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Hochfliegende Pläne für den Spreepark

Ohne Geld, aber mit viel literarischem Hintergrund: Auf einer Bürgerversammlung stellen Studierende ihre Ideen vor, wie auf dem verwaisten Parkgelände in Plänterwald ein Ökoparadies und eine Hochschule für Permakultur entstehen sollen

VON MARINA MAI

Die T-Shirts waren schon gedruckt: „Eine Perspektive für den Spreepark: Permakultur-Zentrum Berlin“ stand darauf. Der Rathaussaal in Treptow an der Neuen Krugallee ist mit 150 Zuschauern übervoll, als am Mittwochabend vier Studenten der staatlich nicht anerkannten Permakultur-Akademie im niedersächsischen Huntlosen ihre Vorstellungen für ein Ökoparadies auf dem verwaisten Spreeparkgelände präsentieren. Ihre Vision: Hier sollen Permakulturdesigner ausgebildet werden.

Mitinitiator Daniel Engstler will den Teil des ehemaligen Vergnügungsparkes rund um die Wildwasserbahn vollständig renaturieren und als Naturschutzgebiet ausweisen lassen. Während Berlin mehr als fünf Jahre lang vergeblich auf einen Investor wartete, hat sich die Natur hier ohnehin ein Stück Stadt zurückgeholt. Zudem sind ein Pflanzen- und Kräuterlehrpfad, ein tropischer Garten, ein Zen-Garten und ein Energiepark geplant. Die Schaustellerbuden wollen die Studierenden in Seminargebäude, eine Mensa, Gewächshäuser und Büros verwandeln. Und: Das Riesenrad soll wieder in Betrieb gehen – „als Symbol für die Erde, die sich weiter drehen soll“, so Engstler. Dafür gibt es Beifall von Anwohnern wie auch von den zahlreich vertretenen Vertretern der deutschen Permakulturszene.

Während Engstlers Vortrag prangt ein Victor-Hugo-Spruch an der Wand: „Nichts auf der Welt ist so stark wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist.“ Die nach Meinung der Initiatoren starke Idee ist die Permakultur. Darunter versteht man ökologische Landwirtschaft, Bauen mit naturnahen Rohstoffen, Wirtschaften mit erneuerbaren Energien und naturnahe Wirtschaftskreisläufe. „So ein Zentrum gehört mitten in die Hauptstadt. Dann erfahren die Leute, was Permakultur ist, und wir können der Politik ökologische Impulse vermitteln“, sagt Engstler.

Und weil die Zeit für eine Idee gekommen sei, so hoffen die Initiatoren, lasse sich auch die Finanzierung bewältigen. Der Hochschulbetrieb soll sich selbst tragen; durch Vermietung eines Veranstaltungszeltes an Künstler und die Baumschule soll weiteres Geld eingenommen werden. Die Pflege des Parkes wäre Aufgabe der Studenten und Anwohner. Die anfänglich nötigen 80.000 Euro sollen Sponsoren aufbringen – die werden noch gesucht.

Bleiben die 11 Millionen Euro Altschuld, die auf dem Grundstück lasten. Nach Auffassung des Landes soll sie ein künftiger Spreeparkinvestor übernehmen. Das sieht Initiator Tobias Mosner anders: „Diese Schulden haben wir nicht verbockt.“ Dem schloss sich die „Bürgerinitiative im Plänterwald“ an. „Kein Investor wird diese Altschulden zahlen“, ist Anwohnervertreter Manfred Mocker überzeugt. „Nachdem es dem Land Berlin nicht gelungen ist, einen Investor zu finden, der für 200 Millionen Beton in den Wald gießt, muss es mit den Banken wieder verhandeln, damit ein neuer Anfang für den Spreepark möglich wird.“

Das wiederum hält der Sprecher von Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD), Matthias Kolbeck, für unrealistisch. „Da lassen die Banken nicht mit sich reden. Dass Berlin selbst die Kosten begleicht, ist bei der Haushaltsnotlage nicht vorstellbar.“ Immerhin deutete er Verhandlungsspielraum an: „Das Land kann nicht Geld in ein Grundstück stecken und dann drauf sitzen bleiben.“ Käme ein Investor mit einem finanziell stabilen Konzept, „wird das Abgeordnetenhaus vielleicht neu nachdenken“.

Nicht Victor Hugo, sondernGoethe trieb Holger Lippmann vom Liegenschaftsfonds um, der das Grundstück vermarkten muss. Er schildert, wie im Faust’schen Sinn „zwei Seelen ach in seiner Brust“ wohnten: „Persönlich bin ich beeindruckt vom Engagement der jungen Leute. Als Dienstleister für das Land habe ich aber den Auftrag, das Grundstück als Freizeitpark zu vermarkten – und werde weiter solche Investoren suchen.“ Immerhin will Lippmann „wohlwollend prüfen“, ob die deutsche Permakulturszene im April ein Seminar auf dem sonst verschlossenen Areal machen dürfe.

Und weil dies anscheinend der Abend der Literaten ist, zitiert Anwohnervertreter Manfred Mocker Bert Brecht. Permakultur komme ihm vor wie „das Einfache, das schwer zu machen ist“, bemüht er dessen Kommunismusdefinition. Vielen Anwesenden erscheinen die Visionen der jungen Leute tatsächlich wie urkommunistische Utopien.

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