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"Krieg will keiner sehen"

■ Was machen mit einer Bomberpiloten-Serie, wenn echte Bomber bomben? Der Produzent der Pro7-Serie "Jets" über TV und Realität

Michael Smeaton produziert die Fernsehserie „Jets – Leben am Limit“, die seit Ende Februar bei Pro7 läuft. Die Episoden, die in Zusammenarbeit mit der Bundeswehr produziert wurden, drehen sich um eine Reihe von Tornado- Piloten. Nun sind plötzlich auch in den Nachrichten jeden Tag Tornados zu sehen.

taz: In „Jets“ wollen Sie den „ganz normalen Alltag“ eines „Berufs mit Überschallgeschwindigkeit“ zeigen. Bomben fallen da nie, und Tote gibt es auch nicht. Hat die Realität des Kosovo-Krieges Ihre Serie eingeholt?

Michael Smeaton: Nein, die Realität hat nie etwas mit einer Fernsehserie zu tun. In „Jets“ spielt der Krieg und eine offensive Politik nicht den Funken einer Rolle. Es gibt nie ein Gefecht. Es gibt zwar in einer Episode mal Terroristen, die den Frieden bedrohen. Aber die haben keine nationale Identität. Sie kommen aus irgendeinem dubiosen Staat, aber haben keine Flaggen und Hoheitsabzeichen. Das einzige, was unsere Serie mit der Realität verbindet, ist folgendes: Unsere drei Jungs aus „Jets“ fliegen auch mit Tornados herum – aber in einer Zeit des Friedens. Besonders das Verteidigungsministerium hat darauf großen Wert gelegt.

Sie wollten nicht, daß Krieg vorkommt?

Das wollte keiner. Das wollten weder Pro7 noch die Luftwaffe.

Ist das nicht paradox: eine Serie über das Militär zu machen, in der der Krieg ausgeblendet ist?

Als wir „Jets“ 1996 konzipiert haben, hat kein Mensch diese Verbindung hergestellt. Das wäre doch gar kein Thema, wenn der Krieg nicht gekommen wäre. Dann wäre die Serie abgelaufen, und keiner hätte noch ein Wort darüber verloren. Die Inspiration zu der Serie kam aus dem „Top Gun“-Milieu – und die Neugierde: was steckt eigentlich hinter einem Pilot? Was für Menschen sind das? „Jets“ ist eigentlich eher ein Porträt von Menschen in Verbindung mit High-Tech, von Angehörigen eines Verteidigungssystems, die jeden Tag zur Arbeit gehen und Probleme haben – mit der Liebe, mit der Familie. Aber wir haben keine Menschen dargestellt, die morgens aufwachen und fragen, wohin sie heute in den Krieg ziehen können.

Wäre es denn möglich, eine Fernsehserie zu machen, in der Krieg vorkommt?

Nein, nicht in Deutschland. Das Publikum hat keine Lust auf so was. Noch nie haben so viele junge Männer den Kriegsdienst verweigert wie heute. Das weiß auch die Bundeswehr – und die wollen natürlich Interesse wecken an dem Berufsbild des Soldaten.

Erscheint Ihnen das jetzt nicht als etwas verharmlosend?

Ich glaube, daß gerade Medienbeobachter immer viel zu sehr das Einschätzungsvermögen der Zuschauer unterschätzen. Die Jugendlichen können das unterscheiden. „Jets“ ist eine fiktive Serie über zwischenmenschliche Beziehungen vor dem Hintergrund der Bundeswehr und der Luftwaffe: Da wird nicht einmal geschossen, da fällt keine Bombe, gar nichts.

Also zu harmlos?

Vielleicht. Aber wir mußten da einen Kompromiß finden, um die Sensibilitäten der allerjüngsten deutschen Geschichte zu berücksichtigen. Das macht es kompliziert. „Jets“ ist reduziert auf das Abenteuer, auf den interessanten Beruf. Ein Jet symbolisiert Abenteuer und Nervenkitzel. Und Jets sind einfach interessanter als ein Jeep. Interview: Stefan Kuzmany

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