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FPD verlangt eine Entschuldigung

Ein Bischof, der Homosexuelle beleidigt, darf nicht weiter beim Militär predigen, fordert Guido Westerwelle

BERLIN taz ■ Jetzt werden die scharfen Geschütze aufgefahren. Am knackigsten formuliert seine Position der Fuldaer Erzbischof Johannes Dyba. Die Homo-Ehe widerspreche „nicht nur der Natur, sondern auch der Verfassung“, sagte er. Das Grundgesetz schütze Mütter und nicht „importierte Lustknaben“.

Dyba solle sich nicht „zum Ernst-August unter den deutschen Bischöfen machen“, konterte die FDP. Er solle sich entschuldigen, ansonsten müsse er seines Postens als Militärbischof enthoben werden. Dass es noch einigen Wirbel um die Homo-Ehe geben würde, war zu erwarten. Am deutlichsten bringt die CDU/CSU die Probleme der Hetero-Gesellschaft mit der Homo-Ehe auf den Punkt. Der Staat fördere Ehe und Familie um seiner „eigenen Selbsterhaltung“ willen. „Wenn der Gesetzgeber für einen Teil der nicht ehelichen Lebensgemeinschaften die Möglichkeit einer ‚Ehe light‘ eröffnet, werden bald auch die anderen diese Form wählen wollen“, so die Website der CDU-Bundestagsfraktion zur Homo-Ehe. Angela Merkel warnt vor „einem tiefen Einschnitt in unsere gesellschaftlichen Grundvorstellungen“, und der Vorsitzende des katholischen Bischofskonferenz, Karl Lehmann, befürchtet, es werde nun eine „uneingeschränkte Liberalisierung aller Lebensformen“ angestrebt. Generell hat die Union in Sachen Homo-Ehe verfassungsrechtliche Bedenken, die auch von den SPD-Mitgliedern Schily und Struck geteilt werden.

Während die Gegner der Homo-Ehe befürchten, diese werde der sexuellen Libertinage Tür und Tor öffnen, betonen ihre Befürworter deren bürgerlich-seriösen Charakter. „Ich möchte alles befürworten, das diese Menschen in die gegenseitige Verantwortung und Verpflichtung bringt“, betonte die Hamburger evangelische Bischöfin Maria Jepsen. Mit ihrer Befürwortung steht sie auf der Führungsebene ihrer Kirche allein. Hertha Däubler-Gmelin betont, dass die Homo-Ehe der „Stärkung von Bindung und Partnerschaft“ in der Gesellschaft diene. Und Guido Westerwelle (FDP) erklärt: „Jede Partnerschaft ist wertvoll, in der Menschen Verantwortung füreinander übernehmen.“ Auch Volker Beck von den Grünen mahnt zur Gelassenheit. In vielen Ländern gebe es Homo-Ehen und „nirgendwo ist das Abendland untergegangen“. Ganz offensichtlich teilen viele Bundesbürger diese Meinung. Nach einer Umfrage des Forsa-Instituts waren 56 Prozent der Befragten für eine Gleichstellung der homosexuellen Lebensgemeinschaften mit der Ehe und nur 37 Prozent dagegen. In den Niederlanden können sich Homopaare seit 1998 standesamtlich registrieren lassen.

URSULA TRÜPER

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