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Im Irak wird das Morden weitergehenKommentar von Karim El-Gawhary

Abu Mussab al-Sarkawi ist tot. Der Mann, der in den letzten Jahren als Pate des Terrors im Irak, als Feind Nummer eins hochstilisiert wurde, lebt nicht mehr. US-Präsident George Bush spricht von einem Wendepunkt im Irak. Man darf es ihm nicht verdenken, er hat einen Erfolg dringend nötig.

Doch die Frage ist, ob Washington nicht Opfer seiner eigenen Informationspolitik geworden ist, Konflikte durch Personifizierungen zu vereinfachen. Ein Feind braucht ein Gesicht, das macht sich einfach besser in den Abendnachrichten. Derweil liegt es gerade in der Natur einer Guerilla, deren Taktik sich die irakischen Aufständischen bedienen, nicht fassbar zu sein.

Sarkawis Idee, Angst und Schrecken zu verbreiten, indem er vor laufender Kamera Köpfe abschlug, hat funktioniert. Die Vision, die Guerilla enthaupten zu wollen, ist dagegen fast ein Widerspruch in sich. Sarkawis Tod ist wahrscheinlich nicht das Ende von al-Qaida im Irak. Daraus folgt nicht, dass der Zustrom „heiliger Krieger“ aus dem Ausland versiegt. Und ganz sicher bedeutet er nicht das Ende der Aufständischen, die mit vielen unterschiedlichen Gruppierungen operieren.

Als Saddam Hussein verhaftet wurde, verkündete Paul Bremer, der Chef der US-Besatzer, stolz: „Wir haben ihn.“ Damit einher ging damals ebenfalls die Hoffnung, dass der aus dem Verkehr gezogene Exdiktator die Aufständischen entmutigen würde. Weit gefehlt: In Wirklichkeit waren viele von ihnen froh, die Altlast Saddam losgeworden zu sein. Ähnlich könnte auch diesmal der Tod des Schlächters Sarkawi dem Image der Aufständischen eher förderlich sein. Die Waffen werden sie deshalb jedenfalls sicher nicht niederlegen.

Um sie davon zu überzeugen, bedarf es keiner US-Kampfjets, die mit zwei 500-Pfund-Bomben ein Problem aus dem Weg zu schaffen suchen, sondern brauchbarer politischer Initiativen. Sarkawis größter Feind war stets eine legitime irakische Regierung der nationalen Einheit, die zumindest einen Teil der Aufständischen dazu bringt, ihr Heil statt im Militärischen in der Politik zu suchen. Aber das ist unendlich komplizierter, als auf einem internationalen Steckbrief ein bärtiges Gesicht durchzustreichen.

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