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Ein wenig Wehmut, gepaart mit Freude

SPD Im Kesselhaus feiern die Anhänger der SPD ihren alten und neuen Regierenden Bürgermeister

Es war der Einmarsch des Gladiators. 1.500 Genossinnen und Genossen verfolgten auf einer Großbildleinwand, wie sich Klaus Wowereit auf den Weg ins völlig überfüllte Kesselhaus machte. Und dann stand er – in Begleitung seines Lebenspartners Jörn Kubicki – live vor ihnen. Vom Landeschef Michael Müller bekam der Regierende einen Riesen-Wowi-Bären geschenkt, den er mit Kubicki fortan wechselnd und auch gemeinsam im Arm hielt. Da waren sie wieder, die Bilder, die Wowereits Herausforderin Renate Künast nie zustande gebracht hätte.

Wer freilich Häme gegenüber den Grünen erwartet hatte, war im Kesselhaus falsch. Schon als um 18 Uhr die Prognose über die Bildschirme flackerte, gab es eher ein „Oh“ angesichts des Zuwachses der Grünen als Gelächter über die Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Ganz anders dagegen die Reaktionen der Genossen auf die CDU. Hätte es im Kesselhaus eine Mitgliederbefragung über den künftigen Koalitionspartner gegeben – das Ergebnis wäre eindeutig zugunsten der Grünen ausgefallen.

Ein wenig lag aber auch Wehmut in der Luft. Als sich Wowereit bei der Linken für die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit bedankte, hatten einige Genossen feuchte Augen. Wer die Linke ablöst, ließen Wowereit und SPD-Landeschef Müller offen. „Der Landesvorstand tagt erst am Montagmorgen“, sagte Müller.

Ohnehin bestimmte vor allem die Bundespolitik die Themen bei der SPD-Party. Mit seinem dritten Wahlsieg, dass wissen die SPD-Getreuen im Kesselhaus, wird auch der bundespolitische Einfluss von Klaus Wowereit wachsen. Entsprechend präsent war auch die Bundes-SPD in Prenzlauer Berg vertreten. „Wir wollen die Bundesregierung ablösen. Dieser Wahlabend ist auch Quittung für Regierungsnotstand“, sagte Sigmar Gabriel.

Derweil nippte Frank-Walter Steinmeier am Tresen an einem Becks. Gut möglich, dass er ahnt, dass aus der Troika eine Quadriga werden könnte. UWE RADA

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