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Heilsamer Schock zur rechten Zeit

Prozess gegen Klaus Landowsky

VON RICHARD ROTHER

Die Strafakte Klaus Landowsky wird geschlossen. Dem ehemaligen CDU-Politiker und Spitzenbanker war in der Affäre um die Berliner Bankgesellschaft keine Untreue nachzuweisen. Dass dem so ist, wirft ein trübes Licht auf die Gesetzeslage: Sie hängt die Latte, Spitzenmanager strafrechtlich zu belangen, sehr hoch. Als rehabilitiert darf sich Landowsky trotzdem nicht betrachten. Dafür war der Schaden, den er anrichtete, zu hoch – aber er hätte deutlich höher sein können. Das lässt ein historischer Rückblick erahnen.

Glück im Unglück

Erinnern wir uns. Der Bankenskandal hatte seinen Ursprung in den 1990er Jahren: Eine große Koalition wollte in Berlin das ganz große Rad drehen: Olympia, Hauptstadt, Privatisierungen, Bankenplatz. Und die eigens dafür gegründete Bankgesellschaft spekulierte wild herum – und verspekulierte sich. Ein Schock für Berlin, der den Weg für die rot-rote Koalition unter Klaus Wowereit ebnete. Ernüchterung kehrte ein; Berlin war arm, aber sexy.

Heute lässt sich erahnen: Dass Berlin seine Bankkrise vor der weltweiten Krise im Jahr 2008 erlebte, war Glück im Unglück. Hätten die Berliner Manager à la Landowsky in den Nullerjahren weiter weltweit spekulieren können – wie es andere deutsche Landesbanken taten –, wäre der Schaden viel größer geworden und vermutlich unbezahlbar.

Politisch war der Schock heilsam: Die alte Westberliner CDU wurde entmachtet, mit Rot-Rot wuchsen beide Stadthälften zusammen, und von Privatisierungen redet keiner mehr. Auch nicht die Große Koalition, die heute halbwegs pragmatisch regiert. Das wäre auch dem grün geführten Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg zu wünschen.

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