: Nachwuchsmangel im Bio-Markt
Die Ökolimo Bionade ist zwar zum Kultgetränk von Jugendlichen geworden. Ansonsten geht der Bio-Boom an ihnen aber vorbei. Die Branche denkt über neue Werbeideen nach
NÜRNBERG taz ■ Ob Oliven oder Wein, Pizza oder Käse: Der Markt für Öko-Produkte wächst rasant und die Vielfalt wird immer größer. Davon können sich die Besucher der Messe BioFach, die gestern in Nürnberg eröffnet wurde, bis Sonntag ein Bild machen. Eine Zielgruppe ist für die Branche jedoch schwer zu erreichen: Jugendliche.
78 Prozent der Jugendlichen verbinden mit Biowaren in erster Linie einen höheren Preis; nur 44 Prozent sehen Umweltschutz als wichtiges Kennzeichen der Ökoprodukte. Das ergab eine Umfrage, die das Forum Berufsbildung gestern vorstellte. Zwar kommt in fast 80 Prozent der Haushalte der Befragten zumindest gelegentlich Bioessen auf den Tisch. Dennoch konnten 46 Prozent der Jugendlichen kein konkretes Bioprodukt nennen. Das hänge damit zusammen, meint Susanne Moritz von der Verbraucherzentrale Bayern, dass Jugendliche sich wenig für Gesundheitsargumente interessieren. Zudem würden Ökolebensmittel bislang kaum an den Orten angeboten, wo Jugendliche gerne einkaufen, etwa an Schulen oder Kiosken.
Georg Schweisfurth, Gründer der Biosupermarkt-Kette Basic, bestätigt: „Jugendliche gehören kaum zu unseren Kunden.“ Viele Kinder seien so an Geschmacksverstärker und Zucker gewöhnt, dass sie erst „an Bio herangeführt“ werden müssten.
Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung versucht bereits, Jugendliche für Ökoessen zu begeistern – zum Beispiel mit dem Biofood-Project oder dem Schülerwettbewerb „Bio find ich kuh-l“. Es sei erstaunlich, wie wenig Schüler über Ernährung wüssten, sagt Projektleiter Michael Diewald. Die Resonanz auf die Schulaktionen sei „positiv“. Diewald: „Informationen über Bioprodukte müssen Jugendliche bekommen, wenn sie ihr Weltbild und ihre Gewohnheiten prägen.“
Manche Ökoprodukte lassen sich indes auch ohne Aufklärung an Jugendliche verkaufen. Das zeigt die ökologisch hergestellte Brause Bionade. Sie ist auch bei Jugendlichen zum Kultgetränk geworden. Nur die Hälfte der Käufer weiß allerdings, dass es sich um ein Bioprodukt handelt. Bionade-Chef Peter Kovalsky ist überzeugt: „Produkte müssen schmecken und Spaß machen, Ideologie und Überzeugung kommen erst an zweiter Stelle.“
Alexander Gerber vom Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft aber sagt: „Eier und Salat werden sich nie als Kultprodukt verkaufen lassen.“ Geschmack und Qualität seien wichtig, Information über Herstellungsbedingungen aber auch. Gerber glaubt, damit auch anzukommen. Er meint: „Es interessieren sich wieder mehr Jugendliche für Umwelt und Ethik.“ MALTE KREUTZFELDT
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen