: Husch, husch ins Förderkörbchen
ENERGETISCHE SANIERUNG Die Anforderungen steigen stetig, aber bei Förderprogrammen wird auf kurze Sicht gefahren. Der anvisierte Atomausstieg droht der KfW schon 2012 den Hahn abzudrehen
■ Neben den Kürzungen der vergangenen Jahre gibt es auch eine gute Nachricht: Zum 1. März 2011 wurde im Rahmen des CO2-Sanierungsprogramms neben der umfassenden energetischen Sanierung zum KfW-Effizienzhaus die Förderung hocheffizienter Einzelmaßnahmen wieder eingeführt.
■ Da die Finanzierung der KfW-Programme ab dem Jahr 2012 (noch) unsicher ist, sollten Interessierte möglichst noch in diesem Jahr einen entsprechenden Antrag stellen: www.kfw.de
Das Energiekonzept der Bundesregierung sieht vor, den Wärmebedarf von Gebäuden bis 2020 um 20 Prozent zu senken. Auf Immobilienbesitzer kommt in den nächsten Jahren also einiges zu. Doch für Förderprogramme der KfW, die in solchen Fällen genutzt werden können, sind künftig keinerlei Mittel aus dem regulären Steueraufkommen vorgesehen. Das Geld dafür, so der Plan, kommt aus dem Energie- und Klimafonds. In diesen wiederum sollen die Deutschen Atomkraftwerksbetreiber einzahlen. Die Begründung für das Konstrukt: „Abschöpfung eines wesentlichen Teils der zusätzlichen Erlöse, die aus der Laufzeitverlängerung von Kernkraftwerken zu erwarten sind.“ Vorgesehen waren 2011 und 2012 Zahlungen von je 300 Millionen Euro, 2013 bis 2016 je 200 Millionen Euro. Doch mit der Ankündigung des vorzeitigen Atomkraftausstiegs ist aus dieser Ecke nun nichts mehr zu erwarten.
„Ein zentraler Baustein, der bislang dafür gesorgt hat, dass die umweltpolitischen Ziele der Bundesregierung auch umgesetzt werden, sind die KfW-Förderprogramme“, sagt Ralph Henger vom Institut der Deutschen Wirtschaft Köln. Er hat im März eine Studie über die „Einflussfaktoren auf die Rentabilität energetischer Sanierungen bei Mietobjekten“ veröffentlicht. Ein Ergebnis: Schon bislang rechnet sich eine Sanierung für Eigentümer häufig nicht. Falls doch, ist das nicht zuletzt den staatlichen Fördergeldern zu verdanken. Das Problem: Wie es mit der Förderung weitergeht, ist völlig unklar. „Das politische Ziel, die Quote energetischer Sanierungen von jährlich einem Prozent zu verdoppeln, lässt sich nur mit mindestens zwei Milliarden Euro Förderung realisieren“, so Henger. Wichtiger als die Höhe dieser Summe sei jedoch Planungssicherheit für die Immobilienbesitzer: „Gebäude werden in bestimmten Zyklen modernisiert. Den Anreiz, bei dieser Gelegenheit auch energetisch zu investieren, schafft man nur mit entsprechend langer Perspektive, dass die Förderung auch zum richtigen Zeitpunkt bereitsteht.“ Doch mit welcher Unterstützung sie in zehn Jahren rechnen können, wussten Immobilienbesitzer hierzulande noch nie. Nun ist selbst die Perspektive für 2012 schon ungewiss.
„Der Schaden ist schon da“, betont Axel Gedaschko, Präsident des Bundesverbands deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW). „Den Unternehmen fehlt an diesem Punkt die dringend nötige mittelfristige Planungssicherheit. Das führt zu unternehmerischem Attentismus. Die Förderprogramme für energetische Sanierung müssen verlässlich verstetigt werden.“ Schon ohne den Ausfall der Zahlungen aus dem Energie- und Klimafonds kann von stetiger Förderung keine Rede sein: Im Jahr 2010 standen rund 700 Millionen Euro Fördermittel weniger für die energieeffiziente Sanierung und den Neubau zur Verfügung als im Jahr 2009. Dies führte im Juli und September des vergangenen Jahres zu Zinserhöhungen. Zudem wurden die Zuschüsse deutlich reduziert und ganze Förderteile fielen weg.
LARS KLAASSEN
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