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Brisante Grünfläche

PROZESS Eine Schanzenpark-Aktivistin muss sich wegen Hausfriedensbruch verantworten

„Ich dachte, dass der Aufenthalt nicht erwünscht sei“

POLIZIST MARTIN M.

Von einer „speziellen Brisanz“ spricht Polizist Martin M. mit Blick auf die Grünfläche vor dem Mövenpick-Hotel im Schanzenpark. Zumindest, wenn es die Schanzenpark-Aktivistin Claudia Falke betrifft, die sich derzeit wegen Hausfriedensbruch vor Gericht verantworten muss. An dieser „Brisanz“ hat offenbar auch das Urteil des Oberlandesgerichts nichts geändert: Dieses hatte befunden, dass jene Grünfläche gar kein befriedetes Gelände sei.

Als Martin M. am 27. Juni 2010 auf dem Zugangsweg zum Hotel Falke erspähte, die sich gerade mit einer Freundin unterhielt, packte er sie und wollte sie vom Gelände zerren. „Ich dachte, dass der Aufenthalt nicht erwünscht sei“, sagte er nun vor Gericht. Dass gegen Falke kein Hausverbot seitens Mövenpick vorlag, war für ihn unerheblich. Ebenso wenig interessierte den Beamten, dass eine Service-Angestellte des Hotels der Aktivistin den Aufenthalt ausdrücklich genehmigt und ihr sogar angeboten hatte, etwas zu Trinken zu bestellen. Nur weil sich Falke sträubte und ihn darauf hinwies, dass er nicht befugt sei, ließ M. die „Managerin on Duty“ des Hotels, Christine M., alarmieren. „Ich habe Frau Falke aufgefordert, das Gelände zu verlassen“, sagt Christine M.

Ob sie sich dabei als Inhaberin des Hausrechts zu erkennen gab, wusste die Managerin gestern nicht mehr. Auch an das Gespräch mit Falke, die nach den Gründen gefragt und die Einladung der Service-Mitarbeiterin erwähnt hatte, konnte die 30-Jährige sich vor Gericht nicht mehr erinnern.

Der Prozess wird am 26. August fortgesetzt. KVA

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