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Einer für alle

Finanzminister Linssen will sich auch um Steuerprobleme von rot-grünen Abgeordneten gekümmert haben

DÜSSELDORF taz ■ Finanzminister Helmut Linssen kann sich vor Hilfegesuchen offenbar kaum retten. Im Zuge der Diskussion um eine mögliche Beratung in Steuerfragen für den Privatagenten Werner Mauss erklärte der Christdemokrat, dass er häufig um Ratschläge für Auseinandersetzungen mit den Finanzbehörden gebeten werde. „Mich rufen viele Menschen an. Auch Abgeordnete von Rot-Grün“, sagte Linssen dem WDR.

Der Privatagent Mauss hatte sich in der vergangenen Woche nach Vermittlung des CDU-Bundestagsabgeordneten Wolfgang Bosbach an Linssen gewandt, weil er eine Steuerprüfung durch die Essener Finanzbehörden abwenden wollte (taz berichtete). Obwohl Linssen stets betont hatte, dass sein Haus Mauss nicht bevorzugt behandelt habe, hatten die SPD und Grüne den Minister im Düsseldorfer Landtag für seine Telefonate kritisiert.

Die Opposition wertet Linssens Aussage nun als Retourkutsche – zumal das Ministerium gestern keine Auskunft darüber geben wollte wie viele und welche Abgeordnete den Minister wegen ihrer Steuerprobleme konsultiert haben. „Man führt doch nicht Buch über jedes Gespräch“, sagte eine Sprecherin. „Die Debatte wird langsam albern.“ Die grüne Fraktionschefin Sylvia Lörmann schloss aus, dass ein Mitglied ihrer Fraktion Linssen als Steuerberater genutzt habe.

Auffällig ist, dass der Selbständige Werner Mauss auch unter Rot-Grün von den Steuerbehörden weitgehend in Ruhe gelassen wurde. Der frühere SPD-Finanzminister Jochen Dieckmann bestritt jedoch, jemals von Privatpersonen wegen Steuerproblemen kontaktiert worden zu sein. Eine entsprechende Nachfrage beantwortete er mit einem Wort: „Nein.“

KLAUS JANSEN

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