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DIE WORTKUNDE

2013 hatte Bundespräsident Gauck angesichts der rechten Proteste gegen ein Asylbewerberheim die NPD und ihre Anhänger öffentlich als „Spinner“ bezeichnet. Die rechtsextreme Partei verklagte Gauck daraufhin wegen Verunglimpfung, doch das Bundesverfassungsgericht wies die Klage Anfang der Woche ab: Der Bundespräsident habe durch seinen Aufruf zum demokratischen Engagement seine parteipolitische Neutralität nicht verletzt.

„Spinner“ (jemand, der aus Fasern Fäden dreht; jemand, der unsinnige Ansichten hat) ist die Substantivierung von „spinnen“, das seit dem 15. Jahrhundert belegt ist und aus dem althochdeutschen „spinnan“ (aus Fasern Fäden drehen) stammt. Ursprung ist das indoeuropäische „spend“ (ziehen, spannen).

Die NPD-Anhänger als Spinner zu bezeichnen ist auf gleich mehreren Ebenen zutreffend, nicht nur auf der pejorativen: Biologisch sind Spinner Motten – umgangsprachlich also „Ungeziefer“. Dann sprichwörtlich: „Ein Garn spinnen“ bedeutet, unsinnige und erfundene Geschichten zu erzählen – ebenfalls zutreffend. Schließlich politisch: Die NPD versuchte am Rechtsstaat zu drehen, indem sie demokratische Gesetze anrief, um ihre undemokratische Existenz zu bestätigen. Wer solch einen dreisten Spin (englisch für „Drehung“) versucht, darf auch getrost als „Spinner“ bezeichnet werden. Nicht der Bundespräsident hat hier seine Kompetenzen überspannt, sondern die NPD. ERIK WENK

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