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Hoyerswerda müht sich um ein neues Image

Mit Demos und Kulturprogramm gedenkt die sächsische Stadt der ausländerfeindlichen Übergriffe vor 15 Jahren

HOYERSWERDA taz ■ 15 Jahre nach den pogromartigen Ausschreitungen gegen Ausländer im sächsischen Hoyerswerda will die Stadt mit Gedenkveranstaltungen vor Rassismus und Fremdenfeindlichkeit warnen. „Wir wollen beweisen, dass wir in Hoyerswerda weiter gedacht haben“, sagte Oberbürgermeister Horst-Dieter Brähmig (PDS) gestern bei der Vorstellung des Programms.

Vom 20. September an widmen sich Film- und Theatervorstellungen, Diskussionsforen, Gottesdienste und Ausstellungen dem Umgang mit anderen Kulturen. Mit einem Überfall auf vietnamesische Straßenhändler hatten am 17. September 1991 mehrtägige Hassausbrüche gegen Ausländer in der Stadt begonnen. Sie gipfelten in einem Brandanschlag gegen ein Asylbewerberheim, bei dem 32 Menschen verletzt wurden. Beteiligt waren bekennende Neonazis, aber auch aufgebrachte Bürger aus der Umgebung des Asylbewerberheims. Die sächsische Landesregierung ließ damals alle Ausländer aus Hoyerswerda evakuieren. Noch heute liegt der Ausländeranteil der Stadt bei einem Prozent und damit deutlich unter dem Landesdurchschnitt.

Oberbürgermeister Brähmig, dessen Nachfolger am kommenden Sonntag gewählt wird, räumt einen noch immer spürbaren Imageschaden ein. Weil Hoyerswerda damals als erste Stadt einen solch traurigen Ruf erlangte, sei man zu besonders intensiver Präventionsarbeit gezwungen gewesen. Brähmig nennt als Beispiel das Projekt „Schule ohne Rassismus“. Er sei überzeugt, dass sich das Bewusstsein in der Stadt gewandelt habe.

Die Stadt hat Bürger und Vereine aufgerufen, für diesen September eigene Ideen zu entwickeln und bei einer stillen Demonstration auf dem zentralen Lausitzplatz in der Hoyerswerdaer Neustadt Präsenz zu zeigen. Zwei von der rechten Szene angemeldete Versammlungen sollen so marginalisiert werden.

Das Echo auf diesen Aufruf schlägt sich in den Veranstaltungen dieses Monats nieder. Zeitzeugen des Pogroms kommen zu Wort, „Weltenflug“ heißt eine Forum mit dem sächsischen Innenminister Albrecht Buttulo (CDU), der Verfassungsschutz präsentiert die Ausstellung „Die braune Falle“. Aufgeklärt wird über germanische Mythen und rechtsextreme Organisationen.

Hoyerswerda erscheint in der Tat nicht mehr als eine Hochburg rechter Gewalt. Die NPD oder freie Kameradschaften konnten hier keine außergewöhnlichen Erfolge verbuchen, obschon die Arbeitslosigkeit bei 24 Prozent liegt. Oberbürgermeister Brähmig erzählt von Emanuel aus Ghana, der damals um sein Leben fürchtete, jetzt aber als guter Freund ihn und die Stadt gelegentlich besucht. Gerüchten über eine Ausladung des Liedermachers Konstantin Wecker trat Uwe Proksch von der „Kulturfabrik“ entgegen. Er habe lediglich das Motto von Weckers Tournee „Nazis raus aus unserer Stadt“ als nicht mehr zeitgemäß erachtet. In Halberstadt hatte die NPD mit Störungsdrohungen gegen ein Wecker-Konzert zunächst dessen Absage erreicht.

MICHAEL BARTSCH

meinung und diskussion SEITE 11

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