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UCK ohne politischen Führer

■ Adem Demaci verläßt die Befreiungsarmee des Kosovo. SPD gibt kein Ja zu Nato-Einsatz

Priština/Bonn (AP/Reuters) – Der politische Führer der Kosovo- Befreiungsarmee (UCK), Adem Demaci, verläßt die politische Bühne. Das Büro des Politikers nannte gestern gesundheitliche Gründe für den Rücktritt Demacis, der sich in den vergangenen Monaten als Gegenspieler des gemäßigten Führers der Kosovo-Albaner, Ibrahim Rugova, hervorgetan hat.

Beobachter in der vom Bürgerkrieg heimgesuchten serbischen Provinz vertraten dagegen die Ansicht, daß es sich eher um eine „diplomatische Krankheit“ handele. Spannungen zwischen Demaci und dem Hauptquartier der UCK wegen der Weigerung der Hardliner, etwas anderes als die völlige Unabhängigkeit des Kosovos zu akzeptieren, seien vermutlich der Grund für Demacis Rückzug. Dieser werde die durch die militärischen Niederlagen ohnehin geschwächte Stellung der UCK weiter verschlechtern und Rugova stärken. Serbien und Montenegro lehnten zudem den Vorschlag der Kosovo- Albaner ab, die Provinz aus dem serbischen Staatsverband zu lösen und als dritte eigenständige Republik Jugoslawiens zu installieren.

Während in Belgrad der US- Unterhändler Christopher Hill zu neuen Verhandlungen über eine diplomatische Lösung der Kosovo- Krise erwartet wurde, streitet Bonn über eine militärische.

Die SPD erklärte, einem Nato- Einsatz nicht pauschal zuzustimmen. Parteichef Oskar Lafontaine sagte gestern in Bonn, wenn über einen Militäreinsatz entschieden werde, müsse man wissen, was für einer das sei und unter welchen Bedingungen er stattfinde. Die Aufforderung von Verteidigungsminister Volker Rühe (CDU), die SPD solle sich vor der Bundestagswahl klar hinter einen Militäreingriff der Nato stellen, bezeichnete Lafontaine als „verantwortungsloses Gebrabbel“.

Bundeskanzler Helmut Kohl stellte sich hinter seinen Verteidigungsminister: „Was Rühe gesagt hat, haben wir alle gesagt.“ Dieser hatte im Spiegel erklärt, die Nato müsse ein „klares militärisches Signal“ im Kosovo setzen. „Denn in spätestens drei bis fünf Wochen müssen wir handeln.“

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