: „Es war nicht einfach, mit mir zu arbeiten“
HOFFNUNG Wafaa El Saddik war Direktorin des Ägyptischen Museums in Kairo. Die Revolution beobachtete sie aus der Ferne. Jetzt kehrt sie zurück
■ Das Haus: Das Ägyptische Museum gilt als wichtigste Sammlung altägyptischer Kunst, gezeigt wird dort auch die Maske des Tutanchamun. Während der Revolution 2011 geriet das Museum in Gefahr, berichtet wurde von Plünderungen und Beschädigungen.
■ Die Person: Wafaa El Saddik entstammt einer alten ägyptischen Familie, sie wurde 1950 geboren. Sie studierte Ägyptologie in Kairo und Wien. Von 2004 bis 2010 leitete sie das Ägyptische Museum. Sie lebt seit 1989 in Köln und will jetzt für ein halbes Jahr ehrenamtlich für das Museum arbeiten. Im Mai erschien ihr Buch „Es gibt nur den geraden Weg. Mein Leben als Schatzhüterin Ägyptens“ bei KiWi.
GESPRÄCH KAI SCHÄCHTELE FOTO BERND ARNOLD
sonntaz: Frau El Saddik, seit Ihrer Pensionierung als Direktorin des Ägyptischen Museums leben Sie in Köln. Wenn man hier die Nachrichten aus Ägypten verfolgt, hat man den Eindruck: Es gibt die Muslimbrüder auf der einen Seite und diejenigen, die den ehemaligen Präsidenten Mursi loswerden wollten, auf der anderen. Jetzt steht Mursi vor Gericht. Mitunter hatte es den Anschein, als stehe Ägypten vor einem Bürgerkrieg.
Wafaa El Saddik: Das stimmt nicht. Ja, die Anhänger Mursis sind sehr, sehr wütend. Es ist ihnen nicht gelungen, Ägypten so zu regieren, wie sie es vorgehabt hatten. Sie wollten die Macht, haben versagt und wurden nach nur einem Jahr vertrieben. Die meisten Ägypter waren aber für diesen Wechsel. Sie wollten Stabilität. Sie wollten ein Ägypten für alle Ägypter und nicht nur für eine Gruppe. Sie wollten, dass Muslime und Christen das Land Hand in Hand gemeinsam aufbauen. Einen Bürgerkrieg gibt es in Syrien, wo sehr viele Gruppen gegeneinander kämpfen.
Wie halten Sie sich von Deutschland aus auf dem Laufenden?
Ich stehe in Kontakt mit Freunden in Kairo, ich lese jeden Tag ägyptische Medien. Deshalb ärgere ich mich, wenn ich lese: Ägypten brennt. Und nicht, dass in einer Straße in Kairo die Demonstranten Reifen oder ein Gebäude angezündet haben. Das heißt noch lange nicht, dass das ganze Land brennt.
In Kommentaren heißt es oft: Die Angehörigen des alten Mubarak-Regimes haben die Macht wieder an sich gerissen. Ägypten ist hinter den Stand von vor Ausbruch der Revolution im Frühjahr 2011 gefallen.
Natürlich ist die Situation im Moment sehr schlecht. Ägypten hat kein Geld, es kommen kaum Touristen ins Land. Wobei sich der Tourismus zu erholen beginnt. Gestern habe ich in den ägyptischen Nachrichten gesehen, dass eine deutsche Gruppe mit Musik und Tanz am Flughafen von Luxor begrüßt worden ist, weil es die ersten Touristen seit zwei Jahren sind. Aber dass das alte Regime zurückgekehrt ist, ist falsch.
Aber das Militär spielt doch eine einigermaßen undurchsichtige Rolle.
Wir haben eine Regierung, und die besteht nicht nur aus dem Militär. Das Militär hat die Aufgabe, Ägypten zu schützen, nach innen wie nach außen, und es hilft der Polizei, weil die seit der Revolution zu schwach ist. Die Regierung aber ist zivil. Nur der Verteidigungsminister gehört dem Militär an. Das ist normal.
Was passiert denn im Moment in Ägypten?
Als ich das letzte Mal dort war, habe ich verschiedene Städte besucht. Alle Menschen, die ich getroffen habe, waren sehr unzufrieden mit der Regierung. Sie haben sich gefragt: Warum unternimmt das Militär nichts? Das Militär hat sechs, sieben Monate gewartet, bis am Ende die jungen Leute Unterschriften gesammelt haben. Am Ende sollen es 23 Millionen gewesen sein. Alle wollten Mursi loswerden. Was passiert, ist die Fortsetzung der Revolution, die wir 2011 begonnen haben. Und wir werden sie weiterführen, bis wir unsere Ziele erreicht haben. Die sind soziale Gerechtigkeit, Bekämpfung der Armut und ein friedliches Zusammenleben von Muslimen und Christen. Vor allem aber: Bildung, Bildung, Bildung.
Und die vielen Toten der vergangenen Monate?
Die sind der Preis. Keiner wollte das. Aber stellen Sie sich vor, in Köln würden eine Woche lang Menschen am Neumarkt demonstrieren und niemanden durchlassen. Keiner könnte zu seiner Arbeit oder ins Krankenhaus, die Geschäfte blieben zu. In Ägypten passierte das 48 Tage lang. Jeden Tag wurden Zettel verteilt, auf denen stand: Bitte gehen Sie nach Hause. Doch die Demonstranten sagten: Nein, wir wollen lieber sterben. Die Muslimbrüder haben sogar geschrieben: Wir sind Märtyrer. Sie haben die andere Seite provoziert. Ich bin natürlich dagegen, dass so etwas passiert. Niemand wünscht sich eine solche Gewalt. Aber so ist es gelaufen.
Ihr Buch „Es gibt nur den geraden Weg – Mein Leben als Schatzhüterin Ägyptens“ beginnt mit dem 28. Januar 2011. Der erste Satz lautet: „Nichts geht mehr.“ Warum haben Sie diesen Tag als den Startpunkt Ihrer eigenen Geschichte ausgewählt?
Es war der Ausbruch der Revolution. An den drei Tagen davor war nicht genau zu erkennen, ob sie kommen würde oder die jungen Leute, die demonstriert hatten, wieder nach Hause gehen würden. Am 28. Januar aber waren Millionen auf der Straße, in ganz Ägypten. Die Menschen hatten den Mut zu sagen: Nein, wir akzeptieren das Regime nicht mehr. Wir wollen unsere Freiheit. Nichts funktionierte mehr an diesem Tag. Kein Telefon, kein Internet. Das war der Moment, als ich beschloss: Jetzt möchte auch ich etwas für Ägypten tun. Das Buch habe ich in erster Linie für die Ägypter geschrieben.
Wenige Wochen vor diesem Tag waren Sie als Direktorin des Ägyptischen Museums, das unweit des Tahrirplatzes liegt, in die Pension verabschiedet worden. Bald nach Ausbruch der Revolution kamen Gerüchte auf, dass Objekte aus dem Museum verschwunden seien. Wie haben Sie diese Gerüchte bewertet?
Ich wusste sofort: Es kann nicht sein, dass, wie man sagte, Demonstranten das Museum geplündert hätten. Es gab so viele Geschäfte, Juweliere und Basare um den Platz, die einfacher zu plündern gewesen wären als der am besten gesicherte Ort ganz Ägyptens. Als ich im Fernsehen die Nachrichten sah, war mir klar, es muss so geplant gewesen sein, damit die ganze Welt denkt: Wenn Mubarak und sein Regime verschwinden, bricht das Chaos aus. So ist es auch gekommen.
Also war das, was an diesem Tag geschah, für Sie eine gezielte Provokation.
Kurz vorher sind alle Polizisten in ganz Ägypten verschwunden. Man sagte ihnen: Ihr könnt nach Hause gehen. Und damit sich die Wirkung des Chaos voll entfalten konnte, wurde auch das Museum geplündert.
Das Museum und seine Exponate, zu denen auch die Maske des Tutanchamun gehört, sind also so bedeutsame Symbole für das ägyptische Selbstverständnis, dass sich das Regime sicher sein konnte: Wenn dem Museum etwas passiert, wird das die Ägypter im Mark treffen.
Genau so ist es. Als die Demonstranten auf dem Tahrirplatz davon gehört haben, haben sie eine Menschenkette um das Museum gebildet. Es steht für die Würde des Landes, den ganzen Stolz. Die Ägypter sagen: Wir sind nicht arm, wir haben das Ägyptische Museum.
Über 70 Objekte sind damals aus dem Haus verschwunden. Sind sie inzwischen wieder aufgetaucht?
Nur etwa die Hälfte. 36 Objekte fehlen noch.
Gibt es Hinweise dafür, wo sie abgeblieben sein könnten?
Wahrscheinlich wurden sie von Privatsammlern gekauft. Kein Museum wird sie haben wollen.
Kauft die jemand, auch wenn er weiß, dass sie gestohlen wurden?
Das ist das Problem mit Privatsammlern. Sie sind sehr egoistisch.
Lassen Sie uns über den Weg sprechen, der Sie auf den Direktorenposten des Ägyptischen Museums geführt hat. Woher kommt Ihre Leidenschaft für die Archäologie?
Mein Großvater hatte eine große Bibliothek mit tollen Büchern in verschiedenen Sprachen, Deutsch, Englisch, Französisch. Ich verstand kein Wort, aber ich war fasziniert von den Bildern. Außerdem nahm mich meine Mutter oft mit ins Museum. Wir wohnten nicht weit davon entfernt. Jeden Tag fuhr ich auf dem Weg in die Schule daran vorbei. Es steht im Herzen Kairos, so schön und stolz. Das hat mich schon sehr früh fasziniert.
In Ihrem Buch steht der Satz: „Je mehr wir aus den Augen verlieren, woher wir kommen, desto ungewisser wird, wohin wir gehen.“ Wie weit können Sie nachvollziehen, woher Sie kommen?
Wir haben einen Stammbaum, der vor 150 Jahren entstanden ist. Er reicht zurück bis auf den Propheten Mohammed. Im islamischen Raum nennt man unsere Familie „die Noblen“. Meine Mutter war Hausfrau, aber sie war sehr gebildet. Mein Vater war Ingenieur. Ein Großvater war Direktor im Hafen von Alexandria, mein Urgroßvater Gelehrter an der Universität von al-Azhar. Und ein Großonkel, der auch aus dieser Universität kam, war zunächst Minister im Religionsministerium und später der Sekretär des Premierministers Saad Zaghlul. Der führte 1919 die Revolution gegen die britische Kolonialherrschaft an.
Wo haben Sie studiert?
In Kairo, Ägyptologie.
Und dann?
Habe ich als Inspektorin bei den Pyramiden in Giseh gearbeitet und als erste ägyptische Ägyptologin Ausgrabungen geleitet.
1976, als Frau von 25 Jahren, haben Sie Männern gesagt, was sie zu tun haben. Wie haben die darauf reagiert?
Am Anfang wurde ich nicht akzeptiert. Es hieß: Wie kann eine Frau Leiterin der Ausgrabungen sein? Das geht nicht. Bis dahin hatten ausschließlich Männer Ausgrabungen geleitet. Aber mit der Zeit haben sie gemerkt, dass ich mich für sie und ihre Familien interessierte und für sie da war, wenn sie Hilfe brauchten. Irgendwann arbeiteten sie dann gern mit mir.
Bald darauf wurden Sie Leiterin des Bootsmuseums. Sie schreiben: „Im Juni 1978 trete ich meine erste Direktorenstellung an – eine Aufgabe, um die mich wohl jeder beneidet, der das Boot schon einmal gesehen hat.“ Warum?
Das Boot geht zurück auf die Zeit von Cheops, der die große Pyramide gebaut hat. Es ist das älteste vollständige Schiff in der Geschichte der Menschheit. 43 Meter lang und bis auf etwa zwei Prozent unbeschädigt.
Wo und wann wurde es gefunden?
1954 direkt hinter der Pyramide, als die Arbeiter Sand und Steine wegräumen wollten. Es war ein Zufall.
Was bedeutet Ihnen dieses Boot?
Es gibt nichts, womit es zu vergleichen wäre. Erst wird es von Cheops, dem großen Pharao, benutzt und nach seinem Tod sofort begraben. Nach 4.500 Jahren wird es gefunden und restauriert – und dann kann ich dieses Boot betreten. Es ist sehr elegant. Jedes einzelne Stück ist ein Teil der ägyptischen Geschichte. Ich empfinde dafür wie der Restaurator, der gesagt hat: Es ist meine Tochter. Die Gefühle sind schwer zu beschreiben. Man muss es sehen.
Danach gingen Sie für einige Jahre nach Wien, wurden dort promoviert und gelangten anschließend nach Köln. Wie das?
Im Anschluss an Wien kehrte ich zurück nach Ägypten und wurde Direktorin im Wissenschaftlichen Büro der Altertümerverwaltung. Meine Aufgabe war es unter anderem, Ausstellungen zu organisieren und zu kuratieren. Eines Tages kam ich mit der Ausstellung „Nofretete, die Schöne – Frauen im alten Ägypten“ nach Köln. Kurz vor der Ausstellungseröffnung wurde ich krank, brauchte Medikamente. Ich ging in eine Apotheke, die man mir empfohlen hatte, weil der Apotheker ebenfalls aus Ägypten stammte. Wir verliebten uns, heirateten und ich zog nach Köln.
2004 wurden Sie Direktorin des Ägyptischen Museums, des wichtigsten Museums des Landes. Wie kam es dazu?
In Köln hatte ich Museumskunde und Museumspädagogik kennengelernt. Ich habe mich damit beschäftigt, was ein Museum mehr leisten kann, als nur zu sammeln und auszustellen. Später habe ich mich dafür engagiert, dass dieses Wissen auch nach Ägypten gelangt. Nachdem ich eine große Studie in Arabisch und Deutsch über Kindermuseen veröffentlicht hatte, wurde ich gebeten, nach Ägypten zu kommen. Deshalb gibt es im Ägyptischen Museum heute ein Kindermuseum und museumspädagogische Projekte, zum Beispiel mit blinden Kindern, für die wir eine Museumsschule gegründet haben.
Sie hatten allerdings zunächst Skrupel, die Stelle anzutreten. Woher kamen die?
Ich wusste, dass das Museum sehr viel Arbeit brauchen würde, die Behörden allerdings nicht allzu hilfsbereit sein würden. Ohne finanzielle Unterstützung kann man aber schnell scheitern. Damals dachten viele Ägypter noch, dass sowieso Millionen von Touristen das Museum besuchen würden. Sie wollten das Geld lieber in andere Museen stecken. Zudem war in den Ministerien Korruption an der Tagesordnung. Ich war mir nicht sicher, ob ich mit solchen Leuten zusammenarbeiten können würde. Am Ende aber dachte ich mir: Das Museum braucht mich, und ich werde mich einfach verhalten, als sei es eigenständig. So konnte ich Gott sei Dank sehr viel erreichen.
Die Anziehungskraft des Museums und seiner Kostbarkeiten waren stärker als Ihre Sorgen, was Sie dort erwarten würde.
Das war ein Grund. Ein anderer war, dass ich den Kollegen dort helfen wollte, die Unterstützung und Motivation brauchten.
Man nennt Sie in Kairo heute „die Widerspenstige“. Wie haben Sie sich diesen Titel verdient?
Es war nicht einfach, mit mir zu arbeiten, wenn man etwas verlangte, was nicht in Ordnung war. Das habe ich nicht akzeptiert. Ich habe mich nicht so verhalten, wie diejenigen erwartet hatten, die mich ins Museum geholt hatten. Sie gingen davon aus, dass ich zu allem Ja sagen würde.
Sie schildern im Buch eine Szene, die das exemplarisch beschreibt. Es geht um eine Ausstellung, die der damalige Staatspräsident Husni Mubarak im Rahmen eines Staatsbesuchs seinem Freund Silvio Berlusconi mitbringen wollte.
Das war im Oktober 2010. Mubarak wollte Berlusconi besuchen, und es sollte dazu eine große Veranstaltung geben. Was könnte besser sein als eine Ausstellung aus dem Ägyptischen Museum mit pharaonischen Artefakten? Am Anfang habe ich gesagt: Das geht nicht. Ich befürchtete, die Gegenstände würden nicht zurückkehren. Doch dann kam aus dem Kultusministerium die Anweisung, es solle so sein. Ich stellte eine Liste zusammen mit Objekten, die nicht allzu bedeutsam waren. Die wurde nicht akzeptiert. Aus dem Ministerium kam dann eine Liste mit Objekten, die auf der Roten Liste standen. Diese durften das Land eigentlich nicht verlassen. Aber weil Mubarak es so wollte, hat sich außer mir keiner gewehrt. So war das System bei uns. Am Ende blieben die Objekte mehr als zwei Jahre in Rom. Jetzt sind sie Gott sei Dank wieder in Ägypten.
Wie lange haben Mubarak und Berlusconi die Ausstellung besucht?
Weniger als 20 Minuten.
Sie waren knapp sieben Jahre im Amt, als Sie Ende 2010 das Museum verließen. Wie fällt Ihre Bilanz aus?
Ich bin zufrieden mit dem, was ich erreicht habe. Aber es tut mir leid, dass ich nicht alles geschafft habe, was ich mir vorgenommen hatte. Und das Problem ist: Die Leute sehen nicht, was getan wurde, sondern nur das, was noch nicht getan ist. Beschriftungen zum Beispiel, die noch fehlen, oder Wandtafeln.
Wenn die Zeit nicht gereicht hat, warum haben Sie dann aufgehört?
In Ägypten erreicht man mit 60 das Pensionsalter. Ausnahmen gibt es nur, wenn man dem Regime nahesteht. Aber das tat ich nicht.
Diejenigen, die Sie geholt hatten, waren am Ende wahrscheinlich froh, als Sie endlich weg waren.
Ja, die haben gefeiert.
In welcher Situation befindet sich das Museum heute?
Das Museum braucht viel Geld, weil wir keine Besucher haben. Es ist dunkel, weil es keine richtige Beleuchtung gibt. Die Mitarbeiter sind deprimiert. Es ist insgesamt eine traurige Atmosphäre. Aber wir werden das jetzt ändern.
Wie?
Die Kollegen, mit denen ich zusammengearbeitet habe, brauchen meine Hilfe und meinen Rat. Und ich bin bereit zu helfen. Mein Mann und ich gehen jetzt für ein halbes Jahr nach Kairo, um dort zu Ende zu führen, was wir 2004 begonnen haben, ehrenamtlich. Wir werden weitermachen, bis jede Beschriftung stimmt und jeder Besucher genug Informationen erhält.
Sie kehren in ein Ägypten zurück, von dem niemand sagen kann, wohin es in den kommenden Jahren gehen wird. Was ist Ihre Prognose?
Ägypten ist auf dem richtigen Weg, aber wir brauchen noch Zeit. Ich bin sehr glücklich, jetzt in meine Heimat zurückkehren zu können.
Zum Schluss Ihres Buchs schreiben Sie: „Mein Werdegang hat mich zwischen die Kulturen gestellt, und ich habe mich mit den Jahren mehr und mehr als eine Brückenbauerin begriffen.“ Zwischen Ägypten und Deutschland gibt es seit Jahren einen schweren Streit um die Büste der Nofretete, die im Neuen Museum in Berlin ausgestellt ist. Welche Lösung schlagen Sie vor?
Die Ägypter werden nie damit aufhören, Nofretete zurückzuverlangen. Die einzige Lösung ist: Deutschland entschuldigt sich dafür, auf welche Weise sie nach Deutschland gekommen ist, und erklärt sie zur Dauerleihgabe aus Ägypten. Im Gegenzug unterstützt Deutschland Ägypten beim Aufbau dessen, was zerstört worden ist. Etwa dadurch, dass auf jede Eintrittskarte ein Euro mehr erhoben wird. Von diesem Geld erhalten die Ägypter Unterstützung in dieser schwierigen Zeit. Damit hilft uns Nofretete, unsere Großmutter, bei den Aufgaben, die jetzt vor uns liegen.
■ Kai Schächtele, 39, ist sonntaz-Autor. Er besuchte das Ägyptische Museum 2009
■ Bernd Arnold, 52, ist Fotograf in Köln. Er arbeitet für die taz und Magazine wie Geo, Spiegel und Zeit
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