Interview: Dieter Bänisch
: Keine Hooligans

■ Der Geschäftsführer von Jugend und Sport e.V. über Pauli-hassende HSV-Fans

taz: Wie habt ihr vom Verein Jugend und Sport e.V. auf die Angriffe in Stuttgart am Sonnabend reagiert?

Dieter Bänisch: Zunächst haben wir versucht, mit den Supporters Kontakt aufzunehmen. Wir haben uns frühzeitig darüber verständigt, daß es sich hier nicht um eine klassische Hooliganattacke handelte. Man kann ja nicht jeden randalierenden Jugendlichen als Hool bezeichnen. Damit kann man solche Vorfälle nicht erklären.

Wenn es keine Hools sind, wer ist dann für die Attacke verantwortlich?

Es gibt eine kleine Gruppe von HSV-Fans, die fanatische St. Pauli-Hasser sind. Die rasten völlig aus, wenn sie mit dem Millerntor in Kontakt kommen. Das Rationale schaltet sich bei denen dann komplett aus.

Und wie setzt sich die Gruppe vom Sonnabend zusammen?

Wer da in Stuttgart mitgemacht hat, ist mir nicht bekannt. Aber aus unserer langjährigen Arbeit mit der Fanszene können wir uns schon vorstellen, wer dabei war. Die gehören unterschiedlichen Gruppierungen der sogenannten Auswärtsfahrer an.

Die bilden also kein einheitliches Spektrum.

Es handelt sich wohl um eine relativ geschlossene Gruppe, die regelmäßig die Mannschaft begleitet. Aber sie haben ganz unterschiedliche Ausrichtungen. Da gibt es Supporters dabei, da fahren einzelne Fanclubs mit. Andere gehören zu keiner dieser Untergruppen. Aber alle sind fest verankert im harten Kern der Fanszene des HSV.

Also sind Aussagen, das seien keine echten HSV-Fans, falsch.

Ich kann nachvollziehen, daß die Verantwortlichen von Vereinsseite sagen, das seien keine echten Fans. Aber kein Verein kann sich seine Anhänger aussuchen. Der HSV will sich aber nicht aus der Verantwortung stehlen, die er als Orientierungspunkt dieser Leute hat. Der neue Vorsitzende Rolf Mares ist zum Glück auch einer, der das Problem mit kühlem Kopf angeht.

Wie wollt ihr in Zukunft mit diesen Fans umgehen?

Wir müssen jetzt versuchen zu erreichen, daß die Gegenreaktion nicht zu einer Eskalation führt. Der Konflikt muß endlich auf einer anderen Ebene geführt werden. Wir müssen den Fans bewußt machen, daß etwas falsch läuft. Interview: else