piwik no script img

kati kriegt die kriseDank Bosbach war es wieder kein verlorener Tag

Das Deutsche Sportfernsehen ist sagenhaft. Es zeigt unbeugsam immer nur so viel Sport wie unbedingt nötig, um drum herum so viel Trash wie möglich unterzubringen. Das DSF ist auch nicht so blöd und lässt sich hinreißen, zur Fußball-WM eine Ausnahme zu machen und sich nun mit Fußball zu befassen. Im Wesentlichen besteht der Beitrag zur WM aus einschläfernden Männerrunden am Mittag. Danach: Tennis (das will ja sonst keiner mehr zeigen), am Abend: Bilderratespiele, nachts: Pornoclips. Und wenn es hell wird: Dauerwerbesendungen. Manchmal wird noch gepokert. Beim DSF ist Pokern Sport.

Wie hingebungsvoll hingegen Phoenix sich der WM angenommen hat! Gemeinhin ist der Sender dazu da, dem Volk Politik live nach Hause zu bringen. Bundestagsdebatten überträgt Phoenix tagelang – da kommt auch die WM nicht dazwischen. Aber sonst ist Phoenix rührend um das Turnier, die Menschen und den Sport an sich bemüht. Außer wenn der Bundestag tagt, wie gesagt, gibt’s werktäglich die Livesendung WM-Fieber, die vom Areal des Millionengrabs Bundestagsarena ausgestrahlt wird und in der sehr gern Fans zu allerlei befragt werden. Eine Diskursübung an der Basis sozusagen. Zur Weiterbildung gibt’s, meist nachmittags, Reportagen. Mal über fußballverrückte unterprivilegierte Südamerikaner, mal über vom Sponsor Coca-Cola ausgebeutete Inder. Es sind sehr gute Filme dabei. Auf seine Art bleibt auch Phoenix sich treu: In den WM-Fieber-Shows sind praktisch immer Politiker zu Gast. Gern solche, die sich nicht für Fußball interessieren, aber über die Stimmung freuen. Manchmal welche, die sich mutmaßlich vom Referenten eine Weisheit haben aufschreiben lassen. Der Christdemokrat Bosbach hatte diese dabei: „Fußball ist keine Frage der Aufstellung, sondern der Einstellung.“ Toll! Wieder kein verlorener Tag, wieder was gelernt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen