piwik no script img

STATT RAUCHVERBOT: SCHADSTOFFE RAUS AUS DEN ZIGARETTENDie Tabakindustrie ist gefragt

Es wird ein Sieg der Vernunft. Glauben zumindest Nichtraucher. Für sie ist ein generelles Rauchverbot in Gaststätten, an dem Gesundheits- und Verbraucherschutzexperten der SPD/CDU-Koalition heftigst basteln, die notwendige politische Korrektur, die den Erkenntnissen über Krebsgefahren, Passivrauchen und überhaupt Umweltverschmutzung durch Tabakqualm folgen muss.

Nun ist eine Vernunft, die allein durch Verbote obsiegt, kein wirklicher Zugewinn für gesellschaftlich bewusstes Handeln. Der Konflikt wird weiterschwelen, draußen vor der Kneipentür, auf dem Balkon, in irgendwelchen Hauswinkeln. Kriminalisierung hat noch nie von Taten abgehalten. Warum also den Raucher durch Zwänge ändern – und nicht den Qualm selbst? Schließlich sind die Schadstoffe hinreichend erforscht. Ganz oben auf der Liste stehen Phenol, Formaldehyd, Benzol und Staubpartikel, die Kohlenwasserstoffverbindungen enthalten. Deshalb muss eine Forderung im Sinne der Gesundheit lauten: Raus damit aus allen Zigaretten! Analysieren, filtern, säubern: So ließen sich die gesamten Schadstoffe abarbeiten. Bis am Ende dann Zigaretten herauskommen, die für Raucher konsumierbar sind, zugleich aber für alle Nichtraucher – ob Tresenkraft oder Kleinkind – keine gesundheitliche Belastung, womöglich Krebsgefahr darstellen. Und der Geruch? Ist dann ein Mief unter vielen. Nur eben ohne tödliche Folgen.

Gewiss, es klingt nach Utopie. Aber wer hätte in den Siebzigerjahren schon geglaubt, dass Automotoren einmal mit Wasserstoff oder Rapsöl angetrieben werden? Oder dass selbst in der Massenproduktion noch Katalysatoren für schadstoffärmere Abgase sorgen? Offensichtlich hat die Automobilindustrie verstanden, dass es über den Profit hinaus auch um gesellschaftliche Verantwortung geht. Warum sollten die Zigarettenunternehmen sich nicht ähnlich erfinderisch zeigen, wenn der Druck nur groß genug wird? Dem Tabak werden über 600 Zusatzstoffe bis hin zu Zucker und Lakritz beigemischt. Da kann es doch kein Problem sein, umgekehrt tatsächliche Gifte zu entziehen. Die Nikotinsucht wäre damit nicht aus der Welt. Doch wie beim Sex sollte gelten: Gute Verhütung ist besser als knitterige Verbote. HARALD FRICKE

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen