Atomstreit in Kiel: Kernige Provokation
Manche können es einfach nicht lassen mit dem Zündeln. Und wenn sich so der ungeliebte Koalitionspartner unter Atomstrom setzen lässt, umso besser. Kiels Wirtschaftsminister Austermann weiß das genau, und seine Provokation ist wohlkalkuliert.
KOMMENTAR VON SVEN-MICHAEL VEIT
Wer der zuständigen Ressortkollegin öffentlich ins Handwerk pfuschen will, nimmt harsche Reaktionen billigend in Kauf. Denn vorrangig geht es um den politischen Test, wie viel die anderen sich gefallen lassen. Und da darf die SPD in Kiel sich nicht beschweren. Immerhin hat ihr Noch-Innenminister Ralf Stegner mit gezielten Attacken auf die CDU die Koalition mehrfach fast zum Platzen gebracht.
Austermann aber geht mit seinem Versuch des Hineinregierens in ein anderes Ministerium noch einen Schritt weiter. Und das ging höllisch schief.
Denn bar jeglicher Sachkenntnis ein wegen Sicherheitsmängeln abgeschaltetes AKW für funktionstüchtig zu erklären, ist ersichtlich dumm. Und dreist zudem, weil Austermann einen Atomkonzern unterstützt, dessen Kundentarife er zu bekämpfen vorgibt.
Ein verantwortungsvoller Wirtschaftsminister sollte Vattenfall zu Investitionen in erneuerbare Energien statt zum Festhalten an Kernen und Kohle auffordern. Aber offenbar hat der Konzern wenigstens einen gefunden, der seine dummerhaftige Anzeigenkampagne glaubt.
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