Hotel-Kauf: Delmenhorst ist nicht verloren
Es ist eine pure Trotzreaktion: Das Bündnis „Keine Nazischule in Delmenhorst“ droht inzwischen mit einem Aufruf zum Boykott der Oberbürgermeister-Stichwahl am 24. September. Stadtverwaltung und Kommunalpolitiker müssten in den nächsten Tagen eine Lösung für das Drama um den möglichen Verkauf des Hotels an den Neonazi-Anwalt Rieger vorlegen.
Kommentarvon KAI SCHÖNEBERG
In der Tat sieht die Lage für die Delmenhorster derzeit zum Verzweifeln aus: In den vergangenen zwei Wochen sind nur noch 5.000 Euro auf das Treuhandkonto der Gegen-Initiative getröpfelt, Hotelbesitzer Mergel hat das Angebot der Stadt ausgeschlagen, der Vermittler ist ausgestiegen.
Der Bayer Mergel ist ein Mann der ganz großen Töne, der Hamburger Rieger ohnehin. Selbst die letzten Zweifler können inzwischen glauben, dass der Rechtsextreme nicht blufft, sondern tatsächlich in der Lage ist, die von ihm gebotenen 3,4 Millionen Euro für den Betonklotz im Herzen Delmenhorsts auf den Tisch zu legen. Aber: Mergel hat nur das erste Angebot der Stadt abgelehnt. Hinter den Kulissen gehen die Verhandlungen offenbar weiter. Wahlverweigerung hilft immer nur denjenigen, die man auf gar keinen Fall wählen will. Nur wenn die Politik Rieger tatsächlich gewähren ließe, wäre sie die Mühe des Kreuzchens nicht mehr wert.
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