Polizei brüstet sich mit verhinderter Beschneidung: Widerwärtiger Voyeurismus
Genitalverstümmelung ist widerlich und es muss alles daran gesetzt werden, damit Mädchenkörper überall auf der Welt ganz bleiben. Auch wenn sie in Deutschland aufwachsen, heißt das nicht, dass sie hier sicher sind, wie Frauenrechtsorganisationen wie Terre des femmes bestätigen. Deshalb ist es richtig, wenn Polizisten hellhörig werden, wenn das Wort Beschneidung fällt und es ist auch besser, lieber mal ein Kind zu viel in Obhut zu nehmen als eins zu wenig.
Kommentar von Eiken Bruhn
Kontraproduktiv war jedoch die Pressemitteilung der Polizei, die ausgerechnet eine Frau als Verstümmelungs-Befürworterin brandmarkte, die die Praxis ablehnt. Ohne sicher zu sein, was sich hinter dem Ehestreit verbarg, in den die Polizisten platzten – es hätte den Beamten vor Ort zu denken geben sollen, dass die Frau selbst die Polizei gerufen hatte – verkündete die Polizei, in letzter Sekunde eine Genitalverstümmelung verhindert zu haben. Die Gedankenkette möchte man sich nicht vorstellen: Schwarze Frau, zwei Mädchen, Afrika, alles klar. Die Polizei wusste, was sie damit lostreten würde. Nicht nur Boulevardmedien stürzen sich auf das Thema wie Hyänen auf den Kadaver: Es geht um Blut und um Sexualität. Und das beste: Wir können endlich mal wieder mit dem Finger auf andere zeigen.
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