Akten spielen, die Bundesinnenminister Thomas de Maizière jüngst den Bundesanwälten aus den geheimen Beständen des Verfassungsschutzes zukommen ließ. Anfang der Achtzigerjahre vertraute sich Becker dem Verfassungsschutz an, verriet auch einiges über das Innenleben der Roten Armee Fraktion und das Attentat auf den obersten Staatsanwalt. Beckers Initiative folgte einem schwer nachvollziehbaren Kalkül. Die in Köln einsitzende Frau wurde mehr als zwei Wochen vernommen. Zur Tarnung hieß es, sie sei in ein Krankenhaus verlegt worden. Die Inhaftierte will nur das berichtet haben, von dem sie vermutete, dass es den Geheimen ohnehin bekannt war – weil andere geplaudert hätten. Als „Honorar“ spekulierte sie auf eine vorzeitige Haftentlassung, um dann den bewaffneten Kampf wieder aufzunehmen. Dazu kam es aber nicht. Becker wurde erst später, 1989, begnadigt.
Seit April 2008 ermittelt die Bundesanwaltschaft. 2009 fanden sich nach neuen Untersuchungen an den Briefumschlägen der damaligen RAF-Bekennerschreiben DNA-Spuren von Becker. Sie wurde im August 2009 in Berlin verhaftet und kam vorübergehend in Untersuchungshaft. Becker lebt seit fast 20 Jahren im Haus ihrer Schwester in Berlin, muss regelmäßig Medikamente einnehmen und ist seit fünf Jahren befristet berentet. Sie bezieht demnach auch Hartz-IV-Leistungen. In den Gelben Seiten war ihre Tätigkeit zuletzt als Heilpraktikerin angegeben. WOLFGANG GAST
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