■ Mit dem Donaustaudamm auf du und du: Kommunistenträume
Budapest (taz) – Bis weit zurück in die kommunistische Vergangenheit reichen die Pläne, die Donau zwischen Bratislava und Budapest umzuleiten und zu stauen. Schon in den fünfziger Jahren träumten tschechoslowakische und ungarische Stalinisten davon, die Donau in diesem Abschnitt für die Schiffahrt zu begradigen und durch ihre Stauung für die Stromerzeugung nutzbar zu machen.
Einen Staatsvertrag über das gigantische Staustufenprojekt schlossen die Tschechoslowakei und Ungarn 1977 ab. Ende der siebziger Jahre begannen die ersten Bauarbeiten. Südlich von Bratislava in der Tschechoslowakei entstand die Staustufe Gabčikovo. Und im Donauknie nördlich von Budapest entstand auf ungarischer Seite die Staustufe Nagymaros.
Doch die ungarischen Kommunisten hatten nicht mit dem Widerstand von Umweltschützern gerechnet – und vor allem nicht damit, daß das Staustufenprojekt das Ende ihrer Herrschaft auslösen würde. Seit Mitte der achtziger Jahre protestierten vor allem in Ungarn, aber auch in der Slowakei unabhängige Ökologen gegen Gabčikovo und Nagymaros. Zur auch international bekanntesten Gruppe wurde der ungarische „Donau-Kreis“. Ende der achtziger Jahre sympathisierten Millionen Ungarn mit der „Stoppt- Nagymaros!“-Bewegung. Auf deren regelmäßig abgehaltenen Demonstrationen ging es längst schon auch um den Sturz der Diktatur.
Während die ungarischen Kommunisten 1989 den Weiterbau von Nagymaros stoppten (ihre Herrschaft aber dadurch nicht mehr sichern konnten), führte die Tschechoslowakei den Bau von Gabčikovo fort und begann 1991 mit der Umleitung der Donau. Die unabhängige Slowakei stellte 1993 die sogenannte C-Variante – das Staustufenprojekt in slowakischer Alleinregie – fertig.
Die in Ungarn regierenden Ex-Kommunisten hingegen ziehen nun jahrzehntealte Pläne ihrer Vorgänger aus den Schubladen. Statt des wegen seines Namens und der damit verbundenen Geschichte „politisch sensiblen“ Nagymaros-Kraftwerkes soll im nur wenige Kilometer entfernten Pilismarot ein Staudamm errichtet werden – wofür es bereits in den fünfziger Jahren Entwürfe gab. Keno Verseck
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