piwik no script img

„Erheblich gelitten“

■ Zweieinhalb Jahre Knast wegen Zuhälterei und sexuellem Mißbrauch

Zu Beginn des Verfahrens war der Staatsanwalt noch zu einem Deal bereit. Zwei Jahre auf Bewährung, wenn der Angeklagte „alle“ Vorwürfe einräume: „Dann sind Sie in ein paar Stunden frei.“ Doch Dominik G. wollte nicht. Nun wird er die nächsten Monate im Knast bleiben. Das Amtsgericht verurteilte gestern den 22jährigen Kiez-Club-Betreiber zu zweieinhalb Jahren Haft wegen Anstiftung zur Prostitution, Zuhälterei und sexuellen Mißbrauchs einer Minderjährigen.

Eigentlich ging es im Verfahren vorrangig ums Kiezmilieu. Danach hat Dominik G., als er im Januar die damals 16jährige Stripperin Andrea Boldt (Name geändert, d. Red.) in seiner Wohnung aufnahm, sie wenige Tage später in die Absteige Friedrichstraße geschickt. „Sie sagten ihr, daß sie dahingehen soll“, steht für Amtsrichter Raffael Krispien fest: „Sie haben sie zur Prostitution überredet.“ (taz berichtete)

Da der Angeklagte diesen Sachverhalt einräumt und auch Andrea Boldt angibt, nie mit Gewalt zum Anschaffen gezwungen worden zu sein, wäre der Kiezianer wohl mit einem blauen Auge davongekommen. Doch während Boldt am 24. Februar anschaffen war, ging G. mit einem Freund auf Fetentour. Auf einer Party lernten die beiden drei 17jährige Frauen kennen, mit denen sie in ihre Jugendwohnung fuhren.

Beide Männer sind mit zwei der Frauen ins Bett und ins Bad verschwunden. G. reichte das nach Auffassung des Gerichts nicht. Er sei später in ein Zimmer gegangen und über die schlafende dritte Frau hergefallen. „Sie meinten, über die muß man auch noch mal rübersteigen“, so Krispien. Erst als sie aufwachte und schrie, hätte er von ihr gelassen.

Dominik G. beteuerte dagegen, die junge Frau hätte „freiwillig“ mit ihm geschlafen. Das Gericht glaubt ihm nicht. „Das junge Mädchen hat hier nicht rumgequatscht, die hat erheblich gelitten.“ Durch ein Geständnis wäre es „den Mädchen erspart geblieben, hier nochmals auszusagen“, so Krispien.

Kai von Appen

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen