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Hotel-Pläne des Wirtschaftsressorts stoßen auf rot-grüne Kritik

„Eine Beleidigung für das Auge“ sei der Plan der Wirtschaftsbehörde, an die Schlachte auf drei Pon-tons ein schwimmendes Hotel mit 104 Zimmern zu legen, schimpft der SPD-Fraktionsvorsitzende Jens Böhrnsen. Wenn an der Schlachte ein Hotel entstehen sollte, dann dürften „Mindeststandards an Ästhetik und passender Optik“ nicht unterschritten werden.

Noch drastischer ist Dieter Mützelburg von den Grünen: „Kompletter Blödsinn“ sei diese Planung. „Erst wird die Schlachte mit Millionen-Aufwand zum Bummelboulevard umgestaltet und dann soll ein überdimensionierter schwimmender Schuhkarton den Anleger verschandeln.“ Mit 102 Metern soll das Hotel doppelt so gross sein wie die Oceana und den Charme eines gewöhnlichen dreistöckigen Hauses haben. Mützelburg greift eine Idee des Ortsamtsleiters Robert Bücking auf: „Warum zieht der Wirtschaftssenator nicht aus dem Schünemann-Haus aus und macht Platz für ein Hotel in Top-Lage?“

In der Wirtschaftsbehörde ist man selbst nicht glücklich über den Entwurf für das schwimmende Hotel, der seit einigen Wochen vorliegt. Eigentlich sollten an der Schlachte kommerzielle Schiffe für Geschäft und Leben sorgen. Bisher ist von den 16 Plätzen kaum einer fest und verbindlich vergeben, daher sucht die Wirtschaftsbehörde für das „Expo-Projekt Schlachte“ nach Hilfslösungen. Staatlich alimentierte Attraktionen sollen nun die Anleger zieren. Das Hotel sollte vollkommen privat finanziert werden, streicht der Sprecher der Wirtschaftsbehörde heraus, dafür hätte man drei Pontons gegeben.

Nicht bedacht wurde offenbar, dass ein „schwimmendes Hotel“ für einen Investor nur rentabel sein kann, wenn es eine erhebliche Grösse hat. Und dies ist eben mit dem Ambiente des Boulevard am Wasser nicht vereinbar, zumal das Hotel auf eine Länge von 100 Metern auch den Blick auf die Weser und auf die Teerhof-Halbinsel versperren würde.

Während der SPD-Fraktionschef den „schmucklosen Klotz“ verhindern will, setzt man in der Wirtschaftsbehörde auf eine „einvernehmliche Lösung“. Die Idee, das Schünemann-Haus zum Hotel zu machen, scheiterte bisher am fehlenden Interesse der Hauseigentümer. Die Schünemann-Erben haben allerdings einen für sie so günstigen Mietvertrag mit der Wirtschaftsbehörde, dass sie sich nicht zu Überlegungen gezwungen sehen, ob man das stattliche Bürohaus an der Schlachte auch anders verwerten könnte. K.W.

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