Kommentar: Binsenweise
■ Warum der Bericht der Enquete-Kommission ohne Folgen bleiben wird
Vorsorge ist besser als Nachsehen, Hilfe besser als Einsperren. Arbeit hilft dem Selbstbewusstsein und ist gut gegen Langeweile, Stigmata frustrieren: Binsenweisheiten, die überall gelten, nicht nur in der Jugendpolitik. Da aber auch. Deshalb ist es kein bisschen überraschend, was die Enquete-Kommission als „Strategien gegen die anwachsende Jugendkriminalität und ihre gesellschaftlichen Ursachen“ empfiehlt.
Und weil das alles so binsenweise ist, war es ziemlich sicher auch schon im vergangenen Jahr bekannt, als die Behörde für Schule, Jugend und Berufsbildung ambulante Hilfen zur Erziehung praktisch nicht mehr genehmigte. Und es war bekannt, als man in der Aufregung um den Mord an dem Kioskbesitzer Willy Dabelstein geschlossene Heime forderte.
Dieser Bericht bringt keine neuen Erkenntnisse. Er ist überflüssig. Er dient ausschließlich als Legitimation für völlig vernünftige Argumente, die eigentlich keiner Legitimation bedürften. Gäbe es da nicht den platten Populismus, den einschlägige Medien und gewisse Politiker vorsätzlich bei den BürgerInnen schüren. Denen entgegenzutreten und sich auf bestimmte Diskussionen erst gar nicht einzulassen, dafür braucht es Rückgrat, keinen 300seitigen Bericht.
Der lädt jetzt ein, sich zu Lieblichkeiten wie „sozialer Phantasie“ und einer „Kultur des Aufwachsens“ zu bekennen. Und weil man dazu schon ja sagt, kann man natürlich nicht garantieren, dass die Maßnahmen der Jugendhilfe aus der Konsolidierung herauskommen. Das aber wäre der Beginn einer Strategie. Sandra Wilsdorf
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